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Buchblick: Rohfütterung für Hunde – Silke Böhm

Mittlerweile gibt es einiges an Literatur zur Rohfütterung von Hunden auf dem Markt, mit teilweise sehr unterschiedlichen Ansätzen.
Zugegeben: Das Buch von Silke Böhm ist nicht wirklich neu, aber es ist mir jetzt erst in die Hände gefallen.

Gedacht ist das Buch als Einsteigerlektüre in das Thema „Rohfütterung für Hunde“, also sowohl die Vermittlung von Grundlagen, als auch Ideen für die Umsetzung in der täglichen Praxis.

Der erste Eindruck: Das Buch ist übersichtlich gegliedert, das Inhaltsverzeichnis deckt zunächst einmal alle wichtigen Punkte ab.
Zu Beginn geht die Autorin kurz auf die relevanten Punkte bei der Verdauung des Hundes ein, danach werden die gängigen Vorurteile in Bezug auf die Rohfütterung unter die Lupe genommen.

Das anschließende Kapitel behandelt Kosten, notwendige Anschaffungen und praktische Umsetzung der Rohfütterung im Alltag, wie etwa Ausrechnungen der Futtermenge, Fleischportionierung, Fleischbeschaffung, Aufbewahrung aber auch die Umstellung des Hundes.

Die Zusammensetzung des Futters kann einen jedoch stutzig werden lassen: Zwar legt die Autorin die üblichen 2-3% des Körpergewichts für die Errechnung der täglichen Futtermenge zugrunde, allerdings empfiehlt sie ein Verhältnis von etwa 30% Fleisch zu 70% Obst/Gemüse, bei älteren Hunden geht sie von einem 50/50-Verhältnis aus, da hier von einem höheren Bedarf an leichtverdaulichen Proteinen ausgegangen wird.
Das wirft erst einmal Fragezeichen auf, denn zu Beginn des Buches wird von der Autorin ausdrücklich darauf verwiesen, dass der Hund ein Karnivore ist, dessen bevorzugte Nahrung als direkter Nachkomme des Wolfes Fleisch ist.

Die Überlegung, ob es sich evtl. um einen schlichten Zahlendreher handelt, habe ich beim Lesen allerdings wieder verworfen, denn an anderen Stellen wird diese Zusammensetzung noch einmal wiederholt. Der Knochen-und Innereienanteil wird dagegen leider etwas ungenau definiert. 50 mg Calcium pro kg Körpergewicht des Hundes und Tag werden zugrunde gelegt, bei einem 10 kg Hund werden 5g Knochen oder 1/3 TL Eierschalen pro Tag empfohlen.
Die Fütterung von Innereien wird 2 x pro Woche angeregt, allerdings wird auf die genaue Menge nicht näher eingegangen. Welche Innereien gefüttert werden können, wird ebenfalls nur grob angerissen.

Die Gemüse- und Obstsorten dagegen werden sehr ausführlich behandelt, inkl. Jahreszeitenübersicht mit Verfügbarkeit von Obst-und Gemüsesorten sowie einer Negativliste.

Der mögliche wöchentliche Speiseplan wird inkl. verschiedener Schemata übersichtlich veranschaulicht, wenn leider auch ohne genauere Mengenangaben.
Futterzusätze wie Öle und Kräuter, Frischfütterung im Urlaub sowie die Ernährung von Welpen, laktierenden Hündinnen und älteren Tieren werden dagegen eher kurz abgehandelt.
Besonders zu der Ernährung von Welpen und Senioren würde man sich deutlich detailliertere Informationen wünschen. Denn z.B. die Berechnung der Gesamtfuttermenge und des genauen Calciumbedarfs für Welpen werden leider mehr oder minder komplett außen vorgelassen. Auch die empfohlene Zusammensetzung von 1/3 Fleisch zu 2/3 Gemüse bei der Welpenaufzucht kann nicht wirklich nachvollzogen werden.

Für den Teil „Allergien“ hat sich sich die Autorin Verstärkung von einer Tierrärztin geholt, der Gastbeitrag umfasst alle grundlegenden Informationen zu Futtermittelallergien und Ausschlussdiäten.

Abschließend führt die Autorin eine Art Tagebuch, in der sie den wöchentlichen und die Ernährung ihres eigenen Hundes protokolliert.

 

Fazit:

Will man sich einen allerersten Überblick über das Thema Rohfütterung verschaffen, kann man dies mit dem Buch zweifelsohne tun. Es ist einfach und flüssig zu lesen, aber weiterführende Informationen für die individuelle Umsetzung liefert (zu) wenige.
Für die praktische Umsetzung, die nicht das tägliche Drumherum betrifft, sondern konkrete Fragen wie Futtermenge, Zusammensetzung oder besondere Bedarfssituationen angeht, würde ich persönlich daher andere Bücher bevorzugen, denn tiefergehende Informationen werden zum Teil nur oberflächlich abgehandelt oder fehlen.

Auch wenn man nicht oft genug sagen kann, dass es nicht DIE ultimativ richtige und einzige Form der Rohfütterung bei Hunden gibt, die Zusammensetzung von 2/3 Gemüse zu 1/3 Fleisch gefällt mir für Karnivoren einfach nicht.
Und – zugegeben eigentlich nebensächlich – eine Sache des Lektorats stört mich ebenfalls. Auf der Rückseite des Buches sind u.a. Avocados und Rosinen abgebildet, also Lebensmittel, die Hunde in keinem Fall fressen dürfen.
Das nun ausgerechnet für Hunde schädliche Bestandteile neben Fleisch und Fisch prominent plaziert sind und sich dadurch bei Neulingen in der Materie evtl. unwissentlich besonders einprägen, ist nicht gut gelöst. Ansonsten ist das Buch reichlich und ansprechend bebildert.

Silke Böhm – Rohfütterung für Hunde: Frischfleischfütterung leicht gemacht!
Cadmos Verlag
Broschiert, Kostenpunkt 10,95 €

 

Ute Wadehn:
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