“Zum Barfen habe ich keine Zeit”. Ein Satz, der auf der Suche nach der passenden Fütterung sehr häufig fällt. Einer, der auch ein Totschlagargument ist und den ich gut nachvollziehen kann: Wir haben alle gefühlt immer zu wenig Zeit und irgendetwas, was die knappen Zeitpolster auffrisst, ist doch immer.
Allerdings gibt es natürlich Möglichkeiten, auch das BARFen möglichst zeitsparend zu gestalten. Manchmal gibt es zur selbstgekochten bzw. zu BARF-Rationen wenig Alternativen, weil der Hund oder die Katze Allergien oder Unverträglichkeiten zeigt oder bestimmte Erkrankungen eine andere Fütterungsart wenig sinnvoll werden lassen. Da ist es wie so oft: Wenn es muss, geht vieles.
BARFen sollte allerdings genauso wenig wie selbst kochen in Stress ausarten. Das verdirbt einem die Freude an der Sache. Man sieht dann schnell über die positiven Auswirkungen hinweg, weil man einfach keine Lust hat oder das Projekt “gesunde Fütterung” einem schnell über den Kopf steigt.
Wie geht es also ohne Stress und ohne das Gefühl, zeitlich ständig am Limit zu sein?
BARF ist tatsächlich nicht zeitintensiv. Es geht eigentlich wie bei so vielem, darum, sich selbst Strukturen und Abläufe zu schaffen, die man problemlos umsetzen kann und einfach in den Alltag integrieren kann.
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Ist wirklich Zeit das Problem beim BARFen?
Bevor man gedanklich tiefer in die Vereinfachung von BARF einsteigt, sollte man erst einmal selbst ganz ehrlich mit sich selbst sein. Da gilt es, in sich hineinzuhören: Ist wirklich die Zeit das Problem? Weiß man tatsächlich ziemlich genau, wie viel Zeit man fürs BARFen braucht, weil man es schon mal ausprobiert hat? Oder geht man davon aus, dass BARF zeitaufwendig ist, weil man keinen echten Zugang hat und einem das Thema kompliziert erscheint?
BARF ist kein MUSS, es gibt oft (nicht immer!) sinnvolle Alternativen, auch bei Erkrankungen. Aber manchmal ist “ich hab keine Zeit, mich in die Küche zu stellen und Futter zu machen” ein Ausdruck für etwas ganz anderes. Zum Beispiel, dass man schlicht und ergreifend keine Lust hat. Wenn man nicht gern kocht, einen alles, was mit Ernährung zu tun hat, genauso wenig interessiert wie XYZ, dann ist der Einstieg und vor allem das Dranbleiben schwer.
Genauso ist es oft, wenn sehr viele Dinge zusammen kommen, um die man sich gerade kümmern muss. Da ist das BARFen dann nur eine Sache von vielen, die gerade Oft ist das Wollen der Schlüssel – es ist ohne Zweifel ok, wenn man nicht will und man muss sich dafür auch nicht rechtfertigen! Man sollte es jedoch offen, auch sich selbst gegenüber, kommunizieren.
Anders kann es sein, wenn man bereits gebarft hat und dafür sehr viel Zeit benötigt hat. Dann sind es oft die Abläufe oder die Herangehensweise, die unnötig Zeit kosten. An der Stelle kann man sich fragen: Was hat eigentlich am meisten Zeit gekostet? Das Zubereiten selbst, die Vorbereitung, die Planerstellung, das Informieren vorab….? Hat man eine genauere Idee von dem, was einen genervt hat und dem eigenen Empfinden nach Zeit geklaut hat? An der Stelle kann man genauer ansetzen.
Vorbereitung ist alles.
Der wichtigste Punkt, um Zeit zu sparen, ist Vorbereitung. Dabei geht es nicht darum, Fleisch für die nächsten 5 Jahre einzulagern oder jede Eventualität in Sachen Fütterung im Auge zu haben. Das ist eh zum Scheitern verurteilt. Aber es gibt Punkte, die einem das Leben einfacher machen und damit Abläufe routinieren. Das wiederum löst die Bremse im Kopf (“Es ist alles so kompliziert”) und zum anderen schafft es zeitliche Freiräume.
Das Wichtigste dabei: Mit den Basics beginnen. Das heißt konkret: Wissen, was Du wann warum machst. Vor dem Zusammenstellen der täglichen Rationen solltest Du einen Futterplan schreiben, eine Aufstellung, wie Du die nächsten 2-4 Wochen füttern möchtest.
Das ist eine einmalige Zeitinvestition, die man im Laufe der Zeit automatisiert. Denn die Mengen der einzelnen Zutaten wie Muskelfleisch, RFK, Innereien und Zusätzen verändern sich bei ausgewachsenen Tieren nicht mehr wesentlich. Wenn man ein paar Mal die Fütterung vorbereitet hat, kann man das auch im Halbschlaf, ohne nachdenken zu müssen. Wenn Du einen Futterplan von einer Ernährungsberaterin oder einem Ernährungsberater erstellen lässt, entfällt das – normalerweise bekommst Du dann auch eine detaillierte Übersicht über alle benötigten Futterbestandteile.
Den Überblick behalten
Aber natürlich geht es auch darum, dass Du nicht ständig für jeden einzelnen Futterbestandteil separat einkaufen gehen oder fahren musst. Denn auch das ist ein absoluter Zeitfresser. Also ab und zu mal das Gefrierfach durchforsten und eine Bestandsaufnahme in Sachen Fleisch, Innereien und Knochen zu machen, hilft, den Überblick zu bewahren und schützt davor, etwas zu vergessen und anderes in unpassend großen Mengen vorrätig zu haben.
Natürlich: Nicht jeder hat die Möglichkeit, viel zu lagern. Oft einkaufen zu müssen, ist allerdings etwas, was BARFen zeitintensiver macht. Egal, ob man online bestellt oder vor Ort einkauft.
Sich eine Erinnerung auf dem Handy einzurichten, zu wann es voraussichtlich Zeit für den nächsten Fleisch-Einkauf ist, hilft, nicht mit Zeitdruck bestellen oder einkaufen zu müssen. Denn sowohl als BARFer als auch als Shopbetreiber hat man eins in den letzten drei Jahren gelernt: Es ist nicht mehr Standard, dass alles immer verfügbar ist.
Zubehör griffbereit haben, wenn man selbst portioniert: Nichts ist lästiger, als wenn loslegen möchte und benötigte Küchenutensilien erst zusammen suchen muss. Die meisten BARFer haben Schüsseln, Löffel, Feinwaage, Gefrierdosen etc., die sie nur fürs Vorportionieren nutzen. Alles zusammen an einem fixen Platz zu verstauen, sorgt dafür, dass man immer alles zur Hand hat, wenn man es braucht.
Feste Routinen entwickeln
Routinen sind Zeitsparer, weil man nicht erst darüber nachdenken muss, was man macht und wann man es macht.
Sich fürs Vorbereiten der Portionen feste Zeitfenster zu schaffen, ähnlich wie für Hunderunden. Beispielsweise: Alle zwei oder drei Wochen am Samstag Nachmittag für die nächsten zwei bzw. drei Wochen vorportionieren. Mealprep für den Hund oder die Katze, könnte man sagen.
Zwei bis drei Wochen sind dabei normalerweise ein guter Zeitraum: Man hat es nicht jede Woche als To-Do auf der Liste, muss aber auch nicht zu große Mengen vorher einkaufen und lagern. Man bleibt flexibel, falls in der Zwischenzeit Änderungen notwendig sein sollten.
Selbst mit einem großen Hund oder mehreren Katzen bekommt man das Vorportionieren für diesen Zeitraum gut in einer bis maximal 2 Stunden erledigt. Je nachdem, wie viel der verwendeten Zutaten man noch selbst schneidet und ob man die Gemüse-Obst-Mischung für Hunde mit einfriert oder alle 2 Tage frisch zubereitet.
Je länger man das einfach macht, desto selbstverständlicher ist es. Und desto weniger stellt man sich die Frage, ob man nicht lieber eine Serie zu Ende schauen möchte oder stattdessen lieber durch Social Media scrollt. Denn seien wir ehrlich: Wenn wir unsere Bildschirmzeit pro Woche anschauen, werden die meisten von uns feststellen, dass wir weit mehr als 2 Stunden in der Woche einfach nur durch Social Media scrollen, daddeln oder einfach so durchs Internet surfen. Ein bisschen Zeit davon kann man ja vielleicht für die Fütterung abzwacken?
Beim Futter nicht alles verändern wollen
Man neigt manchmal dazu, so viel Abwechslung wie möglich in die Fütterung bringen zu wollen oder hat die fixe Idee, die Fütterung immer noch ein Quäntchen besser machen zu wollen. Aber das kostet Zeit. Natürlich gibt es berechtigte Gründe, die es notwendig machen, die Ernährung von Hund oder Katze zu optimieren oder komplett über den Haufen zu werfen. Oft verzettelt man sich aber in Details.
Dann vergleicht man stundenlang Öle oder Nährstoffgehalte von Innereien, man geht jeder Insta- oder Facebook-Werbung für Futterergänzungen nach, man wühlt sich durch Shops auf der Suche nach etwas, von dem man selbst manchmal nicht genau weiß, was das sein soll.
Manchmal sind Dinge gut, wie sie sind. Punkt. Wenn Du ein gutes, für Dein Tier passendes Grundgerüst gelegt hast, hast Du das Wichtigste geschafft.
Dann lehn Dich zurück und entspann Dich. Der Wunsch nach Abwechslung ist ein sehr menschlicher Gedanke. Das Suchen nach Optimierungsmöglichkeiten ohne Konzept kostet nicht nur Zeit, sondern schafft auch Unsicherheit und manchmal sogar Frustration.
Sich das Leben leicht machen
Wenn man Leber schnippeln mag, dann spricht natürlich nichts dagegen, das selbst zu machen. Der Geruch von Leber ist aber auch noch nach den ganzen Jahren BARF mein kleiner persönlicher Endgegner – vielleicht, weil ich sie manchmal als Kind essen musste und es gehasst habe. Geblieben ist: Je weniger ich mich mit Leber beschäftigen muss, desto glücklicher bin ich. (Grünen Pansen kann ich auch morgens vor dem ersten Kaffee verarbeiten, undenkbar bei Leber).
So oder so ist es absolut legitim, fertige Innereienmixe zu nutzen – vorausgesetzt, sie sind so zusammengestellt, dass sie dem BARF-Konzept entsprechen.
Gleiches gilt für Fleisch: Wenn man nicht selbst maulgerechte Brocken schneiden möchte, kann man schon fertig gewürfeltes Fleisch nutzen oder natürlich auch Gewolftes.
Nutzt man Bio-Gemüse oder Gemüse aus dem eigenen Garten, kann man bei Möhren, roter Beete, Pastinake etc. auch auf das Schälen verzichten. Konventionelles Gemüse sollte man zumindest gut waschen, wenn man es mit Schale nutzt – ob das wirklich eine Zeitersparnis gegenüber dem Schälen ist, bleibt dann wohl eine Frage der persönlichen Schnelligkeit. Mittlerweile gibt es auch fertige, gefrostete Gemüsemischungen, wenn mal wirklich überhaupt keine Zeit ist.
Eine andere gute Alternative sind Gemüse-Flocken. Aus der Tüte in ein gut schließendes Vorratsglas umgefüllt und trocken gelagert, halten sie extrem lange. Das MHD sollte man beim Umfüllen natürlich notieren.
Auch mit Öl kann man sich kleine Portionen (z.B. in 10 ml- Braunglasflaschen) abfüllen, die man einfrieren kann. So hat man für den Fall der Fälle immer etwas zur Hand, wenn man es braucht. Kleine Braunglasflaschen gibts inkl. der Verschlüsse manchmal in BARF-Shops, meistens in Apotheken und in jedem Fall online.
Was ist mit Fertig-BARF?
Auch Fertig-BARF ist eine Möglichkeit, Zeit zu sparen. Wenn man sich mit dem Thema BARF schon einmal etwas gezielter auseinander gesetzt hat, kann das eine solide (Übergangs-) Lösung sein. Fertig-BARF komplett ohne Vorkenntnisse zu nutzen, ist nicht die beste Ausgangssituation. Denn nicht jedes Fertigbarf-Menü entspricht der typischen BARF-Zusammensetzung, was wiederum Einfluss auf die Nährstoffversorgung hat. Und nicht überall, wo “komplett” drauf steht, ist auch “komplett” drin. Es ist wie mit Fertigfutter: Ohne das notwendige kleine bisschen Ahnung kann einem jeder ein X für ein U vormachen.
Fertigbarf bedeutet dann Zeitersparnis, wenn Du mit den Grundlagen der Rohfütterung vertraut bist, Zusammensetzungen beurteilen kannst und gfls auch weißt, welche Menüs auch über einen längeren Zeitraum gefüttert werden können, ohne dass man die Grundversorgung in einzelnen Bereichen vernachlässigt.
Ansonsten wirst Du (zumindest bei überwiegender Fütterung) früher oder später an den Punkt kommen, wo Du Dich noch einmal detaillierter mit der Fütterung Deines Hundes oder Deiner Katze auseinander setzen musst, weil Du merkst, dass es nicht rund läuft. Das ist aber in jedem Fall die stressigere Variante.
Für „Notfälle“ gerüstet sein
Nein, ich meine dabei keine Weltuntergangsszenarien mit Zombieapokalypse und Co. Sondern um das, was eben passieren kann: Man vergisst, rechtzeitig zu bestellen, ein anderes Familienmitglied muss sich um die Fütterung kümmern, weil man krank ist oder sich die Arbeitszeiten geändert haben… völlig egal, aber Unvorhergesehenes passiert.
Deswegen ist es gut, immer ein paar fertige Menüs (selbstgemacht oder Fertig-BARF) als Reserve in der Kühlung zu haben, die man auch einfach da lässt. Natürlich sollte man dabei die Zeit im Auge haben und diesen “Notvorrat” auch immer mal wieder austauschen. Aber das spart einem Zeit und Stress, wenn der Hund ungeplant mal zur Schwiegermutter muss, die Lieferung nicht rechtzeitig ankommt oder man einfach nicht zum Einkaufen kommt.
Es geht dabei also nicht um Vorräte für Wochen, sondern darum, dass man ein paar Tage überbrückt bekommt.
Dafür kann man natürlich auch hochwertige Dosen nutzen, wenn man den Platz im TK-Fach nicht hat. Da sollte man dann allerdings sicher sein, dass diese gemocht und vertragen werden, also vorher schon mal gefüttert worden sind.
BARFen funktioniert auch, wenn man wenig Zeit hat
Natürlich braucht BARF einen gewissen Zeiteinsatz. Wie fast alles andere auch. Aber wie bei vielem reduziert sich vieles am Ende auf die simple Frage: Was bringt es? Und da kann man einfach nur immer wieder sagen, dass man fast immer sieht, wie ein Hund oder eine Katze gefüttert wird.
Es ist nicht nur das Fell oder die Haut. Es sind die Gewichtsprobleme, die Erkrankungen durch Übergewicht und unpassende Futterzusammensetzungen, die latenten Magen-Darm-Probleme, die sich ein Leben lang durchziehen. Die Allergien, die Unverträglichkeiten, das zu schnelle Wachstum bei Welpen größerer Rassen.
In der Regel ist es so, dass Dinge leider entweder Zeit oder Geld kosten. Seltener beides, so gut wie nie keines von beidem. Es ist also gut investierte Zeit. Aber man muss auch sagen, dass der Zeitaufwand fürs BARFen oder generell selbst gemachte Fütterung sehr überschaubar ist. Und wenn man mal weniger Zeit hat, gibt es auch so gut wie immer eine Lösung, ohne dass die Qualität der Fütterung darunter leidet.
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