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Was ist eigentlich… Frankenprey für Katzen?

Frankenprey ist eine Rohfütterungsvariante für Katzen, die sich an der natürlichen Beute von Wildkatzen orientiert. Hinter der Idee von Frankenprey steckt,, Katzen eine möglichst artgerechte Ernährung zu bieten, die ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht. Freigänger-Katzen kümmern sich ein Stück weit selbst um ihre Bedürfnisse: Sie jagen. Ihre Beutetiere sind Mäuse, aber auch andere kleine Nager und Vögel. Das Beuteschema ist allerdings übersichtlich und Katzen haben sich im Laufe der Evolution sehr stark an dieses enge Beutetierspektrum angepasst. Es ist daher noch ein wenig naheliegender (und auch notwendiger) als bei Hunden, die Fütterung von Katzen so zu gestalten, dass sie sich so gut wie möglich an der natürlichen Nahrung orientiert. 

Daher leitet sich auch der vielleicht erst einmal etwas seltsam klingende Name “Frankenprey” ab. Namenspate war Mary Shelleys Romanfigur “Frankenstein”. Das Monster, das aus vielen Teilen zusammengesetzt wurde, um am Ende ein Ganzes zu bilden. 

Das “Prey” (engl. “Beute”) ist dem Begriff “Prey Model Raw” (auch: PMR) entnommen. Was eigentlich keine fest definierte Fütterungsbezeichnung ist, aber gemeint ist damit oft die Fütterung ganzer Beutetiere oder unverarbeiteter Teile ganzer Beutetiere. 

Beim Frankenprey für Katzen geht es also um eine rohe, möglichst naturbelassene Fütterung, deren Zusammensetzung sich an den Beutetieren der Katze orientiert. Dazu gehören Muskelfleisch, Innereien, Knochen, aber auch Ballaststoffe. Mit dieser Grundzusammensetzung wird die Nährstoffversorgung der Katze sichergestellt. Mit ein paar kleinen “aber” – dazu später mehr.

Wie sieht die Zusammensetzung bei Frankenprey aus?

Die Richtlinie für die Zusammensetzung ist 80/10/5/5. Bedeutet im Detail: 80% der Fütterung bestehen aus Muskelfleisch, 10% machen Knochen aus, dazu kommen 5% Leber und 5% andere Organe (Milz, Nieren, Lunge…).

Anders als beim Hunde barfen werden beim Frankenprey zum Muskelfleisch hier auch Herz und Geflügelmägen gezählt. Herz sollte hier einen Anteil von 10-15% ausmachen. Verzichtet werden sollte auf Herz nicht, weil es ein natürlicher Taurin-Lieferant ist. Wenn man den Herz-Anteil geringer wählt, sollte man über eine zusätzliche Supplementierung von Taurin in Pulverform nachdenken. 

Im US-amerikanischen Raum hat sich eher die Aufteilung 83/7/5/5 durchgesetzt. Und zwar aus der Überlegung heraus, dass zwar die häufigsten Beutetiere, nämlich Mäuse und andere kleine Nager, einen durchschnittlichen Knochen–Anteil von 5% aufweisen. Bei größeren Beutetieren wie Kaninchen ist es anders, hier liegt der Knochenanteil mit etwa 10% höher. Daraus entstand ein angenommener Mittelwert von 7%. 

Knochenfütterung bei Frankenprey / Prey Model Raw

Die Angabe der Knochen bezieht sich auf den rohen, reinen Knochen ohne oder nur mit minimalen Fleischanhaftungen. Wenn man also gewolfte Knochen nutzt (was bei Katzen empfehlenswert ist), dann muss man den mitgewolften Fleischanteil beim Muskelfleisch berücksichtigen und gfls dort abziehen. 

Geeignete Knochen sind beispielsweise Geflügelhälse, Karkassen, Hühnerflügel, gewolfte Hühner- oder Entenschenkel. Massivere Knochen von größeren Tieren wie Lammrippen oder Wildrippen werden nicht von allen Katzen gut vertragen. Besonders ältere Katzen können bei der Fütterung von solchen härteren Knochen schnell Probleme mit Verstopfung oder erschwertem Kotabsatz bekommen. 

Im Zweifelsfall lieber erst einmal an die passenden Knochen mit kleineren Mengen herantasten und / oder die Knochenfütterung einschleichen. Auf diese Art und Weise kann man eindeutig und schnell erkennen, wie die Katze mit den gefütterten Knochen zurechtkommt. Ohne unnötiges Risiko für die Katze.

Fettgehalt des Fleisches beim Frankenprey

Für Katzen hat Fett einen besonderen Stellenwert in der Fütterung. Anders als Hunde können sie nicht einfach Kohlenhydrate als Energielieferant nutzen. Daher ist es wichtig, dass das verwendete Muskelfleisch einen Fettgehalt von 12-15% aufweist. 

Das Fleisch sollte also gut durchwachsen sein. Wenn man eher fettarmes Fleisch wie Huhn, Pute, Kaninchen oder Wild verfüttert, muss tierisches Fett ergänzt werden. Die andere Alternative ist, zwei Fleischsorten zu mischen, also das fettarme Fleisch mit einem fetteren Fleisch, bis man den passenden Fettgehalt erreicht hat. Eine zu fettarme Fütterung ist nicht empfehlenswert, auch wenn Katzen gerne Hühnerbrust und Co. fressen.

Ballaststoffe

Wie die prozentuale Aufteilung beim Prey-Modell schon vermuten lässt: Ein separater Ballaststoff-Anteil ist hier nicht vorgesehen. Man geht davon aus, dass der Mageninhalt der Beutetiere bzw. beim Frankenprey beispielsweise kleine Reste in den gefütterten Geflügelmägen als Ballaststoffquelle ausreichen. Dazu muss man sagen, dass das Prey Model Raw davon ausgeht, dass ab und an ganze Beutetiere inkl. der Ballaststoffe wie Mageninhalt oder Fell gefressen werden – beispielsweise, weil die Katze Freigänger ist oder man Eintagsküken / Zuchtmäuse verfüttert.

Wenn das nicht der Fall ist, kann es sein, dass zusätzliche Ballaststoffe benötigt werden. Also immer dann, wenn die Verdauung Unterstützung braucht und Deine Katze sich etwas schwer tut in der Katzentoilette, ist die Ergänzung von Ballaststoffen wie gequollenen Flohsamenschalen, püriertem Gemüse oder auch gequollener Akazienfaser ein guter Ansatz.

Was fehlt, muss ergänzt werden!

Da gilt beim Frankenprey selbstverständlich das, was bei jeder anderen Fütterungsart auch gilt: Die Nährstoffe, die über die Futterzusammensetzung (Fleisch, Innereien, Knochen) fehlen oder nicht vollständig abgedeckt sind, müssen separat ergänzt werden. Ansonsten kann es früher oder später zu gesundheitlichen Auswirkungen dieser Nährstoffdefizite kommen.

Die Basics der Fütterung liefern bereits viele der benötigten Nährstoffe. Dabei gibt es immer Hauptlieferanten einzelner Nährstoffe. Was nicht bedeutet, dass sie keine anderen Nährstoffe als die genannten beinhalten, sondern nur, dass sie einige in besonders nennenswerter Menge enthalten.

  • Muskelfleisch
    Proteine / Aminosäuren sowie tierisches Fett
  • Innereien
    Herz: ähnlich Muskelfleisch, zusätzlich Quelle für Taurin und Vitamin E
    Leber: Beste Retinol-Quelle (Vitamin A), außerdem reich an Vitamin D, Kupfer und B-Vitaminen inkl. Vitamin B12
    Nieren: Kalium, Natrium, Selen, B-Vitamine
    Milz: Eisen, Kalium
    Lunge: enthält alles ein bisschen, im Vergleich zu den anderen genannten Innereien für Katzen eher nährstoffarm
  • Knochen: Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium

Oft wird der Herzanteil mit 33-50% vom Muskelfleischanteil angegeben. Das entspricht nicht unbedingt der typischen Verteilung im Beutetier, es ist eher eine Kompromisslösung, um kein zusätzliches Taurin ergänzen zu müssen. Ich persönlich habe damit kein Problem, Taurin zusätzlich zu ergänzen. Die Kritik ist da manchmal, dass es synthetisch hergestellt ist, aber das ist schon seit Jahrzehnten so. Solange die Qualität stimmt, ist alles bestens und die zusätzliche Gabe von Taurin in passenden Mengen absolut unbedenklich. Meistens sogar empfehlenswert. Dazu kommt, dass nicht jede Katze große Mengen Herz frisst bzw. verträgt.

Aber tatsächlich können alleine über die Grundbausteine bei der typischen Frankenprey-Aufteilung ein paar Nährstoffe nicht ausreichend abgedeckt werden. Das ist einmal Jod, sowie Omega-3-Fettsäuren. Vitamin D ist ebenfalls knapp.
Es braucht also ein paar Extras, um die optimale Versorgung sicherzustellen.

Welche Futterergänzungen braucht man bei Frankenprey?

Für die Jodzufuhr nutzt man Seealgenmehl oder Jodtropfen. Die genaue Menge muss berechnet werden. Dafür legt man die ermittelten Jod-Bedarfswerte des NRC für Katzen (35 mcg Jod pro kg metabolisches Körpergewicht oder     ) zugrunde und rechnet dagegen, wie viel Jod in der gewählten Jodquelle pro Gramm oder pro Tropfen enthalten ist. Jod darf nicht überdosiert werden!

Omega-3-Fettsäuren ergänzt man durch Fisch-, Krill- oder Lachsöl. Pflanzenöle sind als alleinige Quelle für Omega-3-Fettsäuren für Katzen ungeeignet.

Vitamin D kann man durch Dorschlebertran oder Lachs / Forelle ergänzen (etwa 40-50 g pro 1 kg Futter).

Es gibt unter Umständen noch eine kleine Baustelle bei der Futterzusammensetzung: Das Calcium-Phosphor-Verhältnis. Für Katzen nutzt man oft ausschließlich verhältnismäßig calciumarme Knochen, sogenannte “weiche” Knochen wie Hühnerhälse, Entenhälse oder Hühnerkarkassen. Knochen enthalten immer auch Phosphor in nicht unerheblichen Mengen, alle anderen Futterbestandteile enthalten mehr Phosphor als Calcium. Für Katzen nimmt man ein ideales Calcium-Phosphor-Verhältnis von etwa 1.15:1 an, es sollte also etwas mehr Calcium als Phosphor in der Fütterung vorhanden sein. Dieses Verhältnis zu erzielen, ist mit calciumärmeren Knochen also schwieriger. Ausweichen auf calciumreichere Knochen wie Rippen ist aber für Katzen nicht immer die Lösung, weil diese schnell Verstopfungen verursachen.

Es kann also sinnvoll sein, zusätzlich zu den gefütterten Knochen ein reines Calciumsupplement wie Eierschalenmehl oder Calciumcitrat zu verwenden. Die benötigte Menge richtet sich nach den gewählten Knochen. Je weniger Calcium diese enthalten, desto mehr Zusatz benötigt man für ein ideales Calcium-Phosphor-Verhältnis. Im Durchschnitt liegt man etwa bei 2.5 – 3.5 g Eierschalenmehl pro kg Futter und etwa bei der doppelten Menge Calciumcitrat.

Beispiel-Futterzusammensetzung nach Frankenprey (mit Supplementen)

Grundmischung

65-73% Muskelfleisch mit etwa 15% Fett
10-15% Herz
7% Knochen (oder 14% rohe fleischige Knochen, dann 7% vom Muskelfleisch abziehen)

5% Leber

5% gemischte andere Innereien zu gleichen Teilen, z.B. Milz und Nieren, gfls zusätzlich Lunge
alternativ kannst Du auch einen passenden Innereienmix verwenden.

Optional: ca. 50 g Ballaststoffe wie gequollene Flohsamenschalen pro kg Futter

Zusätze

Seealgenmehl oder Jodtropfen (Menge muss berechnet werden)

Dorschlebertran (Menge muss berechnet werden, abhängig von den Gehalten an Vitamin D und Vitamin A) oder Lachs / Forelle

Omega-3-Fettsäuren (Fischöl, Lachsöl, Krillöl oder ein Omega 3-6-9-Öl)

Taurin (etwa 1-2 g pro kg Futter, ist optional)

Calciumzusatz (für Verbesserung des Calcium-Phosphor-Verhältnisses, wenn nötig)

Blut (ca. 50 ml auf 1 kg Muskelfleisch, empfehlenswert bei Fütterung von vorwiegend hellem Fleisch). Manche Katzen mögen Blutpulver lieber.

Wie genau muss es sein?

Frankenprey in der ursprünglichen Form lebt von der Abwechslung. Auf diese Art und Weise füttert man eine weite Bandbreite an Nährstoffen und Mikronährstoffen. Aber Katzen sind (liebenswerte!) Diven. 

Was heute gefressen wird, wird morgen schon nicht mehr eines Blickes gewürdigt. Abwechslung hilft zwar, Katzen in Sachen Lieblingsfutter nicht zu einseitig werden zu lassen, aber es gibt Grenzen. Es wird immer Katzen geben, die partout kein Lamm, kein Wild oder andere Fleischsorten anrühren. Es gibt Katzen, die jede Art von Innereien lieben und die, die angeekelt das Weite suchen, sobald auch nur ein hundertstel Gramm Milz im Napf ist. 

Möglich ist also, dass man bei der Auswahl der einzelnen Futterbestandteile durch die Katze limitiert wird. Böse Zungen würden “boykottiert” sagen, aber es hat ja schließlich nie jemand behauptet, dass Katzen keinen eigenen Willen haben.

Fakt ist aber: Je weniger abwechslungsreich man roh füttern kann, desto stärker muss man die Nährstoffabdeckung im Blick behalten.  Eben weil Katzen nicht immer alles fressen, kann die Futterzusammensetzung unter Umständen etwas einseitiger aussehen. Was so erst einmal kein Weltuntergang ist, in der Natur fressen Katzen auch eher einseitig. ABER: Wir können die natürlichen Beutetiere nur nachahmen, nicht 1:1 nachbauen. Und da Katzen als strikte Carnivoren tatsächlich speziellere Anforderungen an ihre Fütterung haben als Hunde, hat die Nährstoffversorgung auch noch einmal einen etwas anderen Stellenwert. Bei Freigängern, die viel selbst erlegen und fressen, etwas weniger.

Abwechslung ist der Schlüssel

Gut wäre, wenn Deine Katze mindestens eine helle Fleischsorte (Geflügel, Kaninchen) als auch mindestens eine dunkle Fleischsorte (Rind, Wild, Lamm…) frisst und neben Leber auch Niere und Milz akzeptiert. Die Leber sollte man auch immer mal wieder von unterschiedlichen Tierarten füttern (beispielsweise Geflügel und Rind), weil der Vitamin-A-Gehalt je nach Tierart unterschiedlich hoch ist.

Falls Deine Katze nicht von Anfang an alle Fleischsorten frisst, biete ihr trotzdem immer mal wieder etwas Neues an. Geduld ist bei Katzen oft die Lösung. Ja, gut, sehr viel Geduld.
Es ist übrigens nicht notwendig, dass alle Futterkomponenten in einer Ration von derselben Tierart stammen. Du kannst also beispielsweise Innereien vom Rind, Fleisch vom Lamm und Entenhälse zusammen verfüttern, wenn Deine Katze das mag.

Meistens bereitet man die Futterrationen für einen Tag nicht einzeln vor, weil die Futtermengen pro Tag sehr gering sind. Sondern man mischt das Futter für mehrere Wochen zusammen,  ergänzt die Zusätze und friert alles in Tagesportionen ein. Um hier Abwechslung zu erzielen, kann man zwei oder drei unterschiedliche Mischungen zusammen stellen und diese dann tageweise oder wochenweise abwechselnd auftauen und verfüttern.

Wann ist Frankenprey nicht geeignet?

Immer dann, wenn Phosphor in der Fütterung reduziert werden muss, ist Frankenprey in der Original-Version ungeeignet. Denn Knochen sind fester Bestandteil dieses Fütterungskonzepts und diese enthalten nicht unerhebliche Mengen Phosphor. Für Katzen mit Nierenerkrankungen (z.B. CNI) ist Frankenprey nicht geeignet. Auch bei Struvitsteinen wäre diese Form der Fütterung unter Umständen nur bedingt ideal.-

Überhaupt können die Knochen in der Fütterung für Katzen ein Knackpunkt sein. Denn die Knochengrösse und
-dichte der gefütterten Knochen stimmt nicht 100%ig mit denen der natürlichen Beutetiere überein. Die Folge ist, dass Katzen Probleme bei der Verwertung haben können und sehr harter Kot die Folge ist. Bei Katzen, die ohnehin schnell zu Verstopfung neigen, sollte man keine Knochen füttern. Und auch bei älteren Katzen ist Knochenfütterung nicht immer möglich oder empfehlenswert.

Ute Wadehn:
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