Wenn der Hund oder die Katze Durchfall hat, erbricht oder der Magen grummelt, dann braucht es eine Fütterung, die für den Magen-Darm-Trakt besonders einfach zu verarbeiten ist. Typische Situationen für Schonkost.
Schonkost meint immer eine sehr reduzierte Form der Fütterung, die aus nur wenigen, besonders reizarmen, Komponenten besteht. Im Idealfall bringen die einzelnen Komponenten Eigenschaften mit, die beruhigend oder entlastend auf Magen und Darm wirken können.
Schonkost ist eine Erste-Hilfe-Maßnahme. Wenn Beschwerden länger als einige Tage anhalten, die Symptome sich verstärken und / oder immer wieder auftreten, sollte man auf Ursachenforschung gehen. Denn solche unspezifischen Verdauungsprobleme können durch einen harmlosen Infekt ausgelöst werden, durch pathogene Keime, die sich eingeschlichen haben. Aber manchmal steckt ein größeres Problem hinter all dem, was vielleicht durch Schonkost alleine nicht dauerhaft zu beheben ist.
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Schonkost oder fasten lassen?
Je nachdem, welche Symptome auftreten, ist es bei Hunden sinnvoll, für 12-24 Stunden gar nicht zu füttern. Die Nahrungskarenz ist der beste Weg, damit Ruhe im Magen-Darm-Trakt einkehren kann und Selbstreinigungsprozesse schnell greifen. Denn Durchfall und Erbrechen sind eigentlich sehr effektive Möglichkeiten des Körpers, das, was ihm nicht gut tut, schnell loszuwerden. Beispielsweise Keime oder unbekömmliche Nahrung. Daher macht es bei Hunden durchaus Sinn, eine kurze Futterpause einzulegen, bis das Schlimmste überstanden ist. Achtung: Bei Welpen gelten andere Regeln, Welpen können schneller dehydrieren und auch schnell Gewicht verlieren. Daher lässt man Welpen nicht fasten und sollte auch bei heftigeren Symptomen lieber früher als später zum Tierarzt.
Für Katzen gilt Ähnliches: Sie sind auf regelmäßige Futteraufnahme angewiesen. Nicht zu fressen kann für sie schneller zu ernsten Problemen führen als bei Hunden. Es kann natürlich vorkommen, dass Deine Katze aufgrund von Erbrechen oder Durchfall nicht so richtig fressen mag. Wenn Katzen jedoch länger als maximal 48 Stunden das Futter konsequent verweigern, ist das ein Fall für den Tierarzt.
Ich bin nicht für Panikmache, aber bei Katzen kann länger anhaltende Inappetenz zum Problem werden, zum einen, weil Katzen lange nicht zeigen, wenn es ihnen gesundheitlich nicht gut geht und Futterverweigerung ein sehr ernstzunehmender Hinweis ist. Zum anderen, weil nicht jede Katze von selbst wieder zu fressen anfängt, wenn sie Futter länger verweigert, was zu organischen Problemen und schnell auch zu Dehydration führen kann.
Wie sieht die ideale Schonkost für Hunde und Katzen aus?
Schonkost hat das Ziel, den Magen-Darm-Trakt zu entlasten.
Sie muss daher einige Kriterien erfüllen, beispielsweise:
- hochverdaulich, auf Basis von gut verdaulichem tierischen Protein
- fettarm
- wenn Kohlenhydrate gefüttert werden, müssen sie extrem gut aufgeschlossen sein
- sie sollte gekocht angeboten werden
Weitere Kriterien sind eher symptombezogen, z.B.:
- schleimhautschützend
- magenberuhigend
- stopfend
- entkrampfend
Die gute Verdaulichkeit ist von besonderer Bedeutung. Die Basis einer Schonkost ist daher normalerweise Muskelfleisch. Kein Bindegewebe wie Pansen, Blättermagen oder Innereien. Keine Knochen.
Selbst wenn man normalerweise barft, greift man bei Schonkost normalerweise auf gekochte Fütterung zurück. Rohes Fleisch ist nie vollkommen keimfrei.
Bei einem gesunden Tier spielt eine normale Keimbelastung keine Rolle. Aber wenn der Magen-Darm-Trakt ohnehin schon Probleme macht, bedeuten Keime weitere Arbeit, die in dieser Situation vielleicht nicht so geleistet werden kann wie sonst. Außerdem greifen die Mechanismen zur Abwehr von möglicherweise pathogenen Keimen nicht so effektiv wie sonst. Daher verzichtet man in Schonkost-Phasen auf rohes Fleisch oder andere ungekochte Zutaten. Außerdem kann gekochte Fütterung oft etwas besser und schneller aufgeschlossen werden, was ebenfalls zur Entlastung beiträgt.
Fettarm sollte die Fütterung deswegen sein, weil für die Fettverdauung ein relativ komplexer Vorgang ist, an dem viele Organe des Verdauungstraktes beteiligt sind. Mit weniger Fett in der Fütterung hat nicht nur der Magen und der Darm weniger Arbeit, sondern auch die Bauchspeicheldrüse, die Leber und die Galle.
Ist Huhn und Reis und körniger Frischkäse die beste Schonkost?
Gekochtes Huhn mit Reis und körnigem Frischkäse wird oft als klassisches Schonkost-Rezept empfohlen. Allerdings haben zwei von drei Komponenten darin keine echte Funktion. Denn Reis muss wirklich sehr lange gekocht werden, damit er gut verdaulich ist. Für Katzen entfällt er ohnehin, weil Katzen Kohlenhydrate in größeren Mengen nicht verwerten können.
Aber auch für Hunde hat Reis so seine Tücken: Wenn man ihn lange genug kocht, bilden sich Schleime, die den Magen-Darm-Trakt beruhigen können. Das ist dann unter dem Begriff Congee geläufig, eine Art der Reiszubereitung, die aus dem asiatischen Raum kommt. Die lange Kochzeit ist entscheidend, damit sich der „Glibber“ bildet, der das Ganze gut bekömmlich macht. Je nach Reisart mindestens zwei, besser 4-6 Stunden Kochzeit. Vollkornreis braucht länger als Rundkornreis. Das wird aber in den wenigsten Schonkost-Rezepten so gehandhabt.
Wenn der Reis aber nicht so lange kocht, hat er wenig positive Eigenschaften, die man bei Magen-Darm-Problemen als unverzichtbar einstufen könnte. Die enthaltene Stärke sorgt zwar dafür, dass der Kot fester wird. Aber auf der anderen Seite kann sie auch dazu führen, dass pathogene Keime länger im Darm bleiben, als eigentlich gut wäre. Eine entzündungshemmende Wirkung erreicht man bei Reis wirklich nur durch die extrem lange Kochzeit.
Körniger Frischkäse wird ähnlich wie Reis immer als besonders gut verdaulich eingestuft. Allerdings ist er nicht besser verdaulich als fettarmes Muskelfleisch. Auch er hat ansonsten wenig Funktionen. Er ist leicht salzig, was dazu führt, dass er von den meisten Hunden und Katzen gerne genommen wird. Aber eine echte Funktion im Sinne von beruhigend, verdauungsfördernd, stopfend…. hat er nicht. Ok, kann könnte jetzt den Salzgehalt als Ausgleich zum Flüssigkeitsverlust ansehen. Aber wenn der Flüssigkeitsverlust durch Durchfall oder Erbrechen wirklich so massiv ist, dass man sich um den Elektrolythaushalt kümmern muss, dann ist der Weg zum Tierarzt wichtiger als jede Schonkost.
Wie macht man es besser?
Die Basis einer jeden Schonkost ist immer fettarmes Muskelfleisch. Das muss nicht zwingend Huhn sein, das kann auch eine andere Fleischsorte sein. Wichtig ist, dass Dein Hund oder Deine Katze die Fleischsorte verträgt und frisst. Fettarm kann beispielsweise auch mageres Rindfleisch sein, Kaninchen oder Wild.
Dieses Fleisch macht bei Hunden 75-80% der Schonkost-Ration aus, bei Katzen 90-95%. Die Gesamtmenge der Schonkost pro Tag sind wie beim BARFen etwa 2-3% des Körpergewicht Deines Hundes. Die restlichen 20-25% (bei Katzen: 5-10%) kann ein gut gekochtes Gemüse sein. Bei Durchfall kannst Du beispielweise auch Moro´sche Möhrensuppe als Gemüse nutzen.
Für Hunde könnte man auch andere Gemüsearten außer Karotten mit einer beruhigenden, entkrampfenden oder antientzündlichen Wirkung auf den Verdauungstrakt nutzen. Beispielweise Fenchel (blähungswidrig, leicht krampflösend) oder Kürbis (reich an Antioxidatien, leichter Schleimhautschutz, allerdings in größeren Mengen kotlockernd). Gekochter Leinsamen oder auch kleine Mengen gut ausgequollene Flohsamen können durch die enthaltenen Schleimstoffe die Schleimhäute von Magen und Darm beruhigen. Davon kann man bei Bedarf kleine Mengen (für einen 20-kg-Hund beginnt man testweise mit einem 1 Teelöffel der gekochten oder ausgequollenen Saat) mit ins Futter mischen. Ansonsten funktioniert auch jedes reizarme Gemüse wie Zucchini oder Gurken.
Heilkräuter als Ergänzung
Kräuter in Form von Tee können ein Teil der Schonkost sein und diese ideal ergänzen. Beispielsweise Kamillentee bei Übelkeit, Sodbrennen oder Erbrechen, Pfefferminz bei Übelkeit, Fenchel, Anis oder Kümmel bei Blähungen, Brombeerblätter, getrocknete Heidelbeeren oder Blutwurz bei Durchfall. Tee hilft außerdem, die eventuell durch Durchfall oder Erbrechen verlorene Flüssigkeit wieder aufzufüllen. Auf diese eher individuelle Weise arbeitet man viel gezielter als mit der einfachen Huhn-Möhre-Hüttenkäse-Schonkost. Für Katzen ist die Tee-Option nichts, da kann man sich für eine Extraportion Flüssigkeit aber sehr gut mit Knochenbrühe behelfen.
Bei Heilpflanzen-Zubereitungen gilt es immer, individuelle Verträglichkeiten oder Kontraindikationen zu berücksichtigen. Die aufgeführten Heilpflanzen werden von den meisten Hunden gut vertragen, aber wenn Dein Hund beispielsweise auf Kamille allergisch reagiert, kommt das natürlich nicht in Frage.
Futtermanagement
Wenn es im Magen und Darm rumort, sollten eher kleine Portionen über den Tag verteilt gefüttert werden. Auch das hilft dem Verdauungstrakt, indem nicht zu viel Nahrung auf einmal bewältigt werden muss. Bei Katzen ist das weitestgehend normal, da muss man normalerweise nicht viel verändern außer eben der Fütterung selbst. Außerdem sollte die Fütterung eher lauwarm als kalt sein, also mindestens Zimmertemperatur. Wenn man frisch kocht, kann das Fleisch, die Moro-Suppe oder das Gemüse noch ganz leicht warm verfüttert werden.
Rezepte für Schonkost (Hund und Katze)
Ein Rezept für Schonkost für Deinen Hund mit 20 kg Körpergewicht könnte also so aussehen:
Futtermenge: 2% = 400 g
davon:
75% gekochtes, fettarmes Fleisch Deiner Wahl = 300 g
25% gekochtes Gemüse oder Moro´sche Möhrensuppe = 100 g
Die Menge teilst Du in 3-4 kleine Portionen auf und fütterst sie über den Tag verteilt.
Individuell nach Bedarf und den Symptomen könntest Du pro Tag noch ergänzen:
- 2- 4 TL gekochte Leinsamen oder gut ausgequollenen Flohsamen
- 2-4 TL Slippery Elm Bark
- pro Fütterung 2-3 EL frisch zubereiteten, abgekühlten Tee (zum Beispiel aus den weiter oben genannten Heilpflanzen)
- pro Fütterung 1-2 EL Knochenbrühe
Dieses Rezept kann man für natürlich für jedes andere Körpergewicht hoch- oder herunterrechnen. Es kommt dabei nicht aufs Milligramm genau an. Aber es ist eine gute Richtlinie, an der man sich orientieren kann.
Ein Rezept für Schonkost für Deine Katze mit 4 kg Körpergewicht könnte so aussehen:
Futtermenge: 2-3% = 80-120g
davon:
95% gekochtes, fettarmes Fleisch Deiner Wahl = 75-110 g (gerundet)
5% gekochtes Gemüse oder Moro´sche Möhrensuppe = 5-10 g (gerundet)
Die Menge teilst Du in 4-5 kleine Portionen auf und fütterst sie über den Tag verteilt.
Individuell nach Bedarf und den Symptomen könntest Du pro Tag noch ergänzen:
- 1/2 TL gut ausgequollenen Flohsamen
- pro Fütterung 1 TL Knochenbrühe
Wenn Du mehr zu (chronischen) Magen-Darm-Problemen wissen möchtest: Vielleicht hilft Dir diese Webinaraufzeichnung mit Zusatzmaterialien weiter.
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