Nährstoffmangel in der Rohfütterung – Wie wahrscheinlich ist das eigentlich?


„In fast allen Barf-Rationen fehlen Spurenelemente und fettlösliche Vitamine. “
„70% der BARF-Rationen weisen eklatante Mängel bei der Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen auf“.

Wenn man den Satz so oder so ähnlich (und es gibt ihn in unzähligen Variationen!) irgendwo im Netz liest und vielleicht gerade erst angefangen hat zu barfen, ist man schnell verunsichert. Oder zumindest kommt man ins Grübeln. Insbesondere, wenn der Satz auf tierärztlichen Seiten zu finden ist oder in Dissertationen bzw. Diplomarbeiten. Was, wenn da was dran ist?
 
Die Frage ist also: Stimmt das?
Und auch bei der Antwort auf diese Frage gilt: Es könnte alles so einfach sein – ist es aber nicht.
Oder zumindest nicht immer.
 
Denn erstmal muss man dafür eigentlich wissen, welche Bedarfswerte zur Beurteilung der Rationen herangezogen werden. Das wird aber nicht immer transparent kommuniziert, insbesondere auch, wenn es um computergestützte Berechnungen geht.
Viele Rationsüberprüfungen basieren auf den Werten des NRC, aber gerade auch für Katzen gibt es unterschiedliche Angaben und Quellen für Mindestzufuhr und Erhaltungssatz verschiedener Nährstoffe. Manchmal weichen sie nicht wesentlich voneinander ab, manchmal nicht unerheblich, wie etwa bei Vitamin A.
Und was auch meistens nicht klar ersichtlich wird: Wo liegt denn die Grenze für „nicht ausgeglichen“? Welche prozentuale Abweichung wird bei den einzelnen Bedarfswerten als kritisch angesehen?

Denn eine Abweichung von, sagen wir 5%, wäre bei einem Spurenelement, dass in sehr kleinen Mengen benötigt und dessen natürliches Vorkommen eher gering ist, anders einzuschätzen als beispielsweise bei Vitamin A.

Und, was man auch nicht immer in allen Einzelheiten erfährt: Wie die überprüften Rationen im Detail zusammen gesetzt sind. BARF wird mittlerweile als Synonym für alle Arten der Rohfütterung verwendet.

Begrifflich wird dabei oft nicht unterschieden, ob nach einem bestimmten Schema mit sinnvoll zusammen gestellten Komponenten erfolgt – was BARF eigentlich meint.

Oder ob BARF fälschlicherweise für eine Fütterung nach dem Prinzip „Och, hiervon ein bißchen, und davon noch ein bißchen und dann passt das schon irgendwie, Hauptsache roh“ verwendet wird.

Vor einiger Zeit beispielsweise gab es eine Sendung des NDR, in der auch BARF-Rationen überprüft wurden – ebenfalls mit dem Ergebnis „nicht ausgewogen“. Allerdings sah man dabei bereits im Vorfeld, dass die Ration einen augenscheinlich sehr hohen Anteil an Milchprodukten enthielt – nicht unbedingt eine typische BARF-Ration also.

Natürlich besteht durchaus das Risiko, dass Rohfütterung den Nährstoffbedarf nicht abdeckt. Meistens geschieht dies aus Unwissen heraus oder auch aus falschen bzw. falsch verstandenen Informationen.
Aber, und das ist einem oft gar nicht so bewusst: Das kann auch mit den konventionellen Futtersorten passieren. Wie jetzt gerade ein von Ökotest veröffentlichter Testbericht zu Katzenfutter hervorragend verdeutlichte.

Schauen wir uns also mal an, welche Nährstoffdefizite diskutiert werden und wie wahrscheinlich es ist, dass sie mit einer sinnvoll zusammen gestellten Rohfütterung auftreten.

 

Calcium

Calcium ist eines der wichtigsten Mengenelemente in der Rohfütterung. Calcium MUSS in irgendeiner Weise neben Fleisch und ggfls Innereien substituiert werden, also zusätzlich ergänzt werden.

Wenn man sich das einmal klar gemacht hat, ist der Rest denkbar unkompliziert: Man füttert rohe fleischige Knochen als Calciumlieferant oder aber greift auf Calciumzusätze zurück. Die Krux dabei ist allerhöchstens, dass man den Calciumbedarf kennen muss – das sind ungefähr 80 mg Calcium pro kg Körpergewicht und Tag bei einem erwachsenen Tier.

 

Wahrscheinlichkeit eines Mangels:

Dass Calcium in einer Menge zugeführt wird, die nicht zum Bedarf des Hundes bzw. der Katze passt, kommt tatsächlich gar nicht so selten vor.

Oft dann, wenn nicht klar ist, dass Muskelfleisch und Innereien zu wenig Calcium liefern, um die alleinige Versorgung sicher zu stellen. Oder, wenn fälschlicherweise angenommen wird, dass Milchprodukte zur Calciumabdeckung dienen können. (Sie enthalten viel zu wenig Calcium für diesen Zweck).

Oder, wenn sich ausschließlich an pauschalen Angaben orientiert wird, wie etwa: Man muss beim BARFen 2 x die Woche Knochen füttern. Auch da kommt es nicht nur auf das „wie oft“, sondern eben auch auf das „wieviel“ an.
Mal überspitzt dargestellt: Wenn Du Deinem Berner Sennenhund 2 x die Woche 3 kleine Hühnerhälse anbietest, dann ist die Calciumversorgung damit trotzdem nicht gedeckt.

 

In all diesen Fällen ist dann zuwenig Calcium in der Fütterung. Und im Gegensatz zur Überversorgung, die man durch ganz eindeutige Hinweise wie Knochenkot oder im ungünstigsten Fall Verstopfung erkennt, hat man bei einer Unterversorgung keinerlei augenscheinliche Indizien.

 

 

Deswegen:
Wenn Du unsicher bist, rechne den Calciumbedarf Deines Tieres einfach mal aus und rechne den Calciumgehalt der gefütterten Knochen oder Calciumzusätze dagegen.
Das ist die sicherste Methode, um den Calciumgehalt der Fütterung zu überprüfen, und mit extrem wenig Aufwand verbunden.

 

 

Zink

Ich weiß leider nicht mehr, wo genau vor kurzem ein Bericht über einen gebarften Hund mit Zinkmangelsyndrom herumschwirrte, aber danach kamen verstärkt Anfragen, ob die Zinkzufuhr bei der Rohfütterung ein grundsätzliches Problem sei.

Zink ist ein Spurenelement, das ebenfalls essentiell ist, also grösstenteils über die Nahrung aufgenommen werden muss. Zink ist für viele Prozesse im Körper wesentlich: Immunsystem, Energie-und Proteinstoffwechsel, Wundheilung, Zellschutz, Haut und Fell…

Der Erhaltungs-Bedarf wird für Hunde zwischen 1 mg (Meyer / Zentek) und 2 mg (NRC) pro Tag und Kilo Körpergewicht angegeben, bei Katzen variieren die Angaben zwischen 0,8 mg (Strombeck)  über 1 mg (Uni Zürich) bis hin zu 2 mg (NRC) pro kg Körpermasse und Tag.

Für ein Spurenelement sind das schon recht deutliche Abweichungen –  Du siehst da schon ziemlich deutlich, wo das Problem liegt, wenn man nicht weiß, welche Bedarfswerte für Berechnungen zugrunde gelegt werden.

Wahrscheinlichkeit eines Mangels:

Bei einem ausgewachsenen, gesunden Tier ist ein Zinkmangel, der  alleine durch die Rohfütterung herbei geführt wird, eher selten. Zink in grösseren Mengen ist vor allem in Innereien enthalten, aber auch Muskelfleisch liefert Zink, genauso wie Eigelb oder Nüsse. Die Chance, dass man einen echten Zink-Mangel durch BARF hervorruft, ust also gering.
Allerdings:  Rein rechnerisch erreicht man den empfohlenen NRC-Wert alleine durch Rohfütterung nicht, was manchmal für Verunsicherung sorgt. Nun ist es so, dass die Bedarfswerte, die existieren, nicht auf Basis von BARF-Rationen ermittelt wurden, sondern konventionelles Futter mit einem hohen Getreideanteil. Getreide behindert die Aufnahme von Zink, daher muss der Wert entsprechend hoch angesetzt werden, sonst hätte man bei dieser Form der Fütterung tatsächlich schnell einen Mangel vorliegen.

Wenn man wirklich sehr unausgewogen oder völlig am Bedarf vorbei füttert, dann könnte man auch alleine durch die Fütterung die Zinkaufnahme zumindest deutlich negativ beeinflussen.

Bei einem echten Zinkmangel liegen allerdings oft (zusätzlich) Resorptionsstörungen im Darm vor oder Erkrankungen wie etwa eine Pankreatitis oder EPI.
Auch bestimmte Antibiotika (Tetracycline) können die Zinkresorption ungünstig beeinflussen (und umgekehrt das Zink die Antibiotika-Wirkung).

Das, was Du bei Spurenelementen allgemein im Hinterkopf haben solltest, ist, dass man sie so gut wie nie isoliert betrachten kann.

So kann z.B. eine zu hohe Calciumzufuhr auch die Zinkaufnahme hemmen.

Wenn Du also ständig viel zu viel Calcium füttern würdest, könntest Du damit rein theoretisch einen Zinkmangel provozieren.
Calciumüberversorgung ist eher bei Welpen ein Problem, denn sie scheiden überschüssiges Calcium noch nicht aus. Bei erwachsenen Tieren wird man meistens schon stutzig, wenn ständig Knochenkot auftritt oder der Hund / die Katze häufig mit Verstopfungen kämpft.

Grosse Mengen an Getreide in der Fütterung verstärken diesen Effekt. Denn die enthaltene Phytinsäure bildet zusammen mit Calcium und Zink unlösliche, feste Strukturen, d.h., das Zink steht dem Körper nicht mehr zur Verfügung.

Und: Zink, Kupfer und Eisen bedingen sich wechselseitig. Wird eines zuviel oder deutlich zuwenig zugeführt, hat das Auswirkungen auf die anderen beiden Antagonisten.

 

Aber alles in allem muss man sich um die Zinkaufnahme in einer angemessenen Menge meistens nur in besonderen Ausgangssituationen Gedanken machen. Bei Haut-und Fellproblemen, einer Schwäche der allgemeinen Immunabwehr oder eben Erkrankungen (Allergien, Unverträglichkeiten, chronische Darmentzündungen etc.) kann es mitunter hilfreich sein, über einen begrenzten Zeitraum Zink zusätzlich zu geben. ABER: Mengen und Dauer sollten dann unbedingt mit einem Ernährungsberater / Tierheilpraktiker oder dem behandelnden Tierarzt besprochen werden.
Hohe Zink-Dosen über einen längeren Zeitraum gefüttert können nämlich aus den genannten Gründen dann wiederum die Aufnahme anderer Nährstoffe beeinflussen.

 

Jod

Jod ist ein Thema, zu dem man wirklich extrem viele unterschiedliche Meinungen findet. Vielleicht, weil auch der Bedarf für den Menschen immer wieder kontrovers diskutiert wird.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Bedarfsangaben schwanken: Meyer / Zentek empfehlen für Hunde beispielsweise einen Erhaltungswert von 15 µg Jod pro kg KM, der NRC  mit 23,6 µg pro kg KM einen deutlich höheren Wert.
Der Jodbedarf wird in Abhängigkeit zur Bewegung gesehen, d.h.: mehr Bewegung = höherer Bedarf.

Für Katzen schwanken die Angaben noch deutlich stärker, zwischen 22 und 60 µg pro kg KM.

 

Wahrscheinlichkeit eines Mangels

Durch Fleisch, Knochen und Innereien alleine ist der Jod-Bedarf von Hunden und Katzen in der Rohfütterung nicht zu decken. Das gilt auch andere Futterbestandteile wie Gemüse, Ei oder Milchprodukte. Das heisst, Du benötigst zusätzliche Jod-Quellen. Verzichtest Du auf diese zusätzlichen Jod-Quellen, ist ein Mangel auf Dauer sehr wahrscheinlich.

Deswegen solltest Du Seealgenmehl oder auch beispielsweise Seelachs oder einen anderen Seefisch in Deinen Futterplan aufnehmen. Beachten solltest Du dabei, dass es sich um natürliche Jodquellen handelt, d.h., der tatsächliche Jodgehalt kann schwanken.
Beim Seealgenmehl ist der Jodgehalt normalerweise deklariert, beim Seelachs wird der Jodgehalt mit etwa 250-260 µg pro 100 g angegeben. Rein rechnerisch

 

Kupfer

 

Kupfer steht in enger Abhängigkeit mit Zink und Eisen, wird aber in wesentlich geringeren Mengen benötigt. Ein  Mini-Spurenelement, sozusagen. Die Aufgaben von Kupfer im Körper sind trotzdem nicht unwichtig: Es wird für die Bildung der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins genauso benötigt wie für die Verwertung von Eisen.
Der Bedarf  wird für Hunde und Katzen gleichermaßen mit etwa 0,1 mg pro Tag und kg Körpermasse angegeben.

 

Kupfer findet sich vor allem in Leber und Nüssen, aber auch in Gemüsesorten (beispielsweise Kürbis) oder in einigen frischen Kräutern (z.B. Basilikum, Majoran). In reinem Muskelfleisch hingegen ist kaum Kupfer enthalten.

Wenn man ein sogenanntes BARF-Profil machen lässt, also ein Blutbild, mit dem überprüft werden soll, ob die Fütterung bedarfsgerecht ist, ist Kupfer ein Wert, der dort gerne als „zu niedrig auftaucht“. Was aber meistens eher etwas mit der Sinnhaftigkeit von BARF-Profilen im Allgemeinen zu tun hat, als mit einem tatsächlich vorliegenden Mangel.

 

Wahrscheinlichkeit eines Mangels

Auch hier gilt wieder: Bei einer abwechslungsreichen Fütterung, die neben dem Muskelfleisch auch Innereien und für Hunde ggffls Gemüse / Kräuter enthält, ist es relativ schwierig, bei einem ausgewachsenen, gesunden Tier nur durch die Rohfütterung einen Kupfermangel zu provozieren. Bei einer Fütterung, die ausschließlich aus Muskelfleisch besteht, könnte jedoch ein Kupfermangel entstehen.

Wenn ein Kupfermangel diagnostiziert wird, liegen oft entweder Resorptionsstörungen im Darm vor, oder es ist regelmäßig ein Übermaß an Zink / Calcium /  in der Fütterung vorhanden, so dass die Aufnahme von Kupfer behindert wird.

Aber bei einer ausgewogenen, abwechslungsreichen Rohfütterung ist ein Kupfermangel unwahrscheinlich, wenn nicht noch andere Faktoren eine Rolle spielen.

 

Eisen

 

Eisen ist in erster Linie für die Blutbildung und für ein funktionierendes Immunsystem notwendig.

Es wird im Körper gespeichert, d.h., die Eisenzufuhr über die Fütterung bedient nicht nur den akuten Bedarf im Stoffwechsel, sondern sichert auch ausreichende Eisen-Depots. Der Bedarf wird mit 1 – 1,4 mg pro kg Körpermasse für Hunde angegeben, bei Katzen zwischen 1,2 mg und 2 mg pro kg Körpergewicht und Tag.

 

Wahrscheinlichkeit eines Mangels

Alleine durch Rohfütterung: Unwahrscheinlich.
Innereien wie Milz oder Leber, fleischige Bestandteile und Blut (wenn Du es füttern möchtest) sind gute Eisen-Lieferanten, die Eisen in ausreichender Menge liefern. Plus, sie enthalten eine Form des Eisens, die besonders gut verstoffwechselt werden kann: Das sogenannte Häm-Eisen,  2-wertiges Eisen.

Fütterst Du aus einem bestimmten Grund allerdings weder Innereien noch Blut und ausschließlich helle Fleischsorten, wie es mitunter bei Katzen oder Allergikern der Fall ist, dann kann es eng werden mit dem Eisengehalt und Du solltest dann auf eine Futterergänzung wie Fortain zurück greifen.
Wahrscheinlicher als Eisenmangel durch unzureichende (Roh-)Fütterung ist ein Eisenmangel, der durch Blutungen ausgelöst wird. Entweder durch geringen, aber kontinuierlichen Blutverlust  – den können Parasiten wie Hakenwürmer verursachen, aber auch z.B. Geschwüre in Magen oder Darm.  Oder es bestand ein grösserer Blutverlust durch OPs oder Verletzungen.

 

Vitamin A

Mit fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A wird beim BARFen oft eher die Gefahr einer Überversorgung als die Gefahr eines Mangels in Verbindung gebracht. Vitamin A wird für die Sehkraft, für die Blutbildung und die Fortpflanzungsfähigkeit benötigt, um nur einige Punkte zu nennen.

Für Hunde existieren unterschiedliche Angaben zum Vitamin-A-Bedarf (wie ja eigentlich  immer), genannt werden Mengen zwischen 100 IE und etwa 130 IE pro Kilo Körpergewicht und Tag. Bei Katzen schwanken die Empfehlungen enorm: Zwischen ca. 55 IE und knapp 700 IE pro Kilo Körpergewicht und Tag ist alles dabei.

Wahrscheinlichkeit eines Mangels

Bei Hunden: Bei einer gut zusammen gestellten Rohfütterung sehr gering. In der Rohfütterung ist Leber der Hauptlieferant an reinem Vitamin A (Retinol), aber Hunde sind wie wir Menschen auch in der Lage, Retinol aus Provitamin A herzustellen.

Nur: Den Vitamin- A-Bedarf alleine über Möhren decken zu wollen, ist keine gute Idee. A) müsste der Hund davon sehr viel fressen, B) geht die Umwandlung mit leichten Verlusten einher (ca. 20%). Insofern solltest Du eine tierische Vitamin A-Quelle wie eben Leber oder Lebertran in der Fütterung haben.

 

Bei Katzen muss man ganz ehrlich sagen: Wenn man mit einem extrem hohen Bedarfswert rechnet, dann ist es nicht abwegig, dass auf dem Papier unterm Strich ein Vitamin-A-Defizit herauskommt. D.h., man hat eine sehr hohe Lebermenge in der Fütterung oder muss neben der Leber noch für andere Retinol-Quellen sorgen, denn Katzen fehlt die Fähigkeit, Provitamin A in Retinol umwandeln zu können. Möhrchen helfen bei Katzen also nicht weiter.

Wenn man sich im rechnerischen Mittelfeld der Bedarfswerte bewegt und bei Katzen anteilig etwa 3-5% Leber füttert (Tendenz zu 5%), dann ist das Risiko einer Unterversorgung gering.

 

Vitamin E

Vitamin E ist eigentlich ein Sammelbegriff für 8 unterschiedliche Arten des Vitamins, namentlich durchnummeriert  von alpha-Tocopherol bis gamma-Tocopherol. Die Aufgaben im Körper sind jeweils ähnlich, Vitamin E hat vor allem eine antioxidative Funktion, dient also dem Zellschutz, z.B. im Hinblick auf freie Radikale. Für uns interessant ist vor allem alpha-Tocopherol, weil es vom Körper im Gegensatz zu anderen Vitamin-E-Formen bevorzugt gespeichert und transportiert wird.

Vitamin E steht in einem direktem Zusammenhang mit Fettsäuren: Bei einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Fütterung steigt auch der Vitamin E – Bedarf (auch hier wieder das Stichwort Freie Radikale), gleichzeitig wird Fett für die Aufnahme von Vitamin E benötigt.

Der Bedarf für Hunde: etwa 0,6 – 1,1 mg pro Kilo Körpergewicht, bei Katzen liegt man mit Angaben zwischen 0,3 mg und 2 mg pro Kilo Körpergewicht und Tag.

 

Wahrscheinlichkeit eines Mangels

Auch beim Vitamin E ist die Gefahr eines Mangels, alleine durch Rohfütterung ausgelöst, überschaubar.

Vitamin E wird zwar nur von Pflanzen hergestellt, gelangt aber über die Nahrungskette auch ins Fleisch. Es gibt allerdings eine Diskussion darüber, ob Fleisch, dass von Masttieren stammt, die wenig artgerecht gefüttert werden, eine geringere Menge natürliches Vitamin E enthält.

Zum Beispiel, weil Rinder oft nicht vorrangig mit Heu / Raufutter gefüttert werden, sondern mit Soja-basiertem Kraftfutter, weil für die Fleischproduktion mit der vorgesehenen kurzen Mastzeit sehr viel mehr Protein benötigt wird als es Heu liefern würde.

Bei Hunden sind jedoch ohnehin meist pflanzliche Öle Bestandteil der Rohfütterung, von denen viele gute Vitamin-E-Lieferanten sind. Allen voran Weizenkeimöl. Bei Katzen kommt man oft nicht um eine zusätzliche Vitamin-E-Supplementierung nicht herum.

 

 

Fazit

Bei einer abwechslungsreichen Rohfütterung, die unterschiedliche Fleischsorten, Innereien und rohe fleischige Knochen in angemessenen Mengen beinhaltet, sind Mängel  nur aufgrund der Fütterung sehr selten. Alternativ kannst Du auf Zusätze zurück greifen, wenn einzelne Bestandteile fehlen.

Aber: Wir sprechen hier immer von einem ausgewachsenen, gesunden Tier! Bei Welpen oder chronisch kranken Tieren können Defizite deutlich schneller entstehen und können wesentlich schneller weitreichende Folgen haben.

Und eine Fütterung, die einfach nur „roh“ ist, aber keinem Konzept und keinem Plan folgt, kann selbstverständlich zu Defiziten führen.

Bei der Beurteilung der Fütterung sind Bedarfswerte natürlich immer ein maßgeblicher Faktor.

 

Allerdings solltest Du nicht den Fehler machen, und Dich bei der Zusammenstellung der Fütterung ausschließlich von einzelnen Bedarfswerten leiten lassen.

Denn: Die unterschiedlichen Angaben zu Bedarfswerten können einem im wahrsten Sinn des Wortes dann schnell einen Strich durch die Rechnung machen, wenn man Fütterung ausschließlich mathematisch angeht.

Wichtig ist allerdings, zu wissen, dass sich viele Spurenelemente und Mineralstoffe gegenseitig bedingen. Deswegen solltest Du auch nie unkontrollierte Mengen von einzelnen Mineralstoffen oder Spurenelementen zufüttern, schon gar nicht über einen längeren Zeitraum.

 

Quellen der angebenen Bedarfswerte:
NRC
http://dels.nas.edu/resources/static-assets/banr/miscellaneous/cat_nutrition_final.pdf
http://dels.nas.edu/resources/static-assets/banr/miscellaneous/dog_nutrition_final_fix.pdf
Meyer / Zentek –  Ernährung des Hundes: Grundlagen, Fütterung, Diätetik
Uni Zürich – Institut für Tierernährung

Zum Jod:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/1039/1/Kueblbeck_Christine.pdf