Immer Ärger mit den Analdrüsen – (nicht nur) ein Fütterungsproblem

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Der Körper ist ein Wunderwerk, ja, klar.
Lauter wunderbare Funktionen, die nahtlos ineinander greifen wie ein Rädchen ins andere, damit der gesamte Organismus gut geölt vor sich hin schnurrt und das tut, was er tun soll.

Erste Zweifel am Wunderwerk Körper tauchen just in dem Moment auf, in dem man einen mit dem Hinterteil auf dem Teppich herumrutschenden Hund bzw. Katze sein eigen nennt. „Schlittenfahren“ nennt sich das so schön umschrieben, macht es aber weder angenehmer noch besser. Vor allem, wenn das öfter passiert.

Egal, ob man dann Dr. Google befragt oder ob einem selbst schon Unheilvolles schwant: Die Diagnose lautet zu 95 %  „verstopfte Analdrüsen“.

Der Vollständigkeit halber muss man sagen, dass das sogenannte Schlittenfahren nicht immer auftritt, aber ein häufiges Anzeichen ist.

Wenn die Analdrüsen stark entzündet sind und die Analbeutel entweder durch die Entzündung oder zuviel Sekret geschwollen, dann ist das Schlittenfahren für Hunde und Katzen eher unangenehm. Denn es ist dann auch richtig schmerzhaft.

Das auf dem Popo rutschen hat man meistens in den Anfängen der Verstopfung, wenn es juckt und / oder das Gefühl da ist, dass „etwas stört“.
Dazu kommen oft weitere Symptome, z.B., dass der Hund versucht, mit dem Maul sein Hinterteil zu erreichen, um sich zu beißen oder sich zu belecken.

Und anders herum muss es aber kein zwingender Hinweis auf verstopfte Analdrüsen sein, wenn der Hund mit dem Po über den Boden robbt.

 

Woher kommen Analdrüsenprobleme?

Analdrüsen haben einen direkten Bezug zur Ernährung. Weswegen oft z.B. auch die Umstellung auf BARF bzw. Rohfütterung bei Hunden mit häufiger auftretenden Analdrüsenproblemen angeraten wird.

Die Analbeutel sitzen rechts und links neben dem After, und zwar so auf etwa 8 Uhr und auf 16 Uhr. Diese Beutel sind zwei kleine Hohlräume, in deren Wänden sich die Analdrüsen befinden, die Sekret produzieren.
Ein (für menschliches Empfinden) extrem unangenehm riechendes, bräunliches Sekret, ähnlich einem Schmierfilm.

Das Ganze gehört vermutlich zum Kommunikations-Repertoire, indem es der Reviermarkierung dient und zum Erkennen eines Individuums.

Bei Aufregung oder Erschrecken kann der gesamte Inhalt der Analbeutel auf einmal entleert werden (nein, das möchte man nach Möglichkeit dringend vermeiden). Denn um die Analbeutel herum sitzt entsprechende Muskulatur zum „ausquetschen“.

Das gibt es übrigens auch bei Katzen. Geronimo ist das plötzliche Entleeren regelmäßig passiert, wenn es sich entweder aufgeregt hat (z.B., wenn man ihn auf den Arm genommen hat, obwohl er das nicht ausstehen konnte – das hat man dann auch nur einmal gemacht) oder wenn er begeistert von irgendetwas war. Man muss seine Tiere einfach lieben, keine Frage. 🙂

 

 

Was passiert bei Analdrüsenverstopfungen?

Die Analbeutel werden eigentlich automatisch mit jedem Kotabsatz etwas entleert, denn der Kot wird mit dem Sekret „beduftet“.

Voraussetzung dafür ist aber, dass der Kot ausreichend fest ist.
Ist er zu weich, werden die Analbeutel nicht ausreichend stimuliert und das Sekret verbleibt in den Analbeuteln bzw. in den Ausführungsgängen. In den Ausführungsgängen wird es dann fest wie Zement, das verursacht die Verstopfung.
Das Sekret, was in den Analbeuteln aber natürlich weiterhin produziert wird, sorgt dafür, dass die Analbeutel immer voller werden, wodurch den für den Hund unangenehme Druck entsteht.

Im ungünstigsten Fall setzt sich eine Entzündung in den Analbeuteln fest.
Das heisst, die Analbeutel schwellen durch die Entzündung noch einmal zusätzlich an (oft ist eine Seite mehr als die andere betroffen), es wird sehr schmerzhaft und das Sekret eitrig.
Behandelt man nicht, suchen sich die Entzündungen oft den Weg  außen und brechen irgendwann auf (Abzesse / Fisteln).

 

Man hat also unterschiedliche Stadien:

  • Die Analbeutel können sich nicht mehr ausreichend beim Kotabsatz entleeren, die Ausführungsgänge der Analdrüsen sind verstopft. Dadurch sammelt sich immer mehr Sekret in den Analbeuteln, die Analbeutel vergrössern sich, was man u.U. auch von außen sehen kann. Meistens hat man hier schon erste Anzeichen wie Juckreiz / Schlittenfahren.
  • In den Analbeuteln kommt es durch Bakterien zu einer Entzündung, was die Schwellung weiter verstärkt.
    Spätestens jetzt hat man auch Symptome, wie Juckreiz, Probleme beim Kotabsatz und Schmerzen.
  • Wird nichts weiter unternommen, können Abzesse oder sogenannte Fisteln entstehen. Der durch die Entzündung gebildete Eiter sucht sich seinen Weg nach außen, was für den Hund äußerst schmerzhaft ist. Einige Hunde versuchen, den Kotabsatz aufgrund der Schmerzen so weit wie möglich zu vermeiden, je nach Schwere der Entzündung kann auch Fieber auftreten. Eine tierärztliche Behandlung ist dann unumgänglich!

 

 

Was kann man tun?

Das, was oft empfohlen wird, sollte man nach Möglichkeit vermeiden: Das Ausdrücken der Analdrüsen. Schon gar nicht prophylaktisch.
Durch das Ausdrücken leeren sich die verstopften Analbeutel, das Problem scheint also erstmal gelöst.
Nur haben die Analdrüsen eine etwas ungünstige Eigenschaft: Sie sind recht sensibel und neigen dazu, nach jedem Ausdrücken verstärkt Sekret nachzuproduzieren.
Getreu dem Motto: „Man weiß ja nicht, wann wieder ein Engpass da ist, also lieber mal etwas mehr nachlegen.“

Was zur Folge hat, dass man sich relativ schnell in einem Teufelskreis befindet und die Analdrüsenprobleme chronisch werden. Und eine operative Entfernung der Analdrüsen vielleicht die letzte Konsequenz ist. Bei Entzündungen und Abzessen ist das Ausdrücken / die Öffnung mangels Alternativen notwendig. Nach der Entleerung werden die Analbeutel dann mit einer antibiotischen Lösung gespült, um das Risiko einer erneuten Entzündung zu minimieren.

Das heisst, das Wichtigste ist die Prophylaxe durch eine Anpassung oder Optimierung der Fütterung.

 

 

Ernährung anpassen – wie genau?

Die logische Konsequenz aus dem Problem des zu weichen Kots: So füttern, dass der Kot ausreichend fest ist.

Oft wird vorgeschlagen, einfach Knochen zuzufüttern, aber das ist mitunter etwas kurz gedacht. Gerade wenn man seinen Hund sonst nicht barft, kann das zu Problemen führen. Denn die Magensäureproduktion muss sich oft erst an die Knochenfütterung anpassen.

Ist das nicht der Fall, haben die Knochen keine Chance, den Kot fester werden zu lassen. Weil sie dann nicht im Darm landen, sondern nach einigen Stunden einfach wieder erbrochen werden.

Alternativen zu ganzen rohen fleischigen Knochen sind gewolfte Knochen, Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl, Algenkalk oder Calciumcarbonat. Auch diese eigenen sich zum Verfestigen des Kots.

Trotz allem sollte man die Gesamtmengen an gefüttertem Calcium etwas im Auge behalten.
Calcium-Überschüsse werden zwar normalerweise mit dem Kot ausgeschieden, wird aber z.B. gleichzeitig recht viel Vitamin D zugeführt, kann auch vermehrt Calcium eingelagert werden. Exzessive Calcium-Fütterung kann außerdem die Aufnahme anderer Nährstoffe verringern, wie etwa Zink.

 

Fütterungsüberprüfung

 

Bevor man einzelne Maßnahmen ergreift, sollte man erst einmal die grundsätzliche Fütterung auf ihre Zusammenstellung überprüfen.
Barft man, dann sollte man z.B. schauen, ob:

  • der Fettgehalt in der Fütterung stimmt
  • ob der Gemüse-/ Obstanteil ggffls niedriger angesetzt werden sollte
  • wie hoch der Anteil an bindegewebigem Fleisch ist
    Ein hoher Anteil an stark bindegewebshaltigen Fleisch wie Pansen, Blättermagen, Euter, Sehen, Lefzen, etc. kann weichen Kot verursachen
  • wieviel und welche Innereien gefüttert werden
  • ob Milchprodukte gefüttert, aber nicht vertragen werden
  • ob Unverträglichkeiten gegen andere Futterbestandteile bestehen, z.B. bestimmte Fleisch- oder Gemüsesorten
  • und natürlich auch, ob der Knochenanteil passt oder ob man z.B. mehr Knorpel statt Knochen füttert

 

Bei Fertigfutter sieht es ähnlich aus. Je nach Inhaltsstoffen kann der Kot weicher oder fester sein, insbesondere wenn viele schwer verdauliche Bestandteile verarbeitet wurden.
Bei Hunden, die auf Futterwechsel sensibel reagieren, kann auch bei Futterumstellungen schnell weicher Kot auftreten.

Die Umstellung auf BARF / Rohfütterung kann die Neigung zu Analdrüsenproblemen eindämmen, oft ist das ein entscheidender Schritt. Aber eben nicht immer ein Erfolgsgarant, manchmal muss man trotzdem weitere Maßnahmen ergreifen.

 

Ballaststoffe

Nächster Programmpunkt: Ballaststoffe. Genauer: Ballaststoffe, die ein nicht unerhebliches Quellvermögen aufweisen. Damit vergrössert man das Kotvolumen, um die Analbeutel bestmöglich zu entleeren.
Sehr gut geeignet sind Flohsamen, alternativ Leinsamen oder Chiasamen.

Man ersetzt einen kleinen Teil der Fütterung durch die gequollenen Samen. Bei BARF klassischerweise einen Teil der Gemüseration.

Ganz wichtig: Egal, welche Samen verwendet werden, sie müssen ausreichend quellen. Das heisst zum einen: Mit genug max. handwarmen Wasser (Verhältnis etwa 1:10) ansetzen und ausreichend lange quellen lassen, nämlich, bis sich eine glibberige Masse gebildet hat.
Achtung: Der Kot wird dadurch nicht fester, sondern voluminöser. Die genannten Samen wirken über den Dehnungsreiz im Darmtrakt, das Quellvolumen ist allerdings etwas unterschiedlich.

Wieviel man im Einzelfall benötigt, muss man leider ausprobieren, denn das ist von Hund zu Hund unterschiedlich.

Ein kleiner Anteil an Getreide wie gekochte Hirse, Buchweizen etc. in der (Roh-) Fütterung  kann ebenfalls die Entleerung der Analbeutel fördern.

Kauartikel mit Fell sind (in Maßen) ebenfalls eine Option.

 

 

Darmprobleme als Ursache?

Was bei Analdrüsenproblemen ebenfalls nicht ganz zu vernachlässigen ist, sind Ursachen, die eigentlich im Darm selbst liegen.
Entzündungen im Darm oder aber auch Dysbakterien (Ungleichgewicht der Darmbakterien) können ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass es immer mal wieder oder auch länger anhaltend zu weichem Kot kommt.

Deswegen kann es sinnvoll sein, bei einer auftretenden Analdrüsenverstopfung einen Darmfloracheck machen zu lassen, um hier eine mögliche Ursache auszuschließen bzw. die Dysbakterie entsprechend behandeln zu können.

 

 

Fazit

Die Prophylaxe ist tatsächlich der wichtigste Punkt, damit Analdrüsenverstopfungen oder -entzündungen gar nicht erst entstehen.

Hat Dein Hund öfter oder regelmäßig weichen Kot, solltest Du die Fütterung einmal genauer unter die Lupe nehmen und entsprechend optimieren, um das Risiko so klein wie möglich zu halten.

Auch eine Untersuchung der Darmflora bzw. die Überprüfung auf Unverträglichkeiten sollten dann in Erwägung gezogen werden, wenn eine Veränderung der Fütterung keine oder nur eine kurzzeitige Besserung bringt.

Spätestens, wenn das Problem da ist, sollte man schnellstmöglich Maßnahmen ergreifen, damit die Verstopfung bzw. die Entzündung nicht chronisch wird.
Manchmal ist es wirklich nur ein einmaliges Problem, aber leider besteht die Tendenz, dass es dabei nicht bleibt.