„Mein Hund hat einen Zinkmangel, kann das vom BARFen kommen?“.
Die Frage, die letzte Woche in einer Mail bei mir auftauchte, hatte ich länger nicht mehr gelesen. Wie so vieles ist die Zink-Frage ein Beispiel dafür, dass sich auch die Schwerpunkte beim BARFen von Zeit zu Zeit ändern: Vor drei, vier Jahren noch war Zink ein regelmäßigeres Thema. Vor allem die Angst, dass zuwenig Zink in der Fütterung sein könnte.
Erklären kann man diese Bedenken recht einfach: Es gibt Stellen, an denen BARF / Rohfütterung nicht mit den üblichen Empfehlungen für Nährstoffe in Einklang zu bringen ist. „Bedarfswerte“ heißt das Stichwort, also sogenannte Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Diese Bedarfswerte weichen je nach Quelle etwas von einander ab, zum Teil auch stark. Aber wenn man diese Nährstoff-Empfehlungen auf BARF-Rationen anwendet, dann stellt man schnell fest, dass z.B. der Zinkgehalt der Fütterung im Normalfall unter den Zielmengen liegt. Wie stark, ist dann noch einmal von der genauen Zusammensetzung der Fütterung abhängig und welche Bedarfswertequellen man zugrunde legt.
Inhaltsverzeichnis
Wieviel Zink enthält BARF?
Und dann hört oder liest man schnell den Satz, dass die Zinkzufuhr oder auch die gesamte Nährstoffzufuhr beim BARFen unzureichend sei.
Jetzt ist es mit den Bedarfswerten so eine Sache. Ähnlich wie bei einigen Blutwerten sind sie abhängig von der Ernährung, auf deren Basis sie erstellt wurden. Versucht man jetzt also herauszufinden, wie viel Zink ein Hund bekommen muss, der mit einem Trockenfutter gefüttert wird, wird der Wert sehr wahrscheinlich ein anderer sein, als für einen Hund, der überwiegend Fleisch / Innereien gefüttert bekommt.
Denn Zink gehört zu den Nährstoffen, die in starker Abhängigkeit zu anderen Nährstoffen und Phytinsäure stehen. Je mehr Calcium oder je mehr Phytinsäure (Getreide, Hülsenfrüchte…) in der Fütterung vorhanden ist, desto weniger Zink kann der Körper verwerten. Erschwerend kommt hinzu, dass Zink grundsätzlich ohnehin nicht zu den Spurenelementen gehört, die der Körper besonders gut (also ohne Verluste) verwerten kann.
Schafft man aber ideale Voraussetzungen, indem man (zu) große Mengen Calcium und Phytinsäure vermeidet, ist auch die Zinkaufnahme besser. Und hätte somit andere Bedarfswerte, denn je besser die Resorption ist, desto geringere Mengen müssen aufgenommen werden.
BARF ausschließlich anhand von Bedarfswerten messen zu wollen, die auf Basis einer ganz anderen Fütterung erstellt wurden, ist nicht möglich. Es ist ungefähr so, als wolle man im Vergleich zu den in Norddeutschland ermittelten Niederschlägen mal fix überprüfen, ob die Regenmengen im brasilianischen Regenwald zu gering sind. Da bekommt man zwar ein Ergebnis, aber es wäre nicht sonderlich aussagekräftig.
Die Frage ist aber trotzdem: Wie würde sich denn ein Zinkmangel äußern?
Spurenelemente erfüllen immer mehr als nur eine Aufgabe, bei Zink ist das nicht anders. Und noch etwas hat Zink mit einigen anderen Spurenelemente gemeinsam: Speichermöglichkeiten im Körper sind nur beschränkt vorhanden. Zink liegt zwar in Geweben, Organen, Haaren und Knochen nachgewiesen werden. Aber diese Speicher sind entweder nicht sonderlich groß oder aber das Zink daraus kann nur schwer freigesetzt werden.
Daher bestehen keine großen Reserven, aus denen sich schnell und zeitnah bedient werden kann, wenn über die Ernährung nicht ausreichend Zink aufgenommen wird. Deswegen ist die Gefahr eines Zinkmangels tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, wenn die Versorgung von außen nicht passt.
Die Anzeichen dafür sind leider nicht eindeutig erkennbar. Aber die Störungen treten dort am ehesten auf, wo Zink eine bedeutende Rolle einnimmt: Im Immunsystem, bei Haut, Fell und Krallen, in der Wundheilung.
Man denkt dabei fast automatisch an stumpfes Fell, brüchige Krallen und eine erhöhte Infektanfälligkeit. Das sind auch Probleme, die bei einem Zinkdefizit häufig zu finden sind. Unter Umständen muss man noch weiter denken: Manchmal steckt hinter Juckreiz und Ohrentzündungen keine Allergie, sondern die Symptome lassen nach, wenn die Zinkzufuhr erhöht wird. Auch bei Hunden und Katzen mit chronischen, schubweise verlaufenden Infektionserkrankungen wie Leishmaniose, Anaplasmose oder dem Katzenschnupfenkomplex sollte man die Zinkzufuhr (zusätzlich zu anderen Maßnahmen!) im Auge behalten.
Gleiches gilt bei einer (subklinischen) Schilddrüsenunterfunktion und Diabetes mellitus sowie bei chronischen Darmerkrankungen.
Alles kein Freifahrtschein, Zink in großen Mengen auf gut Glück zu ergänzen, aber gfls ein guter Zeitpunkt, den Zinkgehalt in der Ration mal zu überprüfen. Vor allem, wenn die Erkrankung Veränderungen der Fütterung mit sich bringt. Wie z.B. bei Leishmaniose, wo der Innereienanteil beim BARFen unter Umständen reduziert werden muss und damit relevante Zink-Quellen fehlen.
Kann man einen Zinkmangel bei Hunden im Blut feststellen?
Jein. Grundsätzlich kann man das Zink im Blutplasma bestimmen. Aber: Dieser Wert ist nur bedingt aussagekräftig. Denn im Blut ist nur ein Teil des im Körper vorhandenen Zinks feststellbar. Und ähnlich wie bei anderen Nährstoffen wird erst das mobilisiert, was gerade kurzzeitig im Umlauf ist, so dass ein Defizit nicht unbedingt im Blut zu sehen ist.
Hier müssten daher auch evtl. vorhandene Symptome berücksichtigt und mit Fütterung und Bedarfssituation abgeglichen werden.
Wie wahrscheinlich ist ein Zinkmangel?
Die Frage, die man sich aber eigentlich stellen muss: Wie wahrscheinlich ein Zinkmangel bei Hunden und Katzen generell?
Im Wesentlichen ist das abhängig von drei Dingen:
- der Fütterung
- der Aufnahmemöglichkeit im Organismus
- der Bedarfssituation
Fütterung
Das ist ziemlich einfach einzuschätzen: Zink findet sich vor allem in Muskelfleisch und Innereien, in geringeren Mengen auch in Bindegewebe.
Im Gegensatz zum Aufnahmehemmer Phytinsäure erleichtert die Verbindung mit Aminosäuren die Verwertbarkeit von Zink. Solange also ausreichend Fleisch und Innereien in der Fütterung enthalten sind und nicht gleichzeitig die Aufnahme durch andere Futterbestandteile wie Getreide oder große Mengen Calcium verringert wird, minimiert sich auch das Risiko einer Mangelversorgung.
Oder umgekehrt: Hat man viele hemmende Faktoren in der Fütterung, muss die Zinkzufuhr erhöht werden.In dem Zusammenhang ist interessant, dass Zinkmangel bei Katzen eher selten diagnostiziert wird.
Aufnahme und Bedarfssituation
Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen hängt auch von der Lebenssituation und dem Allgemeinzustand eines Hundes / eines Katze ab. So auch bei Zink.
Ein höherer Bedarf an Zink besteht unter anderem bei langhaarigen Hunden im Fellwechsel, nach grösseren OPs, wenn viele Gewebe neu gebildet werden muss und gfls bei Hunden / Katzen mit einer Pankreasinsuffizienz / chronischen Darmentzündungen.In solchen Fällen kann eine zusätzliche Ergänzung von Zink notwendig oder sinnvoll sein.
Allerdings kommt es nicht nur auf die Erhöhung von Zink an, sondern auch auf die chemische Form, in der das Zink vorliegt. Gerade in Ergänzungen, die für den Heimtierbereich produziert werden, liegt Zink oft als Zinkoxid vor. Zinkoxid besitzt jedoch im Vergleich zu beispielsweise zu anderen Zinkformen wie Zinkgluconat, Zinkglycinat oder Zinkpiccolinat eine geringere Bioverfügbarkeit.
Wenn man sich also dazu entscheidet, Zink zu ergänzen, dann sollte man auch auf eine gut verfügbare Form achten.
Faktoren, die einen Zinkmangel begünstigen können
Bei Rohfütterung / vorrangig fleischbasierter Fütterung ist ein Zinkmangel eigentlich nur wahrscheinlich, wenn man sich nicht an die klassischen BARF-Aufteilungen hält. Also beispielsweise sehr viel Getreide verwendet, den Knochenanteil oder die Calciumzugabe wesentlich zu hoch ansetzt, oder keine Innereien verfüttert.
Es gibt Situationen, in denen man keine oder nur Innereien verfüttern kann – der häufigste Grund sind Unverträglichkeiten, genauso wie die Notwendigkeit einer purinarmen Ernährung. Je nachdem, wie hoch dann der Innereienanteil ist und welche Innereien genutzt werden, variiert auch der Zinkgehalt.
Fairerweise muss man allerdings sagen, dass eine unzureichende Zinkversorgung bei Fertigfutter genauso und zum Teil noch eher ein Problem sein kann, unabhängig ob trocken oder nass gefüttert wird. Denn auch die Zinkmenge in Fertigfuttersorten reicht auch dann nicht immer aus, wenn man sich an die empfohlene Futtermenge pro Tag hält.
Auch dauerhafter Stress gehört zu den Zinkfressern. Bei entsprechenden Symptomen kann es hilfreich sein, zumindest kurzzeitig bei Hunden und Katzen auf eine erhöhte Zinkzufuhr zu achten.
Auch chronische Erkrankungen von Pankreas und Darm wie IBD machen eine Zinkmangel aufgrund der gestörten Resorption wahrscheinlicher.
Unterscheidung zwischen fütterungsbedingten und genetisch bedingtem Zinkmangel
Bei einigen Hunderassen können Zinkresorptionsstörungen genetisch bedingt sein. Durch den Gendefekt kann Zink nur bedingt über den Darm aufgenommen werden.
Dadurch zeigen sich relativ schnell Haut-und Fellveränderungen: Trockenes, stumpfes, aber auch fettig aussehendes Fell, Entzündungen der Haut genauso wie Schorf und Verhornungen. Betroffen sind insbesondere Alaskan Malamutes und Bullterrier, aber auch bei anderen nordischen Rassen wie dem Sibirischen Husky oder Akita Inu wird eine Rassedisposition angenommen. Die Veranlagung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Da es sich um eine genetisch bedingte Störung handelt, ist die zusätzliche Zinksubstitution meistens unumgänglich.
Was also tun, um Zinkdefizite zu verhindern?
Eigentlich muss man gar nicht so viel tun. Beim BARFen sollte man auf die Zusammensetzung der Fütterung achten, also auf einen ausreichenden Anteil Muskelfleisch und Innereien, vor allem Leber. Bei Symptomen wie Haut-und Fellproblemen, unspezifischem Juckreiz oder einem immer wieder schwächelnden Immunsystem sollte man neben der organischen Abklärung auch immer die Fütterung überprüfen. Und dort eben unter anderem den Zinkgehalt.
Kurzzeitig kann man Zink in kleinen Mengen auch „auf Verdacht“ erhöhen. Aber das sollte nie dauerhaft ohne Abklärung der Symptome / Auffälligkeiten erfolgen. Meistens ist es ratsam, das mit einem Tierarzt, Tierernährungsberater und / oder Tierheilpraktiker zu besprechen. Das gilt besonders dann, wenn Auffälligkeiten nicht wieder verschwinden oder sehr stark ausgeprägt sind. Die Ursachen z.B. für Haut-und Fellprobleme können sehr unterschiedlich sein und sind nicht immer nur alleine durch mehr Zink zu beheben.