Wenn alle gegen BARF sind

Argumente für BARF

Es ist eine typische Situation: Man steht am Rand eines Hundeplatzes oder trainiert zusammen in einer Gruppe. Man plaudert, es geht um die eigenen Hunde, deren Eigenschaften, um Training und wo man was am besten kaufen kann. Und irgendwann streift man das Thema Fütterung.

Beantwortet man die Frage: „Was fütterst Du denn?“ wahrheitsgemäß mit „Ich barfe“, können die Reaktionen sehr unterschiedlich ausfallen. Wenn der Gesprächspartner BARF kritisch sieht, aber eine Diskussion vermeiden möchte, dann folgt wahrscheinlich ein „Ah!“ und ein Themenwechsel.

Vielleicht aber hat Dein Gesprächspartner Interesse an BARF und fragt aufmerksam nach. Oder barft sogar selbst. Häufiger allerdings findet man sich plötzlich in einer ausufernden,  Debatte zur Rohfütterung wieder. Und oft bekommt man dabei das Gefühl, dass man sich für die simple Entscheidung zu barfen rechtfertigen muss. Oder fühlt sich innerlich verpflichtet, Aufklärungsarbeit zu leisten: Warum man barft, warum es nicht gefährlich ist, all das. Egal wie: Solche Gespräche können fürchterlich nerven.


Mir ist während solcher Unterhaltungen schon mehr als einmal empfohlen worden, mir das mit dem BARFen doch noch einmal zu überlegen. Das sei doch viel zu viel Protein (vor allem im Wachstum), die Nieren könnten Schaden nehmen, Fertigfutter sei die sicherere Variante. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich auf solche Diskussionen mittlerweile gar nicht mehr eingehe. Ich widerstehe auch meistens dem Drang, Menschen das BARFen oder meine Gründe erklären zu wollen, wenn sie das eigentlich gar nicht interessiert.


Es mag überheblich klingen, aber so ist es nicht gemeint. Nur: Jemand, der bereits eine fixe, negative Meinung zum barfen hat, wird die sehr wahrscheinlich auch auf die Schnelle nicht ändern. Selbst wenn meine Argumente vielleicht noch so gut sind. Weil er nicht möchte.


Meistens geht es eher darum, eine bereits feststehende Meinung loszuwerden und sich evtl. dafür die Zustimmung anderer abzuholen. Aber bestimmt nicht darum, eine echte Diskussion zu führen und über andere Argumente nachzudenken.

Das ist ok – aber ich finde es eben auch ok, wenn man an dem Punkt aussteigt. Denn am Ende ärgert man sich meistens nur und fragt sich, warum immer noch so viele seltsame, unwahre Geschichten zu BARF kursieren. Es gibt einfach Gespräche, die führen zu nichts. Und warum soll ich jemanden überzeugen, der gar nicht überzeugt werden möchte?


Genauso wenig muss ich mich für meine Entscheidung zu barfen, rechtfertigen. Ich frage privat auch niemanden einfach so danach, warum um Himmels Willen er sich dafür entschieden hat, seinem Tier Rübentrockenschnitzel mit einem Hauch Fleischmehl und einem Schuss Zellulose zu füttern.

Und wenn der Tierarzt fragt?

Jetzt gibt es aber natürlich auch Momente, in denen man über die Fütterung sprechen muss. Zum Beispiel beim Tierarzt. Nicht jeder Tierarzt in pro BARF und befürwortet nur sehr eingeschränkt Rohfütterung. Die Erfahrung haben die meisten BARFer schon mal irgendwann gemacht. Dann man zögert vielleicht bei der Frage, was Hund oder Katze zu fressen bekommen. Weil man keine Lust hat, sich erklären zu müssen. Weil man sich schnell in die Ecke getrieben fühlt.


Es gibt allerdings Krankheiten, bei denen die Ernährung einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Heilung oder den Verlauf der Erkrankung hat.
Deswegen kann es wichtig sein, dass der behandelnde Tierarzt einen Überblick über die Fütterung bekommt. Das hilft auch, wenn ein nicht nüchtern gemachtes Blutbild beurteilt werden muss.

In so einer Situation ist es allerdings blöd, über BARF diskutieren zu müssen. Grundsatzdiskussionen beim Tierarzt ohne eine genaue Analyse der Ration können eher verunsichern, als dass die nutzen. Denn wenn die Katze oder der Hund krank ist, dann macht man sich Sorgen. Dann kann es schnell passieren, dass für eine Millisekunde der Gedanke aufblitzt: Was ist, wenn ich etwas falsch gemacht habe?


Bei einer (ernährungsbezogenen) Erkrankung sollte man in jedem Fall also auch die Fütterung überprüfen. Aber das kann und sollte man in Ruhe machen.

Was, wenn die Familie nicht mitspielt?

Es gibt aber noch eine Situation, die unter Umständen etwas schwierig ist: Wenn der Partner, die Partnerin, der Ehemann, die Ehefrau oder der Rest der Familie nicht hinter der Entscheidung steht, zu barfen. Vielleicht sogar komplett dagegen ist. Wenn man dann ständig gegen Widerstände arbeiten muss, ist es schwer, sogar frustrierend. Vor allem, wenn man bei seinem Vorhaben nicht unterstützt wird.


In solchen Fällen hilft nur eins: Reden und einen Weg finden, der für alle passt. Erklären, warum man BARF für die bessere Fütterungsart hält oder die passendste. Ich kenne übrigens unglaublich viele Fälle, bei denen der Mann / Partner BARF erst einmal als etwas übergeschnappte Idee abgetan hat (Aber ok, wenn´s die Frau glücklich macht….) und später dann selbst mit Feuereifer und Begeisterung dabei war.

Ich glaube, man muss selbst erstmal aus dem Gedanken raus, sich rechtfertigen zu müssen. Oder sich verteidigen. Braucht man nicht. BARF ist einfach eine Art der Fütterung. Die meisten BARFer machen sich viele Gedanken, bevor sie anfangen zu barfen. Oder sind zu BARF gekommen, weil die bisherige Fütterung nicht mehr funktionierte. Wenn einem aber irgendjemand eine Meinung überstülpen möchte oder nicht versteht, warum man barft – das muss einen nicht weiter belasten.