Was hat es eigentlich mit dem NRC auf sich?

NRC Bedarfswerte

Der NRC… mittlerweile ein Synonym für Bedarfswerte. In der Rohfütterung, aber auch bei Fertigfutter geht es sehr häufig um diese sogenannten Bedarfswerte. Das sind nichts anderes als Empfehlungen für die Aufnahme essentieller Nährstoffe in bestimmten Lebenssituationen. Diese sollen also Aufschluss darüber geben, wieviel eines Vitamins, Mineralstoffes oder Spurenelements notwendig ist, damit beispielsweise Zellatmung, Hormonproduktion, Energie- und Fettstoffwechselstörung im Körper reibungslos funktionieren. Aber auf der anderen Seite braucht auch Erkenntnisse dazu, wieviel zu viel oder zu wenig gesundheitsschädlich ist und wo die Grenzen des noch Tolerierbaren liegen.

Besonders häufig wird sich bei diesen Bedarfswerten auf „den NRC“ bezogen. Der Umgang mit den NRC-Bedarfswerten ist gerade in Bezug auf Rohfütterung sehr unterschiedlich. Das betrifft aber nicht nur die NRC-Bedarfswerte, sondern Nährstoffempfehlungen generell. Während es für die einen ein heiliger Gral ist, lehnen andere BARFen nach Bedarfswerten generell ab. 

Aber es ist ziemlich wahrscheinlich, dass man an der ein oder anderen Stelle mit dem Begriff NRC konfrontiert wird, wenn man sich ein bisschen eingehender mit Ernährung für Hunde und Katzen beschäftigt. 

Was ist der NRC und was hat er mit Bedarfswerten zu tun?

NRC ist eine Abkürzung. Für „National Research Council“, eine private us-amerikanische Non-Profit-Organisation, eine Forschungsgesellschaft. Diese wurde eigentlich mal für militärische Forschungen gegründet. Heute konzentriert sie sich auf die Organisation und Förderung von wissenschaftlicher Forschung zuständig, sowie Beratungstätigkeit von beispielsweise politischen Gremien.

Was man dazu in jedem Fall wissen muss: Der NRC beschäftigt sich keinesfalls ausschließlich mit Hunde- und Katzenernährung. Aber eben auch. Deswegen hat er ein Buch mit einer Analyse vieler Studien zur Ernährung von Hunden und Katzen und den Rückschlüssen daraus veröffentlicht: „Nutrient Requirements of Dogs and Cats“. Genau das ist das Werk, auf das sich so häufig in punkto Hunde-und Katzenernährung bezogen wird und genau das ist meistens gemeint, wenn man in dem Zusammenhang vom „NRC“ oder beispielsweise von „bedarfsdeckend nach NRC“ spricht.

Die erste Ausgabe erschien 1986, im Jahr 2006 gab es ein Update. 

Die Sache mit der Wissenschaft

Das Buch bietet jedoch keine Anleitung zur Fütterung, es bietet auch keinen Überblick über unterschiedliche Fütterungsarten. Es ist eine wissenschaftliche Abhandlung, in der sehr viele Studien zusammengetragen und ausgewertet werden, eine sogannnte Meta-Analyse.  Aus diesen Analysen wurden grundsätzliche Anforderungen von Hunden und Katzen an ihre Nahrung definiert. Dazu gehören auch die Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr, die Bedarfswerte.

In den einzelnen Abschnitten geht es unter anderem um die einzelnen Nährstoffe. Wie sie aufgebaut sind, wie sie verstoffwechselt werden, ob sie toxisch sein können, was bei Mängeln passiert, welche Erkrankungen gfls damit zusammenhängen. Die Empfehlungen, die der NRC zu einzelnen Nährstoffen gibt, werden in diesen Abschnitten begründet. Die Studien, die für diese Empfehlungen herangezogen wurden, genannt und einige davon in Kurzform erläutert.

Denn Wissenschaft ist immer so eine Sache für sich. Da werden manchmal auch Dinge untersucht, die eigentlich so logisch daher kommen, dass eine wissenschaftliche Studie dazu ein bisschen absurd scheint. Beispielsweise gibt es noch gar nicht soooo alte Studien, die am Ende zum Ergebnis kommen, dass Katzen tatsächlich Vitamin A benötigen. Das ist beim Lesen so ein bisschen die Kategorie: „Ach nee?!“

Aber um ein wissenschaftlich anerkanntes Ergebnis zu erzielen, braucht es einen bestimmten Studienaufbau, der die Qualität der Ergebnisse sichert. Wenn man also erwartet, konkrete Handlungsempfehlungen zur Zusammenstellung von BARF zu finden oder ganz praktische Ernährungsfragen zu klären, wird eher enttäuscht werden.

Die Tabellen mit den Bedarfswerten machen den allerkleinsten Teil des Buches aus, die findet man hinten im Anhang.

Wie kamen die Bedarfswerte zustande?

Wie bereits beschrieben, handelt es sich um die Auswertung tausender von Studien, die es zur Ernährung bzw. einzelner Ernährungsaspekte von Hunden und Katzen gibt. Daraus lassen sich bestimmte Muster und Werte ableiten.

Nun ist es so, dass dazu immer wieder auch ein paar Kritikpunkte auftauchen. Beispielsweise, dass der NRC von der Futtermittelindustrie gesponsert wird und die analysierten Studien hauptsächlich aus der Futtermittelindustrie stammen. 

Wie immer lohnt es sich auch hier, genauer hinzuschauen. 

Grundsätzlich ist es so, dass „funding“, also das finanzielle Unterstützen, in den USA eine etwas andere Tradition hat. Auch die Richtlinien dazu sind anders als in Deutschland oder in der EU.

Es ist auch durchaus richtig, dass der NRC Zuwendungen von Institutionen erhalten hat, die mit der US-Fertigfutterindustrie in Verbindung stehen, u.a. dem Pet Food Institute. Das könnte man als einen Zusammenschluss der wichtigsten Futtermittelhersteller in den USA bezeichnen.

Allerdings ist die maximale Höhe solcher Zuwendungen gedeckelt und reglementiert. Insbesondere, wenn eigennützige Interessen der Unterstützer vermuten könnten. Das natürlich auch vor dem Hintergrund, dass der NRC einen eigenständige, unabhängige Non-Profit-Institution ist.

Und die Studien, wo kommen die her?


Die ausgewerteten Studien stammen auch aus der Futtermittelindustrie, ja. Denn die Analysen beziehen sich jeweils auf alle verfügbaren Studien aus dem Bereich Ernährung. Das bedeutet, dass Studien im Auftrag der Fertigfutterindustrie genauso einbezogen wurden wie die von Universitäten / freien Wissenschaftlern. Bei einer solchen Meta-Analyse ist vor allem der Aufbau und die Fragestellung der berücksichtigten Studien entscheidend. Beides muss den Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens entsprechen. Selbstverständlich möchte ein Futtermittelkonzern unter Umständen andere Fragestellungen durch eine Studie beantwortet wissen als ein Lehrstuhl an einer Hochschule. Welche Studien zu welchen Themen zur Verfügung stehen, ist daher durchaus vom Auftraggeber / Initiator beeinflusst. Wenn aber dabei die gleichen methodischen Anforderungen, also der Abweg zum Ergebnis, beachtet werden, ist dabei ein Ergebnis nicht besser oder schlechter als das andere. 

Das, was man auch sagen kann: Viele Studien sind auf Basis von Fertigfutter entstanden sind oder es haben einzelne Komponenten von Fertigfutter eine Rolle gespielt. Genauso gibt es Studien, in denen isolierte Nährstoffe genutzt wurden oder Zutaten auftauchen, wie man sie beim BARFen findet: Rohfleisch, Milchprodukte, Gemüse, Getreide. Zum Beispiel, wenn es um die Bioverfügbarkeit geht.

Aber das klassische BARF-Prinzip ist nicht unbedingt etwas, was Gegenstand der berücksichtigten Studien ist.

Was muss man zum NRC sonst noch wissen?

Der NRC berücksichtigt in seiner Publikationen, die Daten, die vorhanden sind. Soweit, so gut. Allerdings ist es so, dass eben nicht alles in Bezug auf Nährstoffe erforscht ist. Bei manchen weiss man noch nicht genau, wie sie welche Stoffwechselprozesse beeinflussen oder welche Mengen essentiell sind. Wenn bestimmte Aspekte noch nicht erforscht sind, kann man natürlich keine gesicherten Aussagen dazu treffen. 

„Nutrient Requirements of Dogs and Cats“ wurde zuletzt 2006 aktualisiert. Das ist also über 15 Jahre her. In dieser Zwischenzeit gibt es natürlich neue Studien. Und daraus resultierend auch vielleicht neue Erkenntnisse, die noch nicht berücksichtigt wurden und eventuell auch Einfluss auf die Nährstoff-Empfehlungen, also die Bedarfswerte haben. 

Auch das sollte man sich immer klar machen: Es ging hierbei um die Entwicklung von Richtlinien, von Empfehlungen, nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand. Diese Empfehlungen haben aber keinen absolutistischen Anspruch, das wird manchmal vergessen. 

Der NRC bzw. die Nährstoffeempfehlungen sind allerdings die umfassteste Sammlung von Erkenntnissen zu Ernährung und Nährstoffen, so dass beispielsweise auch die Empfehlungen der FEDIAF die Empfehlungen des NRC berücksichtigen.

Fazit

Ohne die Arbeit des NRC hätten wir sehr viel weniger verlässliche Daten und Erkenntnisse zur Ernährung von Hunden und Katzen. Wie diese Erkenntnisse für Rohfütterung, aber auch für Fertigfutter umgesetzt werden, ist durchaus unterschiedlich – die durch den NRC herausgegebenen Empfehlungen sind aber eben auch keine Vorschrift. Ausserdem kann sein, dass in der nächsten Aktualisierung Dinge, die wir heute noch in der Fütterung (zum Beispiel in Form von Bedarfswerten) umsetzen, verändern oder als überholt gelten. Fütterung ist mehr als Zahlen. Deswegen ist es auch manchmal ein bisschen schade, dass die Publikation des NRC nur auf die Bedarfswerte reduziert wird.

Downloadbare Kurz-Übersicht des NRC zur Ernährung für Tierhalter (englischsprachig)

Hunde

Katzen

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