Wie ist das eigentlich, wenn nicht gebarft werden kann? Welche Alternativen hat man dann? Nassfutter? Reinfleischdosen? Selbst kochen?
Gekochte Rationen für Hunde und Katzen werden meistens als kleine Schwester der Rohfütterung gesehen. Eher als Notlösung. Oder als etwas, was aus übertriebener Fürsorge betrieben wird.
Bei BARFern gilt gekochte Fütterung oft als „nicht so wertvoll“ im Vergleich zum Rohfleisch.
Meistens gelangt man über Umwege zur Kochfütterung: Entweder, weil Rohfütterung nicht vertragen wird oder es triftige Gründe wie Erkrankungen gibt, die dagegen sprechen.
Oder man möchte einfach nicht roh füttern. Aber auf der anderen Seite hat sich bei Fertigfutter vielleicht irgendwann einmal ein unbehagliches Gefühl von hinten angeschlichen: Weil man selten ganz genau weiß, was enthalten ist. Oder, weil man „Katzen würden Mäuse kaufen“ gelesen hat. In jedem Fall möchte man etwas ändern.
Dann ist gekochte Fütterung häufig eine Art Kompromiss: Wenn man sich bei BARF zu unsicher fühlt, aber eben auch nicht weiter füttern möchte wie bisher.
„Selbstgekochte Fütterung“ kann vieles sein. Eben alles, was gekocht wird. Aber über die ideale Futterzusammensetzung sagt der Begriff so erst einmal nichts aus. Wenn man sich also nicht schon einmal aus irgendwelchen Gründen im Vorfeld mit BARF / Rohfütterung beschäftigt hat, ist die Gefahr recht hoch, dass die Fütterung nicht ausgewogen ist.
Auch beim selbst kochen muss gewährleistet sein, dass die Fütterung alle wichtigen Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe beinhaltet. Und das ist alleine mit (Muskel-)Fleisch und Gemüse nicht getan.
Deswegen finde ich den Begriff „Koch-BARF“ gar nicht so verkehrt, auch wenn er sich selbst widerspricht. Aber BARF bedeutet eine bestimmte Futteraufteilung, die Berücksichtigung bestimmter einzelner Bestandteile. Und wenn man sich daran als Leitgedanken orientiert, dann ist die Gefahr einer mangelhaften Fütterung schon einmal zu einem guten Stück reduziert. Allerdings nicht aufgehoben, denn bei gekochten Rationen sind ein paar Dinge anders als in der Rohfütterung.
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Wann ist selbstgekochte Fütterung die 1. Wahl?
Es gibt gute Gründe dafür, selbst gekochte Rationen nicht in die Schublade „minderwertiger BARF-Ersatz“ zu stecken, sondern sie als gleichberechtigte Fütterungsart anzusehen.
Es gibt einige Situationen, in denen gegartes Fleisch vorteilhaft sein kann.
Beispielsweise, wenn:
- der Hund oder die Katzen Probleme mit zu wenig Magensäure hat. Dann steht nämlich auch weniger Magensäure zur Verfügung, die die Keime am rohen Fleisch unschädlich machen können. Das kann auch bei älteren Tieren der Fall sein, ohne dass eine Erkrankung die Ursache ist.
- wenn der Organismus möglichst wenig belastet werden soll. Das kann zum Beispiel nach OPs der Fall sein, bei schweren, zehrenden Erkrankungen (z.B. Krebs), bei Infektionskrankheiten, etc.
- wenn die Fütterung möglichst hochverdaulich sein muss, wie bei vielen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes: Magenschleimhautentzündungen, akute oder chronische Darmentzündungen, IBD (Inflammatory Bowel Disease)…. In solchen Fällen ist der erste Ansatzpunkt die Auswahl der Futterbestandteile, Kochen kann die Verdaulichkeit zusätzlich erhöhen.
- bei einer akuten Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung
- bei sehr mäkeligen Hunden / Katzen. Da kann man unter Umständen sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Gerade Katzen mögen leicht warmes Fleisch oft sehr gerne. Und falls zum Beispiel eine hohe Keimbelastung des Fleisches der Grund für die Futterverweigerung ist, dann hat man das Problem direkt mit aus der Welt geschafft.
Wie füttert man denn genau?
Auch bei der gekochten Fütterung nutzt man etwa 2-3% des Körpergewichts als Tagesmenge, bei Katzen 2-4%. Ähnlich ist auch die Zusammensetzung, man übernimmt hierbei grösstenteils die beim BARFen übliche Aufteilung zwischen tierischen und pflanzlichen Futterbestandteilen bei Hunden. Und bei Katzen entsprechend die bei der Rohfütterung übliche Aufteilung zwischen tierischen Bestandteilen und Ballaststoffen.
Auch bei den Innereien wählt man die, die beim BARFen genutzt werden. Und auch beim Selbstkochen sollte man nicht auf Innereien verzichten. Denn man hat beim Kochen zwar einige Nährstoffeinbußen, wichtige Vitamine wie z.B. Vitamin A sind jedoch hitzestabil. Und wenn man keine Leber füttert, ist es bei Hunden sehr schwer, die notwendige Menge Vitamin A in die Fütterung zu bekommen, bei Katzen unmöglich.
Auf je mehr Futterbestandteile man verzichtet, desto mehr ist man auf Futterzusätze angewiesen, die die fehlenden Nährstoffe ergänzen. Dazu weiter unten mehr.
Bei Hunden sollte man auch das Gemüse bzw. auch das Obst kochen. Obst verwendet man ohnehin nur in kleinen Anteilen. Man muss dann das Gemüse / Obst auch nicht ganz fein pürieren, wie man es beim BARFen macht. Es reicht, wenn man es in kleinere Stücke schneidet, das Garen schließt die Pflanzenfasern dann soweit auf, dass sie für Hunde verwertbar sind.
Und Getreide / Kohlenhydratquellen? Klar, für Hunde kein Problem, solange man die auch bei der Rohfütterung empfohlene 10%-Marke nicht überschreitet. Vor allem, wenn eher mageres Fleisch gefüttert wird, braucht man eine Kohlenhydratquelle als Energielieferant.
Fisch?
Auch in Sachen Fisch bestehen keine Änderungen zur Rohfütterung. Man baut 1-2 x pro Woche einen Vitamin-D-haltigen Fisch in die Fütetrung ein – ebenfalls gekocht. Das kann z.B. (Wild-)Lachs sein oder Forelle. Bei Lachs muss man unter Umständen etwas mit den Gräten aufpassen. Bei filetiertem Lachs, wie man ihn im Supermarkt kaufen kann, sind die Gräten (weitestgehend) entfernt. Aber bei Lachs, den man in BARF-Shops kaufen kann, sind z.T. noch die unzerkleinerten Gräten enthalten. Die dürfen nicht mit gekocht noch sonstwie mit verfüttert werden, dazu sind sie zu groß und werden genau wie Knochen in gegartem Zustand sehr spröde. Die Verletzungsgefahr ist daher nicht ganz ohne.
Was unterscheidet gekochte Fütterung von Rohfütterung?
Unter Hitzeeinfluss ändert sich die Struktur von Proteinen. Dabei bleibt aber die Zusammensetzung des Proteins, also die Reihenfolge der Aminosäuren sowie die Aminosäuren selbst, unverändert. Nur die Oberflächenstruktur wird beeinflusst. Was wiederum bedeutet, dass für Carnivoren gekochte Proteine aus tierischen Quellen nicht grundsätzlich minderwertiger sind als unverarbeitete Proteine. Entscheidend ist vor allem die Proteinqualität als solche. Und da gilt das, was in rohem Zustand auch gilt: Bindegewebe wie Pansen und pflanzliche Proteine sind schwerer verdaulich als Muskelfleisch. Das ändert sich auch in gekochtem Zustand nicht wesentlich.
Und sonst?
Es gibt aber durchaus einige Punkte, in denen sich die gekochte Fütterung von der Rohfütterung unterscheidet. Denn durch das Garen werden Zellen zerstört und Wasser tritt aus. Den Effekt kennt jeder, der schon einmal Fleisch angebraten hat: Es tritt Fleischsaft aus, das Stück in der Pfanne kann (je nach Fleischqualität) mal mehr, mal weniger schrumpfen.
Wenn Wasser austritt, bedeutet das aber auch: Einige Nährstoffe werden ausgeschwemmt, vor allem wasserlösliche Vitamine. Und die Fütterung beinhaltet weniger Feuchtigkeit. Beides Gründe, das Kochwasser immer mit verfüttern.
Nährstoffverlust
Nicht alle Vitamine sind gleichermaßen unempfindlich gegenüber Hitzeinwirkung. Verluste betreffen vor allem einige B-Vitamine: Vitamin B1, Vitamin B5, Vitamin B6 und Vitamin B12, aber auch Vitamin C. Der Vitamin-C-Verlust beim Kochen ist für Hunde und Katzen allerdings nicht so entscheidend, weil sie Vitamin C selbst produzieren können. Auch um andere Vitamine, wie etwa Vitamin A, Vitamin D oder andere B-Vitamine muss man sich weniger Gedanken machen. Sie sind relativ hitzestabil. Leichte Einbußen durch Hitze sind zwar möglich, aber wenn die Fütterung ansonsten sinnvoll zusammen gestellt ist, ist die Gefahr von Defiziten gering.
Keine Knochen!
Gekochte Fütterung bedeutet immer, dass man auf die Fütterung von Knochen verzichten muss. Jedenfalls in gegartem Zustand. Denn auch hier werden Wasser und Stoffe wie Kollagen ausgeschwemmt, die den Knochen elastisch halten. Füttert man also gegart, muss man darauf achten, dass eine andere Calciumquelle in der Fütterung enthalten ist. Normalerweise sind das Zusätze wie Fleischknochenmehl, Eierschalenmehl oder Calciumcitrat.
Was ist mit Fett?
Klar, auch bei selbst gekochten Rationen braucht es einen passenden Anteil an tierischem Fett. Das gilt für Hunde und Katzen gleichermaßen, für Katzen ist das tierische Fett lebensnotwendig. Heisst: Es braucht durchwachsenes Fleisch. Fettarme Hühnerbrust als Hauptbestandteil der Fütterung ist keine Option oder nur dann, wenn zusätzlich (tierisches) Fett ergänzt wird.
Um Zusätze kommt man nicht herum
Genau wie beim BARFen kommt für die ausreichende Nährstoffabdeckung in erster Linie auf die Zusammensetzung der Fütterung an. Also in diesem Fall, da die Knochenfütterung ja entfällt: Muskelfleisch, Innereien, Fettanteil.
Auf Pansen oder Blättermagen verzichtet man meistens, weil man dafür schon wirklich starke Geruchsnerven braucht und der Geruch meistens auch eine ganze Weile in der Wohnung hängen bleibt. Aber grundsätzlich kann man selbstverständlich auch Pansen oder Blättermagen verwenden.
Und wie bei der Rohfütterung gilt auch: Alles, was an Nährstoffen nicht über die einzelnen Futterbestandteile ausreichend abgedeckt ist, muss auf anderem Wege ergänzt werden. Bei gegarter Fütterung also in jedem Fall B-Vitamine und Calcium.
Je nachdem, wie die Fütterung im Detail aufgebaut ist, sind weitere Zusätze empfehlenswert: Zum Beispiel Seealgenmehl (Jod) oder ein Omega-3-reiches Öl (Fischöl, Lachsöl, Krillöl).
Und dann gibt es natürlich noch den Sonderfall, dass man nur wenig von dem füttern kann, was eigentlich notwendig oder sinnvoll wäre und deswegen Versorgungslücken hat. Vor dem Problem steht man z.B. öfter, wenn man für einen Allergiker kocht. In solchen Fällen kann man übergangsweise auf ein All-in-One-Komplettzusatz zurück greifen.
Für Katzen haben sich diese Zusätze schon recht lange etabliert, bei Hunden sind sie eigentlich nur im Notfall gebräuchlich. Aber in solchen Situationen können sie hilfreich sein, denn sie enthalten eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Was man allerdings beachten muss: Die vom Hersteller angegebenen Dosierungsempfehlungen sind keine individuellen Angaben. Es kann also gut sein, dass Dein Hund oder Deine Katze eine abweichende Menge benötigt, vor allem, wenn es um Erkrankungen geht. Da solltest Du dann lieber auf Nummer Sicher gehen und Dir einen Ernährungsberater mit ins Boot holen, der den individuellen Bedarf berechnet und weiß, auf welche Nährstoffe es gfls. besonders ankommt.
Was heisst „Kochen“ genau?
Eigentlich sollte man besser von „garen“ sprechen. Denn das, was man auf keinen Fall macht: Die Futterbestandteile „tot zu kochen“. Je länger man kocht, je höher die Hitze, die einwirkt, desto mehr Nährstoffe gehen verloren. Da es aber hauptsächlich um die Verdaulichkeit und Absenkung der Keimbelastung geht, ist es auch überhaupt nicht notwendig, das Fleisch gefühlte Ewigkeiten unter Volldampf kochen zu lassen.
Das Gegenteil ist der Fall: Man gart das Fleisch bzw. die Innereien am besten entweder schonend im Wasserbad oder im Dampfgarer, bis es soeben komplett durchgegart ist. Das dauert bei Stücken in Gulaschgrösse oder mehr natürlich etwas länger als bei gewolftem Fleisch. Es ist aber ratsam, eher grössere Fleischstücke zu nutzen, denn bei Gewolftem geht durch die grössere Gesamtoberfläche mehr Wasser und damit mehr an Nährstoffen verloren.
Im Wasserbad verwendet man auch nur soviel Wasser, dass das Fleisch gerade so bedeckt ist und das Fleisch komplett auf dem Topfboden verteilt ist. So läuft der Garprozess am gleichmäßigsten und man hat nicht zuviel Wasser im Topf.
Ist das nicht ziemlich aufwändig? Selbstgekochtes vorbereiten.
Gleich vorweg: Man muss nicht jeden Tag die Tagesration frisch kochen. Das kann man selbstverständlich machen, ist aber die zeitintensivste Variante.
Es spricht nichts dagegen, die fleischigen Zutaten für eine Woche oder mehr zu mischen, (etappenweise) zu garen, abzuwiegen und portioniert einzufrieren. Gleiches kann man mit dem Gemüse machen. Kohlenhydrate / Getreide kocht man meistens frisch für 1-2 Tage und bewahrt die Reste im Kühlschrank auf. Die Zusätze kann man entweder mit einfrieren oder tageweise separat ergänzen.
Einkochen?
Haltbar machen kann man auch durch einkochen. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden: Im Backofen, im Einkochtopf oder im Einkochautomaten.
Allerdings sollte man sich vorher gut über Einkochen und Hygiene informieren. Denn wenn man Fleisch und Fisch unter Vakuum einkocht, können die gefürchteten Botulismus-Bakterien (Clostridium botulinum) entstehen. Die Sporen können z.B. am Fleisch, aber auch am Gemüse anhaften. Unter idealen Lebensbedingungen, zu denen Luftabschluß und ein bestimmter PH-Wert gehört, fangen sie dann in Ruhe an, zu Wachsen und zu Gedeihen. Da Botulismus tödlich ist, kommt man nicht darum herum, sich mit dem Thema Einkochen vorher etwas zu beschäftigen.
Wenn man nicht unter Vakuum einkocht, dann müssen die Portionen nach dem Kochen eingefroren werden, damit sie ausreichend lange haltbar sind.
Fazit
Auch beim selbst kochen kommt man nicht darum, sich Wissen anzueignen, um die bestmögliche Fütterung herstellen zu können. Aber wenn man sich darüber im Klaren ist, welche Anforderungen die Fütterung abdecken muss, ist gekochte Fütterung eine weitestgehend gleichwertige Fütterung zu BARF. Klar, es gibt Unterschiede und gekochte Nahrung ist auch immer verarbeitete Nahrung mit allen Vor-und Nachteilen.
Aber es ist immer noch ein deutlicher Unterschied, ob man ein eher minderwertiges Fertigfutter serviert oder aber wie bei der Rohfütterung auch Einfluss auf alles hat, was so im Futter landet. Individuell abstimmen und anpassen kann.
Es ist ja auch nicht so, dass die Festlegung auf eine Fütterungsart für immer sein muss. Vielleicht ist gekochte Fütterung für einen bestimmten Zeitraum die beste Lösung und man stellt danach langsam wieder auf roh um. Vielleicht ist Koch-BARF die Variante, mit der man sich selbst erst einmal sicherer fühlt als mit Rohfütterung. Und irgendwann hat man die gewisse Routine, man weiß, was unbedingt in die Fütterung gehört und was weggelassen werden kann. Das ist dann vielleicht der Punkt, an dem man sich auch an BARF heran traut.
Und selbst, wenn nicht: Alles kein Problem. Man kann einen Hund oder eine Katze auch lebenslang mit gekochter Fütterung versorgen, solange die grundlegenden Bedürfnisse abgedeckt sind.
Links
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