Knochenfütterung bei BARF – und wie Du Knochen ersetzen kannst

Knochen Knochenfütterung BARF

Knochen sind wohl der natürlichste Calcium-Lieferant bei der Rohfütterung. Allerdings tauchen dabei auch immer wieder Unsicherheiten und Fragen auf und in der Tat sollte man bei der Fütterung von Knochen einiges beachten.

Zunächst einmal: Knochen haben einen unterschiedlich hohen Calciumgehalt.
Bei dem normalerweise zu Grunde gelegten Knochenanteil von 15% geht man von einer Mischkalkulation aus, nämlich dass Knochen mit unterschiedlichem Calciumgehalt gefüttert werden.

Weiche Knochen wie Hühnerhälse oder Hühnerkarkassen haben einen geringeren Calciumanteil, denn die Knochen sind eher „weich“ und sind knorpelig. (Knorpel: Mehr Bindegewebe, geringerer Calciumgehalt als Knochen)

Zunächst einmal: Knochen müssen immer roh gefüttert werden.

Kocht man diese, wird den Knochen durch den Garvorgang Wasser entzogen, was dazu führt, dass die natürliche Elastizität verloren geht und Knochen splittern können. Knochensplitter stellen für Hunde und Katzen eine sehr ernst zunehmende Verletzungsgefahr dar. Es gehört nicht sooo viel dazu, dass Knochensplitter in Mundhöhle, Speiseröhre und im Darm ein echtes  Desaster anrichten können. Und eine Darmperforation beispielsweise ist lebensgefährlich.


Etwas vorsichtiger sollte man auch bei Röhrenknochen (Geflügel) sein, wenn sie roh gefüttert werden. Denn auch hier besteht eine gewisse Gefahr, dass die Knochen splittern. Insbesondere, wenn das Geflügel bei der Schlachtung bereits älter war.
Deswegen sollte man z.B. keine Suppenhühner verfüttern, auch Puten haben mitunter ein höheres Schlachtalter als Hühner. Wobei Alter in dem Fall wirklich relativ ist. Ein „normales“ Huhn lebt heute 35 Tage, bis es geschlachtet wird, bei Bio-Hühnern sind es 75-90 Tage.

Suppenhühner sind normalerweise ausgediente Legehennen (keine Fleisch-Hennen), die nach 12-15 Monaten geschlachtet werden. Kein Vergleich also mehr zu früherer Zeit, in der die Suppenhühner wirklich die ältesten Legehennen waren, die keine Eier mehr legten.

Aber: Auch Putenbeine oder Gänsebeine sind bereits recht massive Knochen, auch wenn es Röhrenknochen sind. Die Beine sind für viele Hunde zu groß, um sie als Ganzes direkt herunter zuschlucken. Beim Kauen können diese großen Röhrenknochen dann ziemlich leicht splittern und die Splitter sind höllisch spitz.
Das kann übrigens auch passieren, wenn man Geflügelbeine zerteilt – beobachte Deinen Hund in solchen Fällen bitte immer gut und füttere nur unter Aufsicht.
Und wenn Du unsicher bist, greifst Du auf andere, kleinere Knochen zurück.

Zweiter wichtiger Punkt bei der Knochenfütterung: Ausreichender Fleischanteil

Den Knochen sollte möglichst viel Fleisch anhaften, man geht etwa von 50% Knochen und 50% Fleisch aus. Nur wenn genügend Fleisch am Knochen ist, wird genügend Magensäure für die Verdauung der Knochen produziert.

Ohne Fleisch fehlt dieser Schlüsselreiz und der Knochen kann nicht ausreichend zersetzt werden. Was wiederum dazu führt, dass der Knochen lange Zeit im Magen verweilt. Nicht besonders angenehm, wie man sich vorstellen kann.

Gut geeignet für die Rohfütterung sind z.B. Hühnerhälse, Putenhälse, Hühnerschenkel, Hühnerflügel, Kalbsbrustknochen, Kaninchenkeulen, Kaninchen (ganz), Lammrippen, Sandknochen, Ziegenrippen etc. Gerade bei den Rippen solltest Du jedoch unbedingt auf den ausreichenden Fleischanteil achten.

Oft werden Rippen soweit ausgelöst, dass kaum noch Fleisch an den Knochen ist. Dadurch sind sie dann nicht nur schwer verdaulich, sondern auch relativ spitz. Womit wir wieder beim Verletzungsrisiko wären.


Markknochen und Beinscheiben sollte man nicht füttern. Hier besteht die Gefahr, dass der Hund sich in der Öffnung mit den Zähnen verkantet und sich den ringförmigen Knochen dann über den Unterkiefer stülpt. Von dieser unfreiwilligen Maulsperre können sich Hunde manchmal zwar alleine wieder befreien, manchmal hilft aber auch nur noch der Gang zum Tierarzt.
Nicht alle Knochen werden als Gesamtes gefressen, größere Knochen werden oft einfach benagt, kleinere Knochen komplett gefressen.

Wenn Dein Hund oder Deine Katze nicht daran gewöhnt ist, Knochen zu fressen, solltest Du zunächst mit weichen Knochen beginnen.


Bei „Schlingern“ und jungen Hunden solltest Du grössere, weiche Knochen wählen (z.B. Kalbsbrustbein), damit der Knochen nicht als Ganzes herunter geschlungen werden kann.

Bei Katzen kann man mit (zerteilten) Hühnerhälsen anfangen, auch Hühnerflügel werden von Katzen gerne beknabbert.
Bei ungeübten Knochenfressern sollte man in jedem Fall während der Fütterung unbedingt zur Beobachtung in der Nähe bleiben.

Was tun bei Knochenkot / Erbrechen?

Knochenkot kann dann auftreten, wenn zu viel Knochen gefüttert wurden und /oder zu wenig Fleisch am Knochen war. Überschüssiges Calcium kann von erwachsenen Hunden bis zu einem gewissen Grad wieder über den Kot ausgeschieden werden. Wenn also deutlich zu viel Calcium im Futter war, wird der Kot weißlich und – das ist das Tückische – sehr hart. Im schlimmsten Fall kann es so zu sehr unangenehmen Verstopfungen kommen.
Bemerkt man also weißlichen Kot, sollte man in jedem Fall für die nächsten 1-2 Tage keine Knochen und keinen Calciumzusatz füttern. Bei anhaltenden Verstopfungen ist in jedem Fall der Tierarzt aufzusuchen, nur er kann (z.B. durch Röntgen) feststellen, was die genauen Gründe für die Verstopfung sind.
Ein anderes Phänomen, was nach der Knochenfütterung auftreten kann, ist Erbrechen, oft auch von kleineren Knochenstücken. Auch hier kann die Ursache darin liegen, dass zu viel Knochen gefüttert wurden und / oder zu wenig Fleisch am Knochen war.

Wann Knochenfütterung nicht die beste Wahl ist

Knochen sind zwar eine sehr natürliche Calciumquelle, aber es gibt Hunde wie auch Katzen, die eine Knochenfütterung generell nicht vertragen.

Dies gilt insbesondere für Magen-Darm-sensible Hunde, aber auch viele Katzen kommen mit der Fütterung von ganzen Knochen (die oft nicht die der Grösse der Knochen im natürlichen Beutetier entsprechen, sondern wesentlich größer und massiver sind) nicht zurecht.
In diesem Fall kann man entweder gewolfte Knochen füttern oder aber auf einen Calciumzusatz zurück greifen. Dafür eignen sich z.B. Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl, Algenkalk, Dicalciumphosphat, Calciumcitrat etc.

Auch im fortgeschrittenen Alter des Hundes bzw. der Katze solltest Du die Knochenfütterung reduzieren oder ganz darauf verzichten.

Gerade bei Katzen nimmt die Anfälligkeit für Nierenerkrankungen im Alter zu, weswegen Du auf zusätzliches Phosphor (das ebenfalls in Knochen enthalten ist) in der Fütterung verzichten solltest.

Bei älteren Hunden bemerkt man oft, dass Knochen nicht mehr so gut verdaut werden können, wenn sie am Stück gefressen werden. Das ist normal, denn die Magensäure ist unter Umständen nicht mehr so konzentriert oder in geringerem Maß vorhanden. Knochen können deswegen nicht mehr so gut zersetzt werden und verursachen dann manchmal Beschwerden beim Kotabsatz oder werden wieder erbrochen. Wenn Du merkst, dass das regemäßig vorkommt, ist es am sichersten, auf Fleischknochenmehl oder ein anderes Calciumpräparat auszuweichen.

Und: Du selbst musst Dich auch mit der Knochenfütterung wohl fühlen. Es nutzt nichts, wenn Du bei jeder knochenhaltigen Mahlzeit Deinen Hund leicht panisch daneben sitzt und „ogottogottogott“ denkst, denn das überträgt sich auch auf den Hund.