Welpen barfen wird oft als besonders schwierig empfunden. Das ist es aber eigentlich nicht, wenn man ein paar Dinge beachtet. Es ist häufig der eigene Kopf, der einem im Weg steht – weil man Angst hat, Fehler zu machen. Und ja, man kann natürlich auch Welpen-BARF so richtig schön vermurksen, aber wenn man sich an das klassische Grundgerüst hält und ein paar Dinge beachtet, dann braucht man sich sehr viel weniger Sorgen machen.
Was man dabei nie vergessen darf: Auch bei Fertigfutter hat man nie eine echte Gewissheit, dass alles passt. Wenn man genau hinschaut, ist die Nährstoff- und Energieversorgung vor allem bei Trockenfutter ein echter Knackpunkt und oft alles andere als ideal.
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Aufteilung BARF für Welpen:
80% Tierisches, 20% Pflanzliches
Der tierische Anteil setzt sich zusammen aus:
50% Muskelfleisch mit einem Fettanteil von etwa 15% (bitte nicht deutlich mehr oder weniger Fettanteil)
20% rohe fleischige Knochen
15% Pansen / Blättermagen (nicht zwingend notwendig, wenn man darauf verzichten möchte, schlägt man diesen Anteil auf das Muskelfleisch auf => 65% Muskelfleisch)
15% Innereien, davon etwa 30% Leber und je 17.5% Herz, Niere, Milz und Lunge
Futtermenge für Welpen
Die richtet sich nach dem Lebensalter, man füttert einen prozentualen Anteil vom jeweiligen Körpergewicht.
Woche 8-23: ca. 6-7%
(zum Teil auch höher, Futtermengen über 9% sind allerdings eher selten und / oder nur phasenweise nötig)
Woche 24-34: ca. 5%
Woche 35-52: ca. 3-4%
Das können immer nur Richtwerte sein, denn je nach voraussichtlichem Endgewicht variiert auch die Futtermenge, das ist ähnlich wie bei adulten Hunden.
Der abgeschlossene Zahnwechsel bedeutet meistens auch, dass die Futtermenge langsam herunter gesetzt werden kann – das Hauptwachstum ist dann ebenfalls abgeschlossen.
Es ist nicht notwendig und sogar kontraproduktiv, Welpen kugelig zu füttern! Wichtig ist ein langsames und gleichmäßiges Wachstum, genau so sollte die Futtermenge bemessen sein. Das gilt besonders für grosse und / oder schwere Rassen. Eine Wachstumskurve kann bei der Einschätzung der Gewichtsentwicklung helfen.
Es hilft, seinen Welpen auch hierbei gut zu beobachten: Hat er richtig Hunger? Ist der „Akku schnell leer“? Oder bleibt immer Futter im Napf zurück? Das könnte z.B. bedeuten, dass die Futtermenge zu gering gewählt ist / die Abstände zwischen den Fütterungen zu groß sind oder aber, dass die Futtermenge zu hoch ist.
Anpassung der Futtermenge
Normalerweise wiegt man seinen Welpen wöchentlich, nach dem Zahnwechsel kann man die Abstände auch etwas länger werden lassen. Man muss etwa alle 7-14 Tage die Futtermenge anpassen, weil dann die Menge nicht mehr zum Gewicht passt. Es ist aber nicht notwendig, die Futtermenge täglich neu zu berechnen, denn auch wenn der Welpe jeden Tag ein bißchen wächst.
Wie oft füttern?
Auch das richtet sich nach dem Alter. Bei Welpen funktioniert die Verdauung noch nicht so geregelt wie bei ausgewachsenen Hunden, und der Magen ist kleiner.
Deswegen füttert man meistens erst 4 x pro Tag, dann 3 x pro Tag. Ab etwa dem 10. Monat kann man auch auf 2 x täglich umstellen, wenn man möchte. Auch hier muss man ein bisschen ausprobieren, was zum Hund und zu den eigenen Möglichkeiten passt. Grundsätzlich gilt aber: Je jünger der Welpe ist, desto öfter muss gefüttert werden.
Knochenfütterung für Welpen
Da Welpen durch das Wachstum einen hohen Calcium- und Phosphorbedarf haben, spielt die Knochenfütterung eine wesentliche Rolle, denn sie stellt die Versorgung mit den beiden Nährstoffen sicher.Man beginnt meistens mit Geflügelknochen wie Hühnerhälsen oder Hühnerkarkassen, dabei sollte es aber nicht bleiben. Denn diese Knochen enthalten recht wenig Calcium.
Daher sollte man darauf achten, verschiedene Knochen zu füttern: Neben Hühnerhälsen / Hühnerkarkassen beispielsweise auch gewolfte Rippen, gewolfte Putenhälse, Kalbsbrustbein etc.
Werden keine Knochen gefüttert, braucht man eine andere Calcium-und Phosphorquelle, im Idealfall ist das Knochenmehl.
Eierschale, Algenkalk oder Calciumcitrat sind als alleinige Calciumquelle in der Fütterung nicht für Welpen geeignet! Je nach voraussichtlichem Endgewicht des Hundes und Futtermenge kann es sinnvoll sein, die Knochenfütterung noch zusätzlich mit Knochenmehl zu ergänzen, das sollte im Zweifelsfall mit einem / einer ErnährungsberaterIn besprochen werden.
Vitamin – D – Versorgung
Damit Calcium in die Knochen eingelagert werden kann, braucht es Vitamin D. Die Versorgung stellt man entweder über Vitamin-D-haltigen Fisch (z.B. Forelle) sicher oder über Dorschlebertran. Oft nutzt man eine Kombi aus beidem.Vitamin D muss zwingend Bestandteil der Fütterung sein, egal, aus welcher der genannten Quellen.
Zusätze / Futterergänzungen
Zwei Zusätze braucht es in jedem Fall beim Welpen barfen: Ein Omega-3-reiches Öl wie Lachsöl, Krillöl oder ein Omega-3-6-9-Öl (Benötigt für die Versorgung mit den essentiellen Fettsäuren DHA und EPA) und Seealgenmehl (Jodversorgung).
Das Seealgenmehl wird wie beim erwachsenen Hund berechnet, also bezogen auf das voraussichtliche Endgewicht des Hundes.
Sinnvoll ist auch die Ergänzung von Linolsäure (z.B. durch gemahlene Nüsse /Saaten oder Hanföl).Bei groß werdenden Rassen kann die Ergänzung von Grünlippmuschelpulver sehr empfehlenswert sein.
Mehr braucht man eigentlich nicht, Ausnahmen bestehen natürlich immer bei kranken Hunden.
Fleischsorten
Für Welpen können alle Fleischsorten gefüttert werden, die auch für erwachsene Hunde in Frage kommen. Allerdings ist es nicht nötig, mehr als drei oder vier unterschiedliche Tierarten zu füttern.
Und ganz wichtig: Auf keinen Fall alles an Tierarten füttern, was es zu kaufen gibt. Auch wenn Abwechslung nicht ganz unwichtig ist, man braucht immer mindestens zwei Fleischsorten von Tieren, die man bewusst nicht füttert. Warum? Für den Fall, dass doch irgendwann man im Leben des Hundes der Verdacht auf eine Futtermittelallergie / Futtermittelunverträglichkeit besteht.
Um herauszufinden, welche Fleischsorten vertragen werden, braucht es dann meistens eine sogenannte Ausschlußdiät. Und die kann man verlässlich nur mit Fleisch von einer Tierart durchführen, die noch nie vorher gefüttert wurde.
Gemüse / Obst
Auch hier kann man fast alles verfüttern, was auch bei adulten Hunden im Napf landet. Meistens beginnt man mit den Gemüsesorten, mit denen man auch die Beifütterung bei Babys beginnt, z.B. Karotten, Pastinake und Kürbis.Sparsam sollte man mit sehr zuckerreichen Obstsorten in größeren Mengen sein, weil das Durchfall verursachen kann und schnelle Energie liefert.
Genauso sollte man zumindest in der Hauptwachstumsphase nicht zu häufig oxalsäurereiche Gemüsesorten wie Spinat, rote Bete, Mangold oder Süßkartoffel roh füttern, weil die enthaltene Oxalsäure die Verwertung von Calcium hemmt. Gekocht kein Problem, dann aber das Kochwasser entsorgen. Roh kann man aber problemlos auf diese Gemüsesorten verzichten, da gibt es genug anderes zur Auswahl.
Brauchen Welpen Kohlenhydrate?
Nö. Meistens verzichtet man beim Welpen barfen auf Kohlenhydrate, besonders bei groß werdenden Rassen. Denn Kohlenhydrate liefern sogenannte schnelle Energie, sind die Mengen davon großzügig bemessen, kann man das gefürchtete „schnelle Wachstum“ provozieren.
Das ist deswegen so ungünstig, weil die Knochen dann schneller ihre genetisch festgelegte maximale Länge erreichen. Was leider immer zu Lasten der Stabilität geht. Genauso haben die Gelenke dann nicht genügend Zeit, sich gesund und stabil auszubilden. Im schlimmsten Fall kann das Erkrankungen des Bewegungsapparates nach sich ziehen.
BARF-Fertig-Menüs
Sind meistens für erwachsene Hunde gedacht und berücksichtigen daher auch idR nicht den erhöhten Calciumbedarf von Welpen. Daher sollte man vor der Verfütterung gut überprüfen, ob das Komplett-Menü überhaupt für Welpen in Frage kommt. Spoiler: Meistens ist das nicht der Fall.
Vorportionieren oder täglich etwas anderes füttern?
Das kann man im Grunde machen, wie man möchte. Allerdings ist es meistens für Welpen einfacher, man rechnet die benötigten Futtermengen pro Woche aus, mischt alle Zutaten zusammen, wiegt die Futtermenge pro Tag ab, packt alles in eine Gefrierdose und friert es ein. Das hat den Vorteil, dass Innereien und rohe fleischige Knochen relativ gleichmäßig über die Woche verteilt sind, was für Welpen zweckmäßig ist.
Die Zusätze gibt man meistens frisch mit zur Fütterung.
Alles in allem also gar nicht so schwer. Klar möchte man gerade bei Welpen alles besonders gut und 100%ig richtig machen, was besonders schnell für Unsicherheiten sorgt. Aber wenn man sich an die beschriebenen Grundsätze hält, muss man mit der Rohfütterung nicht bis nach dem 6. Lebensmonat warten. Das wird zwar oft empfohlen, ist aber genauso pauschal, wie BARF grundsätzlich abzulehnen. Denn was nützt es, ein Fertigfutter zu füttern, nur weil das angeblich „sicherer“ ist, um dann festzustellen, dass die Nährstoffabdeckung damit unter Umständen auch nicht wirklich passt?
Es ist absolut gut und richtig, sich zur Welpenfütterung Gedanken zu machen, auch sehr gerne ein paar Gedanken mehr. Aber was man nicht tun sollte: Sich von der Angst vor möglichen Fehlern überrollen zu lassen. Das ist oft schwer, gerade, wenn es vielleicht Dein erster Hund ist und Du noch keine BARF-Erfahrung hast. Aber nimm Dir die Zeit, dich mit den unterschiedlichen Fütterungsarten genau auseinander zu setzen. Frag andere BARFer, die bereits einen oder mehrere Welpen mit BARF großgezogen haben. Oder nimm Dir eine(n) ErnährungsberaterIn für Hunde mit an die Seite, die oder der Dir einen Plan erstellt.
Wenn Du noch mehr Informationen brauchst: Im Barf-Gut-Podcast drehen sich die Folgen 27, 28 und 30 um das Thema Welpen barfen und die häufigsten Fragen dazu. Zu finden bei iTunes, Spotify und Deezer bzw. überall, wo es Podcasts gibt.