Häufige Futterwechsel können eine sehr zweischneidige Angelegenheit sein. Das gilt sowohl für BARF als auch für Fertigfutter. Es gilt für Hunde mehr als für Katzen.
Aber Fakt ist: Die Notwendigkeit von Futterwechseln wird oft missverstanden und (was das eigentlich Problematische ist) noch häufiger falsch umgesetzt.
Das klingt vielleicht erst einmal ein bisschen hart. Schließlich braucht es doch eine gewisse Abwechslung in der Fütterung, richtig? Und wenn ein Futter oder eine Fütterungsart nicht vertragen wird, dann bleibt einem ja nichts anderes übrig, als die Fütterung umzustellen. Oder?
Wobei wir schon bei den häufigsten Gründen für einen Wechsel bzw. Umstellung der Fütterung wären.
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Mehr Abwechslung im Napf
Da muss man ein bisschen unterscheiden zwischen BARF und Fertigfutter. Beim BARFen hat man normalerweise immer auch leicht unterschiedliche Futterbestandteile. Sei es, weil man die gefütterten Tierarten abwechselt, die Zusätze wie Öle austauscht oder weil im Gemüse-/Obst-Mix immer wieder unterschiedliche Sorten verwendet werden.
Wenn man rohe fleischige Knochen füttert, hat man normalerweise immer eine gewisse Abwechslung in der Fütterung, wenn man zwischen harten und weichen Knochen abwechselt. Denn härtere Knochen stammen in der Regel von anderen Tierarten als weichere Knochen. Hier ist Abwechslung absolut sinnvoll, um auf einen bedarfsgerechten Calciumgehalt bzw. ein passendes Calcim-Phosphor-Verhältnis zu kommen.
Sonderfall Fertigfutter
Bei Fertigfutter ist es ein bisschen anders. Abwechslung kann man hier eigentlich nur in die Fütterung bringen, indem man unterschiedliche Futtersorten nutzt. Oder aber das Fertigfutter mit frischen Zutaten oder Zusätzen pimpt.
Beides ist natürlich völlig in Ordnung. Bei Katzen geht man den Weg, immer wieder unterschiedliche Futtersorten anzubieten, oft sogar ganz bewusst. Katzen neigen dazu, sich auf eine bestimmte Futtersorte festzulegen, wenn sie diese gewohnt sind. Alles andere wird kategorisch abgelehnt, was auch dann schnell ein Problem wird, wenn der Hersteller die Rezeptur ändert. In dem man Katzen daran gewöhnt, dass Fressbares nicht immer 100%ig derselben Geschmack haben muss, umgeht man das Problem zumindest in großen Teilen.
Katzen stecken Futterwechsel aber meistens auch problemlos weg – kein weicher Kot, kein Sodbrennen, keine Verdauungsstörungen.
Bei Fertigfutter besteht jedoch oft das Problem, dass man gar nicht alle Futterbestandteile genau kennt. Absolut 100%ige Deklarationen sind schon deswegen selten, weil der Gesetzgeber dies nicht vorschreibt. Die Abwechslung, die man also bei einem Futterwechsel erzielt, erstreckt sich aber nicht nur auf die Zutaten, die man auf dem Etikett unter „Zusammensetzung“ findet. Man wechselt unter Umständen auch die enthaltenen Binde- und Verdickungsmittel, die Vitaminvormischungen, die chemischen Verbindungen der einzelnen ernährungsphysiologischer Zusatzstoffe, die Geschmacks- und Aromastoffe. Je ungenauer die Deklaration, desto mehr „Wechsel“ hat man im Zweifelsfall. Dass das nicht jeder Verdauungstrakt unbeschadet mitmacht, ist nachvollziehbar.
Fertigfutter pimpen & Futterergänzungen
Beim Pimpen hat man normalerweise den Vorteil, genau zu wissen, was drinnen ist. Die Zutaten, die man nutzt, sind meistens natürliche Komponenten. Ei, Kräuter, Öle, Bierhefe oder Nüsse.
Allerdings gilt auch hier: Werden viele Zusätze genutzt, deren Inhaltsstoffe nicht ganz klar sind, hat man schnell ein ähnliches Problem wie beim Fertigfutter.
Vor allem, wenn man sehr viele verschiedene (oft gar nicht notwendige) Futterergänzungen, die wiederum auch wieder aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen bestehen, kombiniert. Also beispielsweise ein Alleinfuttermittel mit Vitamintabletten, einem Kombiprodukt für schönes Fell, dazu vielleicht noch eine fertige Kräutermischung mit mehr als 10 verschiedenen Kräutern und ein Kräuter-Bierhefe-Zusatz gegen Zecken. Alles nur als Beispiel. Es geht darum, dass man auch mit natürlichen Zutaten sehr viele unterschiedliche Einzelbestandteile in der Fütterung haben kann. Futterergänzungen sollte man sich daher sehr genau auf ihre Geeignetheit und Notwendigkeit prüfen.
Grundsätzlich gilt: Abwechslung um jeden Preis ist nicht notwendig und oft sogar kontraproduktiv. Nämlich immer dann, wenn man gar nicht so genau sagen kann, was alles in einem Fertigfutter oder einer Futterergänzung drin ist.
Denn dann kann man gar nicht sicher entscheiden, ob es für den jeweiligen Hund und den Einsatzzweck tatsächlich geeignet ist. Oder es am Ende eher ein Faktor ist, der Probleme macht.
Futterwechsel aufgrund von Unverträglichkeiten
Puh. Wo fang ich da an? Das Thema Futtermittelallergie / Futtermittelunverträglichkeiten nimmt gefühlt von Jahr zu Jahr zu. Es ist ein sehr komplexes Problem, für das es selten pauschale Lösungen gibt.
Es beginnt oft aber damit, dass Unverträglichkeiten nicht richtig wahrgenommen oder falsch verstanden werden. Beides ist nachvollziehbar, aber leider ungünstig und kann sich sehr negativ auswirken. Oft wird beispielsweise von einer Unverträglichkeit ausgegangen, die aber gar keine ist. Sondern vielleicht erst später eine wird.
Hä, wie jetzt?
Ok, sagen wir mal, ein Hund hat immer mal wieder etwas weicheren Kot. Geformt, nicht dünnflüssig. Aber ganz deutlich weicher in der Konsistenz. Weil man irgendwie im Kopf hat, dass ein Hundehäufchen immer gleich aussehen soll, ist man beunruhigt. Was, wenn das ein Hinweis auf eine Erkrankung ist? Weicher Kot, das ist doch auch nicht gut für die Analdrüsen! Also befragt man vielleicht prophylaktisch die Suchmaschine seiner Wahl oder andere Hundehalter. Da wird relativ das Schlagwort „Unverträglichkeiten“ auftauchen und der Ratschlag, ein anderes Futter zu probieren.
Also sucht man sich durch und entscheidet sich für ein anderes Futter. Aber das Problem ändert sich nicht, der Hund hat immer noch ab und zu weichen Kot. Dann verträgt er das Futter wahrscheinlich auch nicht, oder? Also das nächste Futter ausprobieren. Und so weiter, und so
Wann ist es eine Futtermittelallergie?
Dass weicher Kot auch ganz andere, viel naheliegendere Ursachen haben kann, wird oft vernachlässigt. Die zuverlässig „genormten“ Häufchen hat man meistens bei Futtermitteln, in denen Inhalts- und Zusatzstoffe verarbeitet sind, die genau das erreichen. Denn für viele Halter sind der Kot und das Fell die besten Indizien dafür, ob es ihrem Hund gut geht. Selbst ein sehr stark unverdauliches Futter bekommt man mit den richtigen Zusatzstoffen so gestaltet, dass der Hund perfekte Häufchen absetzt.
Bei Nassfutter ist der Feuchtigkeitsgehalt höher, schon alleine das kann manchmal für weicheren Kot sorgen. Oder der Hund hat Leckerchen bekommen: Getrocknete Innereien, zusätzliches püriertes Gemüse, Obst, einen Hauch Öl mehr als sonst im Futter, Kauartikel, Milchprodukte. All das kann Auswirkungen auf den Kot haben und dafür sorgen, dass dieser an manchen Tagen weicher ist.
Vielleicht ist es aber auch stressbedingt. Vielleicht tritt der weiche Kot öfter an Tagen auf, nachdem der Hund viele andere Hundebegegnungen hatte, nach neuen Situationen oder an unruhigen Tagen, an denen man selbst gestresst ist.
Manchmal hat man es auch mit Parasiten zu tun oder mit Erkrankungen, das ist natürlich nicht auszuschließen. Gerade wenn beim Beispiel „weicher Kot“ noch andere Symptome dazu kommen oder aus dem weichen Kot echter Durchfall wird. Da hilft im Zweifelsfall eine Kotuntersuchung oder ein Blutbild weiter.
Bevor man also eine Unverträglichkeit annimmt und das Futter wechselt, sollte man die Situation ein bisschen genauer analysieren. Besonders bei häufiger auftretenden Auffälligkeiten kann das helfen, einen neutralen Blick auf das Geschehen zu bekommen. Beispielsweise durch ein Futtertagebuch.
Warum sind häufige Futterwechsel problematisch?
Hunde sind in ihrem natürlichen Nahrungsspektrum immer noch dem Wolf weitestgehend ähnlich. Sie sind weniger spezialisiert auf eine bestimmte Nahrung als Katzen, trotzdem haben sie natürliche Anforderungen an ihre Nahrung.
Schaut man sich wildlebende Tiere an, die jagen (wie beispielsweise Wölfe), dann bestimmt sich Abwechslung in der Fütterung durch Jagdgeschick und das jeweilige Nahrungsangebot im Revier. Wildlebende Wölfe ernähren sich besonders häufig von Fasanen, Hasen bzw. Kaninchen und Rehwild. Es ist also eher nicht so, dass der Speiseplan unendlich vielfältig ist. Auch wenn man Hund und Wolf nicht mehr 100%ig gleichsetzen kann: Es scheint plausibel, dass ein Nahrungsangebot, das die Nährstoffanforderungen eines Tiers weitestgehend ideal erfüllt, im Detail nicht zwingend stark abwechslungsreich sein muss. Das müsste es eher bei weniger auf eine bestimmte Nahrung spezialisierten Tieren sein. Wie etwa bei echten Allesfressern.
Egal, bei welcher Tierart: Der Magen-Darm-Trakt ist immer an die ideale Nahrung angepasst. Darmmikrobiom, Länge des Darms, Art der Verdauung und Nahrungszerlegung. Eben weil Tiere eigentlich nicht ständig die Art der Nahrung wechseln, reagiert der Magen-Darm-Trakt unter Umständen schnell irritiert. Gerade beim Fertigfutter kommt das Problem dazu, dass oft Bestandteile enthalten sind, die hochgradig verarbeitet sind und / oder in der natürlichen Ernährung niemals auftauchen. Dazu gehören zum Beispiel Zusatzstoffe wie Aromastoffe, Säureregulatoren, Trägerstoffe oder Vitaminmischungen, aber auch Füllmittel und hochgradig verarbeitete Bestandteile wie Hydrolysate. Je unklarer oder länger die Zutatenliste, desto schwieriger ist es unter Umständen für den Verdauungstrakt. Und auch für das Immunsystem, das zum überwiegenden Teil im Darm beheimatet ist. Es ist also kein Wunder, dass häufige Futterwechsel nicht selten tatsächlich zu einer Futtermittelunverträglichkeit bzw. Futtermittelallergie führen, die vorher eigentlich nicht bestand.
Was soll man tun, wenn es eine Futtermittelunverträglichkeit ist?
Ähnlich ist es, wenn eine Futtermittelallergie bzw. -Unverträglichkeit tatsächlich besteht. Kommt es in einer Situation mit akuten Symptomen wie weichem Kot / Durchfall, vielleicht zusätzlich mit Juckreiz oder einer Ohrentzündung zu einem Futterwechsel, dann muss der Verdauungstrakt und gfls das Immunsystem mit vielen neuen Impulsen auf einmal zurecht kommen. Das gilt natürlich besonders für Fertigfutter – was aber nicht bedeutet, dass man mit selbst zubereiteter Fütterung aus dem Schneider ist. Oft kommt es nach einer Futterumstellung, zum Beispiel auf eine neue Proteinart, nur zu einer kurzzeitigen Besserung. Dann treten die Probleme, die man eigentlich durch das neue Futter hinter sich lassen wollte, erneut auf. Nicht selten eher noch stärker als vorher.
Irgendwann wird es so gut wie unmöglich, Futterbestandteile zu finden, die noch nie vorher genutzt wurden. Das wäre aber für den Fall wichtig, wenn man die Fütterung noch einmal Schritt für Schritt neu aufbaut. Wie es eigentlich von Beginn an gemacht werden sollte.
Meistens ist der erste Schritt auf dem langen Weg dorthin eine korrekt durchgeführte Ausschlussdiät. Wenn aber sehr viele unterschiedliche Futtersorten genutzt wurden und zwischen vielen verschiedenen Proteinquellen gewechselt wurde, dann verbaut man sich diese Möglichkeit. Dann kann der Hund oder die Katze vielleicht irgendwann wirklich nur noch ein Fertigfutter fressen, das aus allergenarmen, aber dadurch hochgradig verarbeiteten Komponenten wie Hydrolysaten besteht. Was niemand, der sich ein bisschen mit Fütterung beschäftigt, als gute Option sehen wird. Es ist eine Notlösung, wenn nichts mehr anderes geht. Aber mit ausgewogener, natürlich nährstoffreicher Fütterung hat so ein Futter rein gar nichts mehr zu tun.
Oder der Hund / die Katze ist langfristig, manchmal dauerhaft, auf Medikamente angewiesen, um Juckreiz und Co. in den Griff zu bekommen und ein gewissen Lebensqualität wieder zu ermöglichen. Auch das ist eine Lösung, die man sich eher nicht wünscht.
Ich weiß, dass das vielleicht erst einmal ein bisschen überzogen klingt. Aber es ist extrem häufig so, dass man eigentlich unproblematische Situationen verschlimmbessert, indem man unüberlegt und viel zu oft die Futtermittel wechselt. Die Konsequenzen, die das mit sich bringen kann, beeinflussen oft das gesamte Hunde- bzw. Katzenleben.
Was macht man also? Oder: Wie macht man Futterwechsel richtig?
Das Wichtigste ist eine sachliche Analyse der Situation vor dem Futterwechsel.
Dazu gehören Fragen wie:
- Ist der Kot nur ab und zu weich oder regelmäßig? Gibt es dafür naheliegende Erklärungen? Wenn Du Dir nicht sicher bist, führe für mindestens vier Wochen ein Futtertagebuch.
- Kommen zum weichen Kot andere Auffälligkeiten hinzu? Farbveränderungen des Kots, regelmässige Schleimauflagerungen, unverdaute Nahrungsbestandteile? Hier wäre eine Kotanalyse (parasitäre Untersuchung inkl. Giardien, canine Elastase / Chymotrypsin bei Katzen, Darmflorascreen) ein guter Ansatz
- Gibt es andere, typische Symptome für Allergien und Unverträglichkeiten? Juckreiz, Pusteln, Ekzeme, Neigung zu Hotspots und Ohrentzündungen? Auch hier ist eine genauere Abklärung oft sinnvoll. Denk auch immer daran, dass Allergien nicht zwingend mit der Fütterung zu tun haben müssen, mindestens genauso häufig sind Umweltallergien oder eine Kombination.
Nicht das der Futterwechsel selbst ist das Problem, sondern das „wie“ und das „wann“
Genauso wichtig ist: Viel hilft nicht viel. Ein strukturierter Neuaubau der Fütterung ist oft zielführender als wilde Futterwechsel nach Gutdünken. Das Risiko, dass das im ungünstigsten Fall langfristige Auswirkungen haben kann, ist hoch. Besonders, wenn es schon Probleme im Vorfeld gab, die mit dem Magen-Darm-Trakt zu tun haben. Zum Beispiel Giardienbefall, stressbedingte Verdauungsstörungen, Pankreaserkrankungen, Magenprobleme aufgrund von Medikamenten, längere Zeiten einer Mangelernährung bei Tierschutztieren, etc.
Es ist selbstverständlich kein Thema, ab und an das Futter zu wechseln. Bei Katzen ist es oft in einem gewissen Rahmen sinnvoll, um zu starkem Mäkeln vorzubeugen bzw. weil es tatsächlich ein Stück weit normal ist, dass Katzen bekanntes Futter phasenweise verweigern. Aber immer, wenn bereits Anzeichen da sind, dass irgendetwas nicht rund läuft, wenn regelmäßig Verdauungsbeschwerden auftreten oder Vorerkrankungen für Einschränkungen sorgen, dann sollte ein Futterwechsel gut überlegt sein und vor allem nicht plötzlich oder zu einem falschen Zeitpunkt erfolgen. Oft tut man seinem Tier und sich einen größeren Gefallen damit, zuerst die Ursachen einzugrenzen und erst dann danach zu handeln. Auf die Art und Weise kann man unter Umständen verhindern, dass mehr Probleme entstehen. Auf relativ einfache Art und Weise.
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