Man sieht ja oft, was man sehen möchte. Man geht davon aus, dass etwas gut ist, weil einem gesagt wird, dass es gut sei.
Aber es ist wichtig, zu hinterfragen. Und manchmal ganz besonders.
Vor ein paar Tagen habe ich Fertigfutter für Welpen überprüft. Krasser können sich Realität und Mythos kaum gegenüber stehen. Denn das, wovor bei BARF so häufig gewarnt wird, trifft für Fertigfutter mehr als häufig zu: Dass irgendwie nichts richtig passt. Die Nährstoffabdeckung generell oder das Verhältnis von Calcium und Phosphor. Zink erreicht zum Teil nur einen Bruchteil der empfohlenen Mengen, ähnlich sieht es bei Kupfer aus und die Jodzufuhr passt selten genau.
Dass Jod notwendig für die Bildung von Schilddrüsenhormonen ist, dürfte bekannt sein. Gerade im Wachstum ist das von Bedeutung, weil Schilddrüsenhormone auch zu den Mechanismen gehören, die das Knochenwachstum steuern. Sie sind außerdem für die Entwicklung des Nervensystems notwendig und viele Entwicklungsprozesse, die mit der Neubildung von Protein zu tun haben, wie etwa beim Aufbau von Muskulatur.
Ich habe kein Problem mit Fertigfutter. Warum auch? Futter muss zum Tier, zur Bedarfssituation und zum Halter passen. Es muss die grundsätzlichen Anforderungen an die Ernährung von Hunden oder Katzen erfüllen.
Das sind neutrale Kriterien für Futter, die man im Grunde immer anlegt und auf deren Basis die Ergebnisse trotzdem am Ende unterschiedlich ausfallen.
Fertigfuttersorten sind nie so individuell wie selbstgemachte Fütterung. Die Hersteller sind immer auch an den wirtschaftlichen Faktor gebunden und man muss mit Kompromissen leben können. Aber ein Fertigfutter kann grundsätzlich genauso gut oder schlecht sein, wie Rohfütterung auch.
Welpenalter bedeutet: Besondere Sorgfalt bei der Fütterung
Nur: Wir sprechen hier von Welpenfutter. Futter für die Phase, in der der Grundstein für so vieles im späteren Leben gelegt wird: Dazu gehört das Immunsystem, dazu gehören Knochen und Gelenke, dazu gehört die Darmflora.
Und eins kommt noch hinzu – es ist nicht sonderlich schwer, Welpen passend zu füttern. Egal, ob man dafür das Beutetierprinzip oder Fertigfutter-Bedarfswerte zugrunde legt. Oder beides. Es ist einfach nicht schwer. Daher also die Frage: Wie können so viele Welpenfutter so krass daneben liegen?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
Was bedeutet das für die Welpenfütterung?
Aber man kann mehrere Dinge daraus für sich mitnehmen:
- Fertigfutter decken nicht immer alle Nährstoffe ab, wenn man genauer hinschaut. Die Diskussion, ob BARF bedarfsdeckend ist, könnte man genauso in Bezug auf Fertigfutter führen.
- Das bedeutet: Je nachdem,was gefüttert wird und in welcher Menge, kann es sinnvoll sein, Nährstoffe gezielt durch Zusätze zu ergänzen. Beispielsweise Calcium durch etwas zusätzliches Knochenmehl oder Omega-3-Fettsäuren durch Fischöl / Lachsöl / Krillöl. Was genau ergänzt werden muss und in welcher Menge, ist stark vom Futter abhängig.
- Als erste, einfache Maßnahme kann man Futtersorten ähnlicher Qualität (!) abwechseln – allerdings macht das vor allem dann Sinn, wenn die Zusammensetzung und die Vitamine, / Spurenelemente, die dem Futter zugesetzt werden, nicht absolut identisch sind.
- Es muss nicht immer zwingend ein Welpenfutter sein. Genauso gut kann theoretisch ein Futter für erwachsene Hunde / Katzen passen – auch hier kann man gfls mit Zusätzen arbeiten. Aber: Man muss es unbedingt durchrechnen, denn Energiegehalt und Nährstoffabdeckung muss zusammen passen.
- Die Sorge, dass ein Welpe nicht mit allen Nährstoffen versorgt wird, ist beim BARFen nicht berechtigter als bei Fertigfutter.
- Es ist wichtig, dass man genau hinschaut und sich dem Thema Welpenfütterung abseits von Vorurteilen nähert, sich aber auch nicht vom schönen Schein blenden lässt. Wenn Dir etwas komisch vorkommt, frag nach. Die Hauptswachstumsphase bei Welpen ist tatsächlich nur einige Monate lang. In dieser Zeit legt man die Grundlagen für einen gesunden Bewegungsapparat und ein intaktes Immunsystem. Das ist besonders bei Hundewelpen von Bedeutung, die später ein gewisses Körpergewicht auf die Waage bringen werden, also zu den großen / schweren Rassen gehören.
Es besteht also vor allem auch keine Notwendigkeit, sich einreden zu lassen, dass man einen Welpen mit BARF nicht gesund wachsen / groß ziehen kann. 😉
Wenn Du da unsicher bist, wende Dich an eine(n) ErnährungsberaterIn oder eine(n) TierheilpraktikerIn mit Schwerpunkt Ernährung.