Veränderungen sind normal. Das ist auch bei der Fütterung so. Wenn man sich also dazu entschließt, zu barfen, geht damit keine Verpflichtung einher. Es geht nicht darum, dass man diese Fütterungsvariante lebenslang beibehalten muss. Man darf flexibel bleiben. Manchmal muss man es auch.
Ich finde BARF / Rohfütterung oft die einfachste und am leichtesten umsetzbare Variante. Die, bei der ich keine Kompromisse eingehen muss und die wenigsten Abstriche machen muss (wenn überhaupt). Aber es ist trotzdem Blödsinn, Fertigfutter per se zu verdammen. Ja, es gibt unglaublich viele schlecht zusammen gesetzte Futtersorten. Die, bei denen einen beim Blick aus Etikett gruselt. Die, die ein Alleinfuttermittel sein sollen, aber bei näherer Betrachtung ziemlich viele Nährstoff-Defizite aufweisen. Die, deren Jodgehalt schon beim bloßen Anschauen Schilddrüsenprobleme verursacht.
Die, die voll sind mit Geliermitteln, Aromastoffen, Hydrolysaten. Oder noch schlimmer: Die, bei denen man nicht weiß, was eigentlich drin ist, weil die Deklaration ein schwarzes Loch ist. Aber Fakt ist: Die meisten von uns haben irgendwann mal Fertigfutter gefüttert. Und auch wenn die „alternativen Fütterungsformen“ seit Jahren kontinuierlich steigen: BARFer sind in der Minderheit, Fertigfutter ist weitaus öfter im Napf als Rohes.
Man kann BARF und Fertigfutter nicht vergleichen
Fertigfutter und BARF sind zwei grundverschiedene Ansätze. Deswegen ist es auch schwer, sie miteinander zu vergleichen – oder gleichzusetzen. Beim BARF geht es um eine Fütterung, die man jederzeit selbst ändern oder beeinflussen kann. Man geht bei der Zusammenstellung individuell vor, stimmt also die Futterzusammensetzung inkl. Zusätzen auf den jeweiligen Hund bzw. die jeweilige Katze ab.
Bei Fertigfutter ist es genau umgekehrt: Die Zusammensetzung steht fest. Im Idealfall gleicht man dann ab, wie gut ein Futter zu den individuellen Bedürfnissen eines Hundes oder einer Katze passt. Mit Zusätzen oder frischen Zutaten kann man das, was nicht so gut passt, evtl. ein bisschen ausbalancieren. Aber das Fertigfutterprinzip lautet nun einmal, dass ein Futter für so viele Katzen und Hunde passen soll wie möglich. Passen ist manchmal der falsche Ausdruck: Von so vielen Hunden und Katzen vertragen werden soll, ohne dass die Verdauung streikt oder Mängel auftreten.
Genormte Fütterung gibt es in der Natur nicht
Die Idee, dass ein Tier lebenslang kontinuierlich Nahrung zu sich nimmt, die absolut identisch ist, ist quasi eine etwas seltsame Idee. Die aber unter Umständen nicht viel mit der Realität zu tun hat. Denn auch wenn viele Tiere eine Hauptnahrungsquelle haben, die den Großteil ihrer Ernährung ausmacht, sind die wenigsten Tiere ausschließlich auf ein einziges Nahrungsmittel festgelegt. Auch bei Hunden und Katzen gibt es Schwerpunkte (Fleisch), aber selbst die wirklich sehr hochspezialisierten Beutetierjäger Katzen sind nicht ausschließlich nur auf Mäuse festgelegt. Diese Diversität in der Fütterung ist für alle jagenden Tiere eigentlich lebensnotwendig: Auch die Population ein ihrer Beutetiere variieren.
Und trotzdem: Es ist nicht immer nur entweder-oder.
Es gibt immer Situationen, in denen man die Fütterung zwingend anpassen muss. Bei Krankheiten ist das oft alternativlos, um den Verlauf zu verlangsamen und / oder eine Besserung zu erzielen. Genauso, wenn das Älterwerden die Verdauung verändert. Aber dann gibt es auch die anderen Gründe.
Denn ganz offen: Es gibt die Phasen, in denen nichts geht. Wo man kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht, weil die Katze jede Woche eine andere Fleischsorte nicht mag. Stellt man Nassfutter hin, wird gefressen. Ja dann. Oder die Zeiten, die einfach irgendwie anders sind: Der Job stresst, ein Tag bräuchte mindestens 48 Stunden, man ist gesundheitlich angeschlagen oder hat einfach mal schlicht und ergreifend keine Lust oder Energie, Futter selbst fertig zu machen. Gerade in Zeiten wie jetzt. Also greift man zu Fertigfutter. Und genauso kommt dann irgendwann wieder der Moment, in dem man denkt: Boah, ich kann diesen Fertigfuttergeruch nicht mehr ab, mich nerven die größeren Kothaufen und das Fell sah auch schon mal besser aus – zurück zu BARF!
Das Schöne ist ja: Wenn man sich ein bisschen mit Fütterung auskennt, dann sind auch kurzzeitige Wechsel kein Problem. Oder langfristige. So, wie es eben nötig ist. Man muss manchmal als BARFer ein bisschen lernen, auszuhalten, dass die Gedankenmaschine losrattert, sobald man Futterzusammensetzungen liest.
Nur ist eben auch nicht so, dass man Bedenken haben müsste, nie wieder andere Möglichkeit zu haben, wenn man sich dafür entscheidet zu barfen. BARF passt nicht immer, genauso wie andere Fütterungsarten manchmal nicht passen. Aber mit ein bisschen Wissen hat man auch andere Optionen. Verpflichtungen gibts nicht – außer darauf zu achten, dass die Fütterung zum Tier passt.