Wenn man seinen Hund barft, stellt sich bei einem anstehenden Urlaub ziemlich schnell die Frage: Und jetzt?
Denn der Gedanke, dass alle Familienmitglieder nur noch mit Handgepäck verreisen können, weil der Kofferraum mit TK-Fleisch für die nächsten zwei Wochen belegt ist, kann einem schon mal die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Davon mal abgesehen, dass man sich den passenden Tiefkühlschrank ja auch noch aufs Autodach schnallen müsste, um alles vor Ort unterzubringen.
Bei einem Chihuahua ist das vielleicht noch machbar, aber spätestens bei einem 20-kg-Hund hat man ein ernsthaftes logistisches Problem.
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BARF oder Nicht-BARF?
Zunächst einmal: Es ist meistens nicht so dramatisch, wenn man im Urlaub vielleicht nicht ganz so wie gewohnt roh füttern kann oder auf andere Fütterungsarten ausweichen muss.
Das Schöne ist: Es gibt mehr als eine Möglichkeit, Deinen Hund auch im Urlaub gut zu ernähren. Und da Urlaub Entspannung sein soll, sollte man das Thema zwar überlegt und vorbereitet angehen, aber sich nicht unnötig stressen.
Vor allen anderen Überlegungen steht die Frage: Ist es überhaupt möglich, roh zu füttern bzw. passt das zum Urlaub? Wenn Du beispielsweise einen Trekking-Urlaub machst, mit dem Zug oder in sehr abgelegenen Regionen unterwegs bist oder nicht den ganzen Urlaub an einem Ort bleibst, dann ist es entweder gar nicht oder nur schwer planbar möglich, roh zu füttern.
In solchen Fällen braucht man also eine Fertig-Lösung, die unterschiedlich aussehen kann oder eventuell auch muss.
Nun ist das ja immer auch ein bißchen Kopfsache. Fünfzig Wochen im Jahr barft man aus vollster Überzeugung, hat sich vielleicht erst nach langem Für und Wider für BARF entschieden und dann soll man plötzlich im Urlaub zurück zum Fertigfutter? Obwohl man dem doch eigentlich abgeschworen hat?
Einfach zurück zum Fertigfutter?
Eins muss man sich klar machen: Wenn man 50 Wochen im Jahr so hundegerecht wie möglich füttert, werden bei einem gesunden, ausgewachsenen Hund zwei Wochen (oder auch drei, oder vier) keine entscheidenden Spuren hinterlassen.
Was allerdings den eigenen Nerven zuliebe ganz wichtig ist: Teste das Futter bereits vor dem Urlaub über einige Tage aus. Wenn der Hund die ersten Tage am Urlaubsort nämlich nachts unbedingt raus muss oder das Futter während der Autofahrt wieder zum Vorschein kommt, fängt der Urlaub meistens nicht ganz so entspannt an.
Jede Futterumstellung verlangt auch immer eine gewissen Anpassung des Magen-Darm-Trakts. Und genau die geschieht nicht von heute auf morgen.
Gerade wenn Dein Hund auf Ortsveränderungen leicht gestresst reagiert, er bereits älter ist oder generell zu den Magen-Darm-Sensibelchen zählt, dann beginne am besten 7-10 Tage vor dem Urlaub vorsichtig mit der Umstellung. Plane ausreichend Zeit ein, denn wenn sich herausstellen sollte, dass Deine angedachte Fütterung nicht vertragen wird, dann brauchst Du einen Plan B. Und ggffls noch etwas Zeit, diesen Plan B vorzubereiten.
Außerdem sollte das gewählte Futter qualitativ so nah wie möglich an der bisherigen Fütterung sein. Wenn Dein Hund einen Magen aus Stahl hat, wird er ggffls auch eine Umstellung von BARF auf Billig-Discounter-Futter ohne Auffälligkeiten überstehen. Aber ratsam ist es nicht.
Und bei Erkrankungen gilt immer: Besprich Dich im Zweifelsfall mit Deinem Ernährungsberater / Tierheilpraktiker.
Fertigfutter-Variante 1: Trocken-BARF
Trocken-BARF meint Mischungen aus getrocknetem Fleisch / Innereien, je nach Anbieter kombiniert mit verschiedenen Gemüsen, Obst, Kräutern und Calcium. Man weicht die Mischung in ausreichend Wasser ein, lässt sie etwas quellen – und voilà.
Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche Sorten, pick Dir für Deinen Hund das am besten geeignetste heraus. Je nach Anbieter gibt es auch Allergiker-geeignete Sorten wie Pferd oder Schwein.
Hochwertiges Trocken-BARF beinhaltet im Normalfall keine Zusätze wie etwa Konservierungsstoffe, die Zusammensetzung orientiert an der typischen BARF-Aufteilung. Durch die Trockung ist es entsprechend ergiebig.
Der große Vorteil ist natürlich das geringe Gewicht und der geringe Platzbedarf. Trocken- BARF eignet sich also auch gut für Trekking- oder Wandertouren.
Bedenken sollte man, dass der Fettgehalt meistens gering ist – gerade bei körperlich fordernden Touren oder sehr aktiven Hunden sollte daher unbedingt noch zusätzliches tierisches Fett und / oder ggffls auch Kohlenhydrate ergänzt werden.
Fertigfutter-Variante 2: Reinfleisch-Dosen
Mit Reinfleischdosen kommt man ebenfalls nah an die Rohfütterung heran. Bei Reinfleischdosen (oder „Vollfleischdosen“) handelt es sich um gekochtes Fleisch / Innereien / Knorpel etc. ohne weitere Zusätze.
Die Zusammensetzung und die erhältlichen Sorten sind je nach Hersteller unterschiedlich. Auch wenn B.A.R.F: drauf steht, heisst das nicht, dass die Zusammensetzung wirklich etwas mit der Aufteilung beim BARFen zu tun hat. Und nicht selten werden Futterbestandteile verwendet, deren Nährwert fraglich ist: Große Mengen Lunge, Euter oder Kehlkopf.
Weil es sich nur um Fleisch bzw. andere tierische Bestandteile handelt, fehlen einige Nährstoffe. Calcium beispielsweise, das dann durch Knochenmehl / Eierschalenmehl idealerweise auch im Urlaub ergänzt werden sollte. Auch ein Omega–reiches Öl sollte bei dieser Variante idealerweise nicht im Reisgepäck fehlen. Je nach Bedarf des Hundes und Zusammensetzung der Reinfleischdosen können weitere Zusätze notwendig oder sinnvoll sein.
Gemüse / Obst kann man entweder frisch ergänzen oder man greift für den Zeitraum des Urlaubs auf Flocken zurück.
Was man bedenken sollte: Fleischdosen nehmen je nach Futtermenge am Tag einen nicht unerheblichen Platz im Kofferraum ein, dazu kommen Zusätze und bei Bedarf Flocken.
Also keine Option, wenn man nicht mit dem Auto unterwegs ist oder darin nicht entsprechend Platz frei machen kann.
Fertigfutter Variante 3: Sonstiges Fertigfutter
In diesem Bereich bewegen wir uns unter Umständen bereits ziemlich weit weg von BARF.
Während Nassfutter in entsprechend hochwertiger Qualität ebenfalls eine geeignete Option für den Urlaub ist, ist der Wechsel von BARF auf Trockenfutter schon ein sehr krasser.
Es mag Fälle geben, in denen der Hund damit kein wahrnehmbares Problem hat (Blähungen, Aufstoßen, weicher Kot, Schleimauflagerungen), aber ratsam ist es trotzdem nicht. Unter Umständen stellt man schon nach einigen Tagen fest, dass der Hund anders riecht und die Kothaufen deutlich grösser sind. Für Hunde, die empfindlich auf Futterveränderungen reagieren, entfällt Trockenfutter meistens.
Bei Nassfutter gilt: Je höher die Qualität, desto besser. Wenn man es vorher gestestet hat, sprich auch nichts dagegen, unterschiedliche Nassfuttersorten in ähnlicher Qualität im Urlaub abzuwechseln. Den Platz für die Mitnahme und das Gewicht muss man natürlich auch bei Nassfutter einkalkulieren.
Frischfütterung – wie?
Wenn man im Auto / Wohnmobil unterwegs ist, ist es meistens problemlos möglich, die Rationen für die ersten Tage in einer Tiefkühlbox mitzunehmen. Natürlich immer ein bißchen abhängig von den Außentemperaturen. Aber selbst in sehr heissen Regionen klappt es mit einer normalen, grösseren Kühlbox gut, das Fleisch für die ersten 1-2 Tage ohne Schaden mitzunehmen. Und dann?
Frischfleischfütterung vor Ort
Das ist natürlich die Variante, die man sich als BARFer wünscht – einfach genauso füttern wie sonst auch. In der Praxis ist das mitunter nicht so ganz einfach. Wenn man nicht gerade in den Niederlanden urlaubt, wo BARF oft zwischen Pizza, Frikandel und Bamischijf im TK-Regal steht, ist die BARF-(Shop)-Dichte außerhalb Deutschlands meistens nicht ganz so hoch.
Es macht also durchaus Sinn, vor dem Urlaub im Ausland schon mal ein bißchen im Netz zu recherchieren: Gibt es Wochenmärkte in der Nähe?
Grössere Supermärkte wie Tesco, Spar, Auchan, Billa oder Carrefour?
In südlichen Ländern hat man oft auch eine gute Auswahl an Innereien und zumindest an fleischigen Geflügelknochen. Sowohl auf den Wochenmärkten, als auch bei Fleischern oder den großen Supermarktketten.
Was man allerdings dabei nicht vergessen sollte: Fleisch ist zumindest in europäischen Länden oft teurer als in Deutschland. In skandinavischen Ländern sollte die Reisekasse schon ganz gut gefüllt sein, wenn man das Fleisch für den Hund ausschließlich frisch vor Ort aus dem Lebensmittelhandel kaufen möchte.
Frisches Gemüse oder Kartoffeln sind meistens kein Problem. Da kann man einfach ein bißchen was schnippeln oder mitkochen, wenn man für sich selbst kocht.
Aber: Im Urlaub hat man vielleicht nicht immer Lust, regelmäßig an den Einkauf für den Hund denken zu müssen. In einer gut ausgestatteten Ferienwohnung hat man meistens auch ein kleines TK-Fach und kann für mehrere Tage im Voraus kaufen. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht, muss man spätestens alle 2-3 Tage los. Ob das praktikabel ist und ob man darauf Lust hat, hängt stark von den Begebenheiten vor Ort ab und wie man sich selbst im Urlaub verpflegt.
Kompromisse sind kein Weltuntergang!
Bei allem gilt: Wähle die Möglichkeit, die für Dich und Deinen Hund am besten passt. Es ist kein Problem, wenn die Fütterung in den zwei, drei Wochen Deines Urlaubs mal nicht total ausgewogen und perfekt ist.
Es macht absolut keinen Sinn, dass Hundefutter im Urlaub ein Stress-Thema wird. Kompromisse sind sind bei einem ausgewachsenen,
gesunden Hund völlig in Ordnung.