Eines vorweg: Einen Hund auf Rohfütterung umzustellen, ist im Normalfall sehr problemlos möglich. Vor allem, wenn man schon mal eine Umstellung von Katzen auf rohes Fleisch hinter sich gebracht hat, ist der Wechsel von Fertigfutter auf Rohfutter bei Hunden ein Klacks.
Bevor Du mit der eigentlichen Umstellung beginnst, zwei wesentliche Dinge vorab:
1. Es ist wichtig, dass Du Dich zum Thema BARF informierst, bevor Du startest. Denn: Die sorgsamste Umstellung nutzt nichts, wenn die nachfolgende Fütterung nicht bedarfsgerecht ist oder nicht für Deinen Hund geeignet ist.
2. Bei Erkrankungen, sehr alten Hunden oder Welpen gelten andere Regeln. Dieser Artikel bezieht sich auf die Umstellung von ausgewachsenen, gesunden Hunden.
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Überlegungen vor der Umstellung auf BARF
Deswegen solltest Du vor der Umstellung selbst einige Überlegungen anstellen.
Nämlich dazu, wie die Fütterung nach der Umstellung dann konkret aussehen soll. Im besten Fall machst Du Dir dazu schon während der Umstellung eine Art Plan für die kommenden Wochen.
Denn in der Umstellungsphase bekommst Du auch einen Eindruck, was Dein Hund verträgt / mag und kannst das für die zukünftige Fütterung berücksichtigen.
Außerdem solltest Du Deine Vorratshaltung etwas planen: Möchtest Du mit frischem Fleisch vom Supermarkt oder Metzger arbeiten oder lieber mit Tiefkühl-Ware? Wieviel Platz im Kühlschrank / Gefrierfach brauchst Du ggffls?
Und, je nachdem, ob Du Dinge lieber alleine angehst oder mit Unterstützung: Wohin könntest Du Dich wenden, falls Du alleine nicht zurecht kommst oder Fragen auftauchen?
Umstellung auf BARF von heute auf morgen?
Man liest relativ häufig, dass man einen gesunden Hund von jetzt auf gleich umstellen kann: Heute noch Trockenfutter, morgen BARF mit allem drum und dran.
Das kann funktionieren, ist aber für den Organismus ein ziemliches Stück Arbeit. Gerade zwischen Trockenfutter und Rohfütterung gibt es in Sachen Konsistenz, Futterbestandteile und Verdaulichkeit ziemlich große Unterschiede. Die Unterschiede zwischen diesen Fütterungsarten sind recht hoch, was im ungünstigsten Fall zu Verdauungsproblemen führen kann. Selbst wenn es nicht zu wahrnehmbaren Auffälligkeiten wie weichem Kot oder Blähungen kommen sollte: Die Umstellung findet an vielen Stellen statt.
Magensäureproduktion
Enzyme
Darmflora
Umstellung auf BARF nur mit Pansen?
Ab und zu bekommt man die Empfehlung, dass die Umstellung mit grünen Pansen das Nonplusultra für Hunde sei, da er besonders viele Enzyme und Bakterien enthalte, die bei der Umstellung hilfreich sind.
Wenn man wirklich schlachtfrischen Pansen füttert, ist das nicht ganz von der Hand zu weisen. Meistens wird jedoch TK-Ware verfüttert und während des Tiefkühlprozesses leiden Enzyme und Bakterien.
Pansen hat ansonsten eher Nachteile für einen Hund, der kein rohes Fleisch gewohnt ist: Er ist stark bindegewebig und schwerer verdaulich als Muskelfleisch.
Frischer Pansen mag mehr Enzyme enthalten als TK-Fleisch, sorgt schlachtfrisch gefüttert aber gerne für wunderschönen Durchfall, wenn Dein Hund ihn nicht kennt.
Jetzt sagst Du vielleicht: Naja, aber Pansen wird halt gerne gefressen?!
Klar geraten Hunde beim Geruch von grünem Pansen in Verzückungszustände. Im Gegensatz zu Katzen ist bei der Umstellung auf BARF die Akzeptanz des neuen Futters ein deutlich geringeres Problem. Trick 17 braucht man da also meistens gar nicht.
Sonderfall: Erkrankungen und Senioren
- Alte Hunde
- Magen-/Darm-sensible Hunde (dazu zählen z.B. auch Hunde, die Probleme mit Magenschleimhautentzündungen oder zu geringer Magensäureproduktion haben)
- eine Umstellung nach längerer Antibiotika-Gabe / Giardien-Behandlung
- Hunde mit einer Vorerkrankung des Magen-Darmsystems und immungeschwächten Hunden (dazu zählen auch Hunde, die dauerhaft höhere Dosen Cortison nehmen müssen)
- Umstellungen in der Trächtigkeit
- Hunde mit Allergien oder Futtermittelunverträglichkeiten
Auch bei Hunden mit anderen chronischen Erkrankungen solltest Du vorher unter Umständen abklären, ob eine Futterumstellung sinnvoll ist. Wenn Dein Hund zu einer dieser Gruppen zählt, heißt das, dass Du zum einen genau abklären solltest, ob eine Umstellung für Deinen Hund gerade sinnvoll ist. Zum anderen brauchst Du unter Umständen mehr Zeit und mehr Geduld.
Grundsätzlich können das Situationen sein, in denen eine Begleitung durch die Umstellungsphase durch eine(n) ErnährungsberaterIn oder eine(n) THP sinnvoll ist. Welpen dagegen kann man sehr gut und zügig umstellen – allerdings geht man auch da schrittweise vor.
So fängst Du an
Bevor es wirklich los geht, musst Du wissen, welche Futtermengen Dein Hund so in etwa benötigt, auch in der Umstellungsphase. Die Gesamtfuttermenge beim BARFen liegt irgendwo zwischen 2-3% vom Körpergewicht Deines Hundes. Je leichter der Hund, desto mehr Futter benötigt er prozentual: Bei Hunden unter 5 kg Körpergewicht kann der Bedarf auch bei bis zu 6% ihres Körpergewichts liegen.
Im Normalfall liegst Du aber mit 2-2,5% Gesamtmenge für einen Tag gut.
Hunger ist der beste Koch
Wenn Dein Hund ohne abendliche Fütterung zum nüchtern Erbrechen oder zur Übersäuerung neigt, kannst Du ihm vor dem Schlafen noch eine Kleinigkeit wie ein Stückchen Brot oder einen Hundekeks füttern.
Keine Angst: Im Normalfall kommen Hunde mit dem Ausfall einer Fütterung / Mahlzeit sehr gut zurecht. Wir sind meistens diejenigen, die Hundeaugen nicht widerstehen können. 😉
Aber selbstverständlich solltest Du nur dann eine Fütterung ausfallen lassen, wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen.
Die Umstellungsphase
Für die Umstellung solltest Du Dir ungefähr eine Woche Zeit nehmen, wenn Dir wohler dabei ist, auch zwei Wochen. Am Ende dieses Zeitraums sollte Dein Hund vollständig auf Rohfütterung umgestellt sein. Was Du vermeiden solltest, ist das Mischen unterschiedlicher Fütterungsarten, also BARF gemischt mit Trockenfutter oder Nassfutter.
In der Umstellungsphase könnte die Fütterung so aussehen:
Tag 1
Rindermuskelfleisch, roh
Möhren, püriert (oder Moro´sche Möhrensuppe)
Menge:
2-3% des Körpergewichts Deines Hundes, davon 75-80% Fleisch und 20-25% Möhren
verteilt auf 2 Mahlzeiten
Tag 2
wie Tag 1
Tag 3
Lammmuskelfleisch, roh
Zucchini, roh, püriert
Tag 4
wie Tag 3
zusätzlich: etwas Lachsöl, Hanföl oder Omega 3-6-9-Öl
Tag 5
Morgens:
Rindermuskelfleisch, roh
Möhren, roh, püriert
Abends:
Rinderpansen, grün
Möhren, roh, püriert
Tag 6
Morgens:
Rindermuskelfleisch, roh
Möhren, roh, püriert
Abends:
Rindermuskelfleisch, roh
etwas (!) Rinderleber roh
Möhren, roh, püriert
Tag 7
Morgens:
Rindermuskelfleisch, roh oder Lammmuskelfleisch, roh
Möhren, Zucchini oder Kürbis roh, püriert
Abends:
Lachs, gekocht
Möhren, roh, püriert
Tag 8
Morgens:
1-3 Hühnerhälse, roh (je nach Grösse Deine Hundes)
Rindfleisch oder Lammfleisch, roh
Blattsalat & Möhren, püriert, roh
zusätzlich: etwas Lachsöl, Hanföl oder Omega 3-6-9-Öl
Abends:
Rindermuskelfleisch oder Lammfleisch, roh
Apfel, püriert, roh
Wichtig: Das ist ein Beispiel dafür, wie die Umstellung aussehen kann. Es handelt sich aber noch nicht um eine ausgewogene Fütterung! In dieser Phase geht es wirklich vor allem darum, dass Dein Hund diese neue Fütterungsform kennen lernt und der Magen-Darm-Trakt sich daran anpassen kann. Innereien und rohe Fleischige Knochen werden in diesem Beispiel z.B. nicht in der benötigten Mengen gefüttert.
Wenn Du dauerhaft roh füttern möchtest, musst Du Dich mit dem Thema weiter auseinander zu setzen, damit Du mit den Grundlagen einer ausgewogenen Rohfütterung vertraut bist.
Was kann schief gehen?
Wie gesagt: Meistens ist die Umstellung auf BARF bei Hunden absolut problemlos. In den Napf und weg, quasi.
Aber es gibt natürlich auch immer mal wieder der Fall, dass es an der ein oder anderen Stelle hakt. Das kann zum Beispiel sein:
Dein Hund verweigert rohes Fleisch oder Gemüse
Nicht schlimm. Manche Hunde sind skeptisch, wenn die Fütterung in der Konsistenz und im Geruch plötzlich so ganz anders ist. Du kannst das Fleisch und das Gemüse einfach kurz andünsten und am besten lauwarm füttern. Die Vorbehalte gegenüber gekochtem Fleisch und Gemüse sind meistens geringer.
Weicher Kot
Währen der Umstellung kann es durchaus mal zu weichem Kot oder zu Schleimauflagerungen kommen. Dies hängt so gut wie direkt mit der Umstellung zusammen – der Darm muss sich an die veränderte Nahrung anpassen.
Auch Innereien (besonders Leber und Lunge) oder grüner Pansen können den Kot weich werden lassen. Deswegen solltest Du davon während der Umstellung auch nur kleine Mengen füttern.
Auch Obst solltest Du sparsam einsetzen, vor allem die sehr fruchtzuckerreichen Sorten können zu Beginn schon mal zu Blähungen oder weichem Kot führen.
Innereien werden nicht gefressen
Innereien mag nicht jeder Hund sofort. Der Geruch und die glibbelige Konsistenz können zur Verweigerung führen. Wenn Du die Innereien pürierst und z.B. unter das Gemüse oder das restliche Fleisch mischst, können die Innereien nicht aussortiert werden und die Akzeptanz ist unter Umständen höher. Oder Du garst auch die Innereien – wer einen empfindlichen Magen hat, sollte dies vielleicht nicht morgens vor dem ersten Kaffee tun.
Dein Hund hat mehr Hunger
Auch das ist nicht ungewöhnlich. Denn in der Umstellungsphase ist der Fettgehalt der Fleisches eher reduziert. Fett ist aber ein Energieträger und Sattmacher.
Außerdem füttert man in der Umstellungsphase eigentlich keine oder sehr wenig Kohlenhydrate.
Dass heisst: Wenn Du weißt, dass die Art der Fütterung vertragen wird und Dein Hund sehr hungrig ist, dann kannst Du die Futtermenge in der Zeit der Umstellung ruhig etwas erhöhen.
Außerdem solltest Du zügig zu gut durchwachsenem Fleisch übergehen, bei sehr aktiven Hunden kann auch ein kleiner Anteil hochwertiger Kohlenhydrate (z.B. Hirse, Amaranth oder Buchweizen) in die Fütterung.
Keine Angst vor Mangelversorgung!
Wenn man umstellt, sieht die Fütterung des Hundes (noch) nicht so aus, wie sie das tun wird, wenn Du ausschließlich barfst.
Vielleicht hast Du deswegen Sorge, dass Dein Hund nicht ausreichend versorgt wird. Aber diese Sorge ist unbegründet. Viele Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe werden ein Weile im Körper gespeichert. Diese Speicherzeit variiert ein bißchen, aber Du musst Dir auf keinen Fall Sorgen um Nährstoffdefizite machen, wenn Du nicht von Beginn an alle Innereien, rohe fleischige Knochen oder ggffls Zusätze in der Fütterung hast. Das kannst und solltest Du schrittweise aufbauen. In den 7-14 Tagen der Umstellung passiert da nichts.
BARF-Mixe eigenen sich übrigens nicht wirklich gut für die Umstellung, auch wenn sie suggerieren, dass alles drin ist, was der Hund braucht.
Aber oft ist der Anteil an gut verdaulichem Muskelfleisch nicht sooo hoch, sondern der Anteil an weniger gut verdaulichem Bindegewebe.Und zum anderen sind auch Mixe und Fertig-BARF-Menüs nicht immer so ausgewogen, wie man gerne denkt.
Fazit: Es gibt so oder so keinen Grund, Bedenken zu haben, was die Umstellung Deines Hundes angeht.