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5 Anregungen, wie Du Dich bei BARF mehr auf das Wesentliche konzentrieren kannst

Es ist Montag Morgen. Du bist eh spät dran und würdest den Himmel was für eine zweite Tasse Kaffee geben. Aber die Zeit drängt, und der Hund steht mitten im Weg und schaut dich vorwurfsvoll an. Stimmt, der muss ja  auch noch gefüttert werden.

Und dann merkst Du, dass Du vergessen hast, eine Ration Fleisch für den Hund aufzutauen. Mist.

Ok, dann eben später. Du schaust ins TK-Fach und siehst, dass nur noch ein paar Pakete mageres Rindfleisch da sind.
Das hat der Hund aber schon die letzten drei Tage bekommen. Und in letzter Zeit eigentlich auch ganz schön oft. Ob das vielleicht falsch war?

Hat die Bekannte in der Hundeschule vielleicht doch Recht, wenn sie sagt, dass BARF nie so ausgewogen wie Fertigfutter und man den Hund damit krank füttern kann? Solltest Du mal ein Blutbild machen lassen? Oder einen Futterplan?

Kennst Du das? Dass Dich diese ganze Rohfütterungs-Geschichte irgendwie stresst, obwohl Du doch eigentlich denkst, dass es die beste Fütterung für Dein Tier ist?

 

1.  Grundlagenwissen zu BARF / Rohfütterung aufbauen

Bei der Rohfütterung hat man insbesondere zu Beginn oft das Gefühl, es sei wahnsinnig kompliziert. Das, was einem die Fertigfutterindustrie einem vielleicht jahrelang abgenommen hat, muss man plötzlich selbst gedanklich erarbeiten und umsetzen. Deswegen ist es wichtig, ein Grundlagenwissen aufzubauen.

Dazu gehört:

  • Gesamtfuttermenge pro Tag
  • Welche Bestandteile und warum? (Stichwort Protein / Fett / Kohlenhydrate)
  • Calcium / Phosphor – Bedarf  (Und ist der einzige Punkt, bei dem man zum einen wirklich einen genauen Bedarfswert kennen sollte und zum anderen den Bedarf als Richtwert für den eigenen Hund einmal durchrechnen sollte. Eine Milligramm-genaue Fütterung pro Tag anhand des errechneten Wertes ist im Normalfall bei einem ausgewachsenen, gesunden Tier nicht notwendig, aber man braucht den Wert zur Orientierung)
  • Fettlösliche Vitamine A  / D / E und,  aber für die Rohfütterung weit weniger von Belang, Vitamin K
  • Fett und ungesättigte Fettsäuren
  • Bei Katzen zusätzlich: Taurin / Aminosäuren

Hat man diese Prinzipien und Mechanismen einmal verstanden und abgespeichert, hat man beste Voraussetzungen, mindestens (!) genauso gutes Futter wie industriell gefertigte Futtersorten selbst zubereiten zu können. Die genannten Punkten muß man nicht ernährungsphysiologisch bis ins Detail auseinander klamüsern können, es geht aber um ein grundlegendes Verständnis.

Warum ist das wichtig?

Nun, zum einen möchte und sollte man natürlich wissen, wie man das Futter so zusammenstellt, dass der Hund oder die Katze ausreichend versorgt ist.

Zum anderen hilft es auch ganz ungemein, eigene Unsicherheiten auszuräumen. Das gilt auch insbesondere bei Nachfragen oder der Konfrontation mit Vorurteilen von außen, die die Rohfütterung betreffen. („Was, barfen? Da bekommt der Hund doch Würmer, Mangelerscheinungen und wird blutrünstig“ etc. pp.)

 

2. Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden

Ein Punkt, der zugegebenermaßen gerade zu Beginn nicht so ganz einfach ist. Das Grundlagenwissen (siehe 1.) hilft in jedem Fall, Prioritäten richtig einordnen zu können.
Für Einsteiger ist es genauso wenig sinnvoll, alle Bedarfswerte im Detail ausrechnen zu wollen wie gar keinen Überblick über Nährwerte und ihre Funktionen zu haben.
Diskussionen, wieviel Zink oder Mangan der Hund oder die Katze denn jetzt eigentlich benötigt, sind überflüssig. Egal, was auch immer man wo hört oder liest: Sich selbst fragen, ob dies wirklich wichtig sein kann.
Nehmen wir das Beispiel Zink und nehmen wir an, Du fragst dich, ob Dein Hund genug davon bekommt, kennst aber den Bedarf nicht. Das was Du aber sicher weisst: Zink ist ein Spurenelement. Der Name verrät bereits, dass es in eher kleinen Mengen, Spuren, benötigt wird. Du weisst vielleicht auch, dass Zink in vielen Lebensmitteln tierischen Ursprungs vermehrt vorkommt, Fleisch und Innereien, aber auch in Fisch / Meeresfrüchten und Milchprodukten. Dein Hund ist ein Carrnivore, benötigt Zink in sehr kleinen Mengen und seine Fütterung besteht überwiegend aus Fleisch und Innereien? Also? Genau.

Der Vollständigkeit halber: Es gibt ein Zinkmangelsyndrom, von dem gerne angeführt wird, dass es bei gebarften Hunden besonders häufig zu finden ist. Bei einer gut zusammengestellten Fütterung ist dies allerdings auch bei BARF eher selten bzw. oft in Verbindung mit anderen Erkrankungen stehend.Auch Verdauungsauffälligkeiten werden oft überbewertet. Es ist nicht wirklich ungewöhnlich, dass Hunde ab und an mal etwas breiigen Kot oder sogar Durchfall haben. (Bei Katzen ist das schon ungewöhnlicher, da wäre eher Verstopfungen ein Thema.)

Einmal in einem unbeobachteten Moment etwas Undefinierbares gefressen, Schnee geleckt, bei der Fütterung vielleicht etwas viel Innereien oder Öl  erwischt und schon ist es passiert.

Wenn man in Bezug auf die Rohfütterung unsicher ist, neigt man dazu, alles der Fütterung zuzuschreiben.
War das Fleisch vielleicht nicht in Ordnung? Futtermittelunverträglichkeit? Muss ich die Fütterung umstellen? Es hilft sehr, wenn Du in solchen Momenten ruhig bleibst. Beobachte Deinen Hund, lass ihn evtl. einen Tag fasten oder koch ihm eine Moro´sche Möhrensuppe. Meistens ist der Spuk nach ein, zwei  Tagen vorbei.

Manchmal wird wirklich eine bestimmte Fleischsorte nicht vertragen, die lässt Du dann einfach weg. Bei immer wiederkehrenden und/oder langanhaltenden, heftigen Durchfällen gehört der Hund oder natürlich auch die Katze zum Tierarzt, das aber sollte aber klar sein.

 

3. Individuell denken und handeln

Jedes Tier ist ein Individuum und man selbst ist es auch. Das bedeutet auch, dass es nicht DIE einzig mögliche oder richtige Form der Rohfütterung gibt.

[bctt tweet=“Es gibt nicht nur eine einzig mögliche oder richtige Form der Rohfütterung.“]
Es gibt bestimmte Formen der Rohfütterung, die besonders „gängig“ sind, weil sie sich über einen langen Zeitraum bewährt haben. Das heisst aber nicht, dass man diese 1:1 übernehmen muss.

Es gibt Hunde und Katzen, die z.B. mit Knochenfütterung nicht zurecht kommen, egal, welche Tipps und Tricks man beherzigt.
Auch wenn Knochenfütterung die natürlichste und unkomplizierteste Form der Calciumversorgung ist – in diesen Fällen muss man auf Alternativen ausweichen. Dann wählt man einen Calciumzusatz wie Fleischknochenmehl für die Calciumversorgung.  Das funktioniert genauso gut.

Gleiches könnte man auch auf  jeden anderen Futterbestandteil übertragen und in fast allen Fällen gibt es geeignete Alternativen. Schließlich ist Dein Tier, um das es geht, das Wichtigste und daran sollte die Fütterung angepasst sein.
(Und genau das ist ja auch das Großartige an der Rohfütterung, dass man die Fütterung so einfach selbst anpassen kann!)

 

4. Abwechslungsreich füttern

Abwechslungsreich füttern bedeutet, dass man eine größtmögliche Bandbreite an Nährstoffen in der Fütterung gewährleistet.

Dabei taucht gerne die Frage auf, warum man das eigentlich so handhaben soll, wenn der Wolf, den man gemeinhin als Hunde-Pendant in Ernährungsfragen heranzieht, sich doch eigentlich recht einseitig in Bezug auf mögliche Beutetiere ernährt.

Und bei Katzen ist das Beutetierspektrum ja meistens noch ein wenig enger.

Der Grund liegt darin, dass das meiste Fleisch heute von Zuchttieren stammt. Der Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen weicht zum Teil von dem frei lebender Tiere ab, was wiederum von Haltungsbedingungen, Alter des Schlachttieres und Zuchtlinien beeinflusst ist.

Schaut man sich die Nährwerte der einzelnen Fleischsorten genauer an, stellt man recht schnell fest, dass diese im Großen und Ganzen relativ ähnlich sind.  Wobei es aber bei einzelnen Fleischarten deutliche Ausreißer nach oben gibt, was z.B. Vitamine angeht.

Leber z.B. ist ein sehr guter Vitamin A-Lieferant, Rinderleber weist dabei deutlich mehr Vitamin A auf als Hühnerleber.
Lammherz enthält nennenswerte Mengen Vitamin D, während der Anteil bei Rinderherz eher zu vernachlässigen ist, beides sind darüber hinaus gute Taurin-Lieferanten.

Wenn man also Abwechslung in die Fütterung bringt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge verfügbar sind.

 

5. Kompromisse eingehen

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Tendenz besteht, alles perfekt machen zu wollen. Das kann man auch gerade beim Thema Rohfütterung immer wieder beobachten. Öfter mal mit dem Ergebnis, dass einen die ganze Art der Fütterung stresst, einen alles kirre macht und man alles wieder aufgibt. Obwohl man sieht, dass es seinem Hund ebzw. seiner Katze glänzend damit geht.

Deswegen, ganz wichtig: Perfektionismus ist bei der Rohfütterung meistens fehl am Platze. Gut reicht. Auch hier gilt: Better done than perfect. Bei einem kraken Tier gelten allerdimngs andere Maßstäbe, wenn Du Dir unsicher bist, zieh bitte einen Ernährungsberater oder fachkundigen Tierheilpraktiker hinzu.

Und: Macht es Dir einfach.
Zum Beispiel, in dem Du für einen gewissen Zeitraum die Portionen in einer ruhigen Stunde einfach schon mal vorbereitest.
Wenn fürs Gemüse pürieren keine Zeit ist – falls Du Gemüse für Dich kochst, koch für den Hund einfach etwas mit. Gemüse grundsätzlich ganz wegzulassen (Frankenprey, Prey Model Raw) ist genauso eine Option wie Flockenfütterung. Jeder, wie er mag.

Für Zeiten, in den alles schwierig und euch alles zuviel ist (und das kennt jeder von uns!) – legt euch ein paar Fertig-Barf-Menüs ins TK-Fach. Mach Dir bewusst, dass es nicht schlimm ist, wenn der Hund oder die Katze über einen gewissen Zeitraum nicht völlig ausgewogen gefüttert wird. Ein ausgewachsener, gesunder Organismus ist in der Lage, kurzfristig Mängel oder Überschüsse auszugleichen.

Wem Knochenfütterung zuviel Gedöns und Sauerei ist – gewolfte Knochen kaufen oder einen Calciumzusatz verwenden. Werden nur bestimmte Fleischsorten vertragen  – dann füttert diese, auch wenn die Auswahl kleiner ist.
Mach Dir den Spass, den Rohfütterung macht, nicht kaputt. Schon alleine, weil man durch artgerechte Fütterung sehr schnell positive Veränderungen an seinem Tier beobachten kann.

 

Zusammenfassung:

BARF / Rohfütterung ist nicht übermäßig kompliziert. Es ist wie mit so vielem: Man sollte sich mit der Materie  beschäftigen, denn die Grundkenntnisse benötigt man, da kommt man nicht drumherum.

Die Fütterung passt man aber im Laufe der Zeit ganz automatisch immer wieder an das zu versorgende Tier an und auch an die eigenen Lebensumstände an. Wer sich nicht beruflich mit der Ernährung beschäftigt ;-), muss sich nicht in Details verlieren.

Ohne Vorkenntnisse einfach anzufangen mit „ich fütter jetzt mal irgendwie Fleisch“ ist allerdings mehr als fahrlässig.
Bei Tieren mit einem besonderen Bedarf gilt es, sich umfassend und sorgfältig zu informieren. Egal,  ob  Hund oder Katze sehr jung, sehr alt und / oder chronisch krank ist.
Ist man sich in solchen besonderen Bedarfsituationen nicht sicher und braucht zusätzliche Unterstützung, dann sollte man einen auf Rohfütterung spezialisierten und erfahrenen Tierheilpraktiker hinzu ziehen, sich einen Futterplan erstellen oder  sich beraten lassen.

Ute Wadehn:
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