Ja, ja…die Samtpfoten machen es einen zugegebenermassen nicht immer leicht, will man sie auf BARF / Rohfleisch umstellen. Aber nicht nur das – hat man sich erst einmal dazu entschieden, es mit dem Katzen barfen zu probieren, stellt sich schnell die Frage nach dem „Wie soll ich denn eigentlich am besten anfangen?“.
Deswegen hier noch einmal eine „Schritt-für-Schritt-Anleitung“ für alle (zukünftigen) Katzen-Barfer:
Table of Contents
1. Katzen barfen heißt: Klein anfangen!
Grund dafür ist ein natürlicher Schutzmechanismus, der sich Neophobie nennt.
Der Plan, von jetzt auf gleich von industriellem Futter auf fertig supplementiertes Rohfleisch umzustellen, ist daher auch – na, sagen wir mal vorsichtig – gewagt. 🙂
Deswegen: Ab zum Fleischer und erst einmal eine kleine Portion Geflügelfleisch, Hühnerherzen oder Rindergulasch kaufen. In kleine Stücke schneiden und der Katze anbieten, gern auch aus der Hand.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
- Deine Katze frisst das rohe Fleisch, im Idealfall begeistert, vielleicht auch erst einmal mit langen Zähnen, aber sie frisst es. Perfekt.
- Deine Katze schaut euch an, als wärt ihr nicht mehr ganz bei Trost und verweigert das rohe Fleisch beharrlich. In diesem Fall wird es etwas schwieriger, denn dann musst Du in die Trickkiste greifen und Dich innerlich schon einmal auf einen längeren Kampf einstellen – mehr dazu später.
2. Aufbauarbeit: Entdeckung der Langsamkeit
Nehmen wir also an, Deine Katze frisst das rohe Fleisch. Das ist eine hervorragende Grundlage, um sich Schritt für Schritt weiter vor zu tasten. Der nächste Schritt wäre also z.B., dass Du andere Fleischsorten auswählst und auf dieselbe Art und Weise verfütterst.
So merkst Du recht schnell, welche Vorlieben es evtl. gibt.
Du kannst dann bis zu etwa 20% der Gesamtfuttermenge durch rohes Fleisch ersetzen, ohne dass Du das Fleisch mit weiteren Zusätzen versehen musst. Jedenfalls solange Du parallel noch ein industrielles Alleinfuttermittel fütterst.
3. Die Königsdisziplin: Zusätze und wie Du Deine Katze davon überzeugst
Wenn Deine Katze nun regelmäßig rohes Fleisch frisst, kannst Du den Anteil langsam steigern. Wenn Du 2 x pro Tag fütterst , kann man z.B. eine der beiden Mahlzeiten durch Rohfleisch ersetzen. Aber Achtung: Füttert man längerfristig bzw. dauerhaft einen BARF-Anteil von über 20%, müssen bestimmte Zusätze ans Fleisch. damit die Fütterung ausgewogen ist.
Aber, natürlich, warum sollte es auch einfach sein – nicht alle Katzen mögen direkt alle Zusätze gleichermaßen, auch da muss man wieder ausprobieren.
Grundsätzlich hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man greift am Anfang zu einem Komplett-Präparat wie etwa das Felini Complete oder easy BARF oder man stellt eine eigene Mischung aus verschiedenen natürlichen Zusätzen her.
Beide Varianten haben Vor-und Nachteile:
a. Komplett-Präparat wie Felini Complete / easy B.A.R.F
Wie der Name schon sagt, ist in Komplett-Präparaten alles enthalten, was Katzen an Calcium, Spurenelementen und Vitaminen braucht. Man dosiert hierbei im Normalfall pro 100g Fleisch, was die Handhabung sehr einfach macht. Zudem ist z.B. das Felini Complete sehr geruchs-und geschmacksneutral sowie hypoallergen, was für eine hohe Akzeptanz bei Katzen sorgt.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, fängt trotzdem mit sehr kleinen Mengen an und steigert dann langsam bis zur benötigten Dosierung.
Will man zusätzlich Knochen oder Leber füttern, ist das Felini Complete nicht geeignet, weil hier bereits ausreichend Calcium und Vitamin A enthalten ist.
In diesem Fall sollte die Wahl auf easy B.A.R.F. basic fallen, da dieses Präparat zwar alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente enthält, aber kein Calcium. Auch bei der Vitamin A-Dosierung hat man noch 5% Luft nach oben, so dass auch ab und an zusätzlich Leber gefüttert werden kann.
b. Einzelne Supplemente selbst zusammen gestellt
Selbstverständlich kann man das Fleisch auch mit einzelnen Ergänzungen supplementieren.
Beispiele sind z.B.:
- Bierhefe zur Ergänzung des Vitamin-B-Komplexes
- Fortain zur Ergänzung von Eisen
- Leber zur Vitamin-A-Versorgung
- Lachs oder Lammherz zur Vitamin-D-Supplementierung
- Eierschalenmehl oder Fleischknochenmehl für ausreichend Calcium
- Vitamin E-Tropfen oder Kapseln als Vitamin-E-Lieferant
- etc. pp.
Was in welcher Menge in die Fütterung muss, hängt davon ab, wie Deine Fütterung aufgebaut ist. Der Grundsatz ist immer: Das, was die Katze braucht und durch die Basis-Zutaten wie Fleisch, Knochen, Innereien, Fisch etc. nicht an Nährstoffen abgedeckt ist, muss über Zusätze ergänzt werden.
An dieser umfangreichen Aufzählung von möglichen Zusätzen kann man auch direkt die Vor-und Nachteile erkennen:
- Zum einen benötigt man relativ viele unterschiedliche Supplemente, um den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen auf natürliche Art abzudecken.Sprich: Es besteht die realistische Chance, dass das ein oder andere Supplement von Katzen nicht direkt angenommen wird.
- Zum anderen muss die benötigte Menge für die einzelnen Bestandteile jeweils separat berechnet werden, was natürlich etwas aufwändiger ist und Vorkenntnisse erfordert.Denn auch, wenn es im Internet mittlerweile einige Kalkulatoren gibt, mit denen man die jeweiligen Mengen für die Supplemente recht einfach berechnen kann, erfordert die Zusammenstellung als solche definitiv, dass man weiß, was man da tut, will man es sinnvoll machen.
Zudem legen die einzelnen Kalkulatoren oftmals unterschiedliche Bedarfswerte für die Berechnungen zugrunde, je nach Quelle variieren diese Angaben mehr oder minder geringfügig. Das sollte man einfach wissen und im Hinterkopf behalten, wenn man Kalkulatoren nutzt.
Der große Vorteil ist jedoch, dass die Supplemente auf diese Art und Weise individuell auf den kätzischen Bedarf abgestimmt werden können. Besonderheiten bei älteren Katzen, sehr jungen Katzen oder bei chronischen Erkrankungen können sehr gut berücksichtigt werden. Man kennt darüber hinaus zudem wirklich jeden einzelnen Futterbestandteil, was z.B. bei Allergien wichtig sein kann.
Und zu guter Letzt, aber nicht unerheblich: Auf diese Art und Weise kann Abwechslung im Futter einfach gewährleistet werden.
Wenn Du Dich dazu entscheidest, Futterergänzungen einzeln zusammen zustellen, sollte folgende Grundausstattung im Haus sein:
- Lachsöl oder Krillöl
- Seealgenmehl
- Taurin
- Wenn Du keine Knochen füttern möchtest: Fleischknochenmehl / Eierschalenmehl als Calciumlieferant
- Feinwaage (optional, aber für das Abwiegen der Supplemente sehr hilfreich)
- scharfes Messer / Holzbrett zum Schneiden
Für welche Variante Du Dich entscheideet, solltest Du in erster Linie von der Katze selbst abhängig machen. Insbesondere bei Vorerkrankungen empfiehlt sich eine individuelle Zusammenstellung. Für Einsteiger mit einer gesunden, ausgewachsenen Katze hingegen ist die Verwendung eines Komplett-Präparates ein unproblematischer Ansatz, der den Einstieg in das Katzen barfen etwas erleichtern kann.
Frankenprey
Das ist ein Fütterungskonzept, das weitestgehend ohne Zusätze auskommt und versucht, ein Beutetier relativ genau nachzubauen.
Beim Frankenprey besteht eine Ration daher aus Muskelfleisch, Herz, Knochen und Innereien.
Im Einzelnen sieht das so aus: 85-83% Muskelfleisch mit einem Fettanteil von 10-12%, davon 30-50% Herz. Dazu kommen 5-7% schiere Knochen und 10% Innereien (davon 50% Leber und 50% andere Innereien wie Milz, Niere, Lunge).
Wenn die Katze Ballaststoffe benötigt, legt man den Anteil auf 5% fest und zieht diese vom Muskelfleischanteil ab (dann hat man also nur noch 78-80% Muskelfleisch in der Ration).
Dazu kommt eigentlich nur Lachsöl oder Krillöl.
Den hohen Herzanteil hat man deswegen, damit die Taurinzufuhr gesichert ist, denn Herz enthält besonders viel davon. Blut kann man bei dieser Fütterungsvariante als natürliche Eisenquelle ergänzen. Wenn Du keine Milz und /oder viel helles Fleisch verfütterst, ist die Ergänzung empfehlenswert.
Die Vor-und Nachteile dieser Fütterungsform liegen auf der Hand: Ein Vorteil ist ganz sicher, dass man versucht, so nah wie möglich am natürlichen Beutetier zu bleiben. Auch wenn Katzen sich mit Futterergänzungen schwer tun, ist Frankenprey ideal. Das Problem: Kann man einen Futterbestandteil nicht verfüttern (zum Beispiel, weil die Katze keine Knochen verträgt oder Innereien nicht frisst), dann braucht man meistens trotzdem Zusätze. Außerdem ist die Versorgung mit Vitamin D und Jod auf natürlichem Wege so nicht gesichert, daher muss man diese Zusätze eigentlich in jedem Fall auch bei Frankenprey einsetzen.
Und auch bei Erkrankungen wie CNI, bei denen bestimmte Zutaten wie Knochen nicht in Frage kommen, muss man dann doch wieder mit Zusätzen aushelfen.
4. So machst Du es richtig: Rationen / Rezepte zusammenstellen
Das Katzentier frisst also das Fleisch und akzeptiert auch die (meisten) Supplemente? Hervorragend. Dann also auf zum finalen Schritt: Die Rationen selbst zusammenstellen.
Die Menge, die man pro Tag gesamt verfüttert, liegt bei etwa 25-40g Fleisch pro Kilo Körpergewicht der Katze. Bei Freigängern orientiert man sich aufgrund der höheren Aktivität eher im oberen Bereich, bei Wohnungskatzen der geringeren Bewegung eher im unteren Bereich. Bei einer 4-kg-Katze liegt man also in etwa zwischen 100g und 160g Fleisch pro Tag.
Davon sollte der überwiegende Teil Muskelfleisch sein, gut durchwachsen (Fett ist ein wichtiger Energiespender bei Katzen!).
Herz sollte beim Katzen barfen ebenfalls nicht fehlen (der Anteil kann bis zu 20% betragen, es wird von Katzen gerne gefressen und enthält zudem wichtiges Taurin), ergänzen kann man z.B. prima mit Hühner-oder Putenmägen.
Auch hier gibt es mehrere denkbare Varianten:
- Möglichkeit 1 besteht darin, jede Portion jeweils frisch zuzubereiten.
D.h., man kauft entweder Frischfleisch für ein oder zwei Tage, portioniert die Menge nach Bedarf und gibt die benötigte Menge an Supplementen dazu. Es gibt Katzen, die diese Variante bevorzugen, dann muss man da leider hindurch, wobei der Aufwand natürlich etwas höher ist. - Möglichkeit 2 ist, dass man eine grössere Menge Fleisch (sagen wir 1 – 2 kg) zusammen mischt, die Zusätze ergänzt und dann in Tagesportionen abgefüllt einfriert.
Die meisten Zusätze können ohne nennenswerten Qualitätsverlust tiefgefroren werden, zumindest gibt es hierfür bis dato keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte.
Lachsöl sollte immer frisch auf die jeweiligen Portion gegeben werden.
5. BARF für Katzen: Beispielrezepte
Wie eine Zusammenstellung für mehrere Tage nach dem oben beschriebenen Schema aussehen könnte, seht ihr im nachfolgenden Teil.
Vorweg schicken muss man, dass es sich um Zusammenstellungen für ausgewachsene, gesunde Katzen handelt und keins dieser „Rezepte“ einen Anspruch auf absolute Vollständigkeit / Richtigkeit hat.
Beispiel für ein Rezept mit einem Komplettpräparat:
1000 g Putenfleisch mit Haut
500 g Hühnerherzen
500 g Hühnermägen
60 g tierisches Fett (Rinderfett, Geflügelfett, Fischfett, ungewürztes Gänseschmalz…)
24 g Felini Complete
600 g Wasser
Lachsöl bzw. Fischöl oder Krillöl jeweils pro Tag frisch hinzugeben.
Fleisch bei Bedarf klein schneiden, ebenso die Hühnermägen. Die Hühnerherzen können im Ganzen gefüttert werden.
Fleisch und Zusätze miteinander vermengen, Wasser hinzugeben, gut (!) durchmischen. Bitte an die Hygiene und zügige Verarbeitung denken.
Ergibt etwa 14 Tages-Portionen für eine 5 kg-Katze, bei einer 4 kg-Katze wären es dann etwa 16 Portionen.
Beispiel für ein Rezept einzelnen Supplementen:
1000 g durchwachsenes Rindfleisch
500 g Rinderherz
500 g durchwachsenes Lammfleisch
50 g Rinderleber
70 g Lachs
12 g Eierschalenmehl
16 g Fortain
3-4 Tropfen allcura Vitamin E
4 g Bierhefe
3 g Taurin
2 g Salz
Seealgenmehl (die genaue Menge hängt vom Jodgehalt des Seealgenmehls ab, das muss man individuell nach dem Bedarf der Katze errechnen)
optional:
50 – 100g Ballaststoffe (z.B. gequollene Flocken, gekochte Karotten oder gekochtes Getreide)
600g Wasser
Lachsöl jeweils pro Tag frisch hinzugeben.
Vorgehensweise siehe oben.
6. Dieser Weg wird kein leichter sein? Tipps & Tricks
Besonders bei „Mäkelkatzen“ braucht man einen langen Atem und viel Geduld. Daher darf man eins nie machen: Sich wieder mehr als einen Schritt zurück bewegen. Die Katze frisst eine neue Fleischsorte nicht? Dann lass diese erstmal weg und füttere Fleischsorten, die bislang gefressen wurden.
Ein neuer Futterzusatz wird verweigert? Dann wieder zurück zum den Supplementen, die schon mitgefressen wurden. Und das „neue“ Supplement dann in ganz kleinen Mengen noch einmal aus probieren.
Vor allem immer wieder, bei Katzen greift oft der Gewöhnungseffekt. Sorgen machen, dass der Katze etwas fehlt, wenn man nicht alle Zusätze in der benötigten Menge füttert, musst Du Dir erst einmal nicht. Für wirkliche Mangelzustände bedarf es schon eines längeren Zeitraums. Im Zweifelsfall oder in ganz schlimmen Mäkelphasen kann man problemlos ein hochwertiges (!!) Nassfutter ergänzen.
Wer allerdings die Geduld verliert und bisherigen Trockenfutter-Junkie-Katzen wieder Trockenfutter anbietet, macht sich selbst das Leben unnötig schwer. Konsistenz und Geschmacksintensität unterscheiden sich einfach zu sehr vom Rohfleisch.
Auch der Irrglaube, dass die Katze unbedingt jede Mahlzeit fressen muss, ist häufig Ursache für „Misserfolge“: Frisst die Katze das Rohfleisch nicht, dann räumt man es weg und bietet bei der nächsten Mahlzeit wieder eine neue Portion an.
Aber: Auch ausgewachsene, gesunde Katzen nie mehr als 24 Std. hungern lassen. Kranke Katzen und Katzen im Wachstum müssen fressen, das hat absoluten Vorrang vor allem anderen!
Überzeugungsarbeit kann man auch leisten, indem man das Fleisch kurz andünstet und die Garstufe dann nach und nach verringert. Das leicht warme Fleisch ist für Katzen erfahrungsgemäß besonders attraktiv, wahrscheinlich ist es dem gerade erjagten Beutetier besonders ähnlich.
Man kann auch z.B. etwas Flüssigkeit des bislang gefütterten Nassfutters über das rohe Fleisch geben.
Selbst erjagtes Fleisch übt teilweise ebenfalls einen besonderen Reiz auf Katzen aus: Die gängigen Tricks, wie beim Fleisch schneiden ein Stück mal „ganz zufällig“ zu Boden fallen zu lassen oder das Fleisch zur „Erbeutung“ auf der Arbeitsplatte stehen lassen (am besten noch leicht abgedeckt, so dass die Katze sich anstrengen muss, um dran zu kommen) und aus dem Raum gehen, kann auch funktionieren.
Viele Katzen fressen „Fleisch am Stück“ lieber als gewolftes Fleisch. Teste bei Gelegenheit mal, ob Deine Katze eine Variante lieber mag als die andere.
Alles in allem muss man jedoch einfach ausprobieren und darf sich so schnell nicht entmutigen lassen. Denn eins muss man immer im Hinterkopf halten: Richtig gemacht, gibt es für Katzen keine artgerechtere Ernährung als BARF.
7. Zusammenfassung
- Fleisch kaufen und in kleinen Portionen als Ergänzung zum „regulären“ Futter anbieten.
- Mit Fleisch beginnen, das von Katzen gerne gefressen wird: Geflügel, Hühnerherzen, Rinderherz, Kaninchen
- Nicht aufgeben. 🙂
- Zusätze nach und nach einführen, minimale Mengen erleichtern die Akzeptanz.
- Nicht aufgeben. 🙂
- Tricksen ist erlaubt! Fleisch andünsten oder „erjagen“ lassen.
- Beharrlich bleiben, nie mehr als einen Schritt zurück gehen, wenn etwas nicht akzeptiert wird.
Katzen sind Gewohnheitstiere!